Gerinnungsfaktoren als Ursache?

Schubförmige Multiple Sklerose

Die Entstehung der Multiplen Sklerose ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der chronisch-entzündlichen Erkrankung und dem Blutgerinnungssystem besteht, konnten Wissenschaftler nun erstmals nachweisen.

Bei Multipler Sklerose (MS) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems. Insbesondere junge Erwachsene sind davon betroffen. Vor wenigen Monaten beschrieb die Forschergruppe der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg Essen (UDE) in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universitäten Münster und Würzburg die Rolle von Gerinnungsfaktoren wie die des Gerinnungsfaktors XII im Mausmodell der MS. Jetzt konnten sie feststellen: „Auch bei erkrankten Menschen sind diese und andere Gerinnungsfaktoren offenbar sehr bedeutend. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind sie die entscheidenden Motoren des schädlichen Entzündungsprozesses, der nach und nach das zentrale Nervensystem der Betroffenen angreift und zerstört“, fasst Prof. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Essen zusammen.

Bei MS-Patienten verschiedene Gerinnungsfaktoren erhöht

„Wir haben untersucht, wie sich gesunde Menschen und Patienten mit neuroimmunologischen Krankheiten bei verschiedenen Gerinnungsfaktoren unterscheiden“, erklärt Dr. Kerstin Göbel von der Universitätsklinik für Allgemeine Neurologie in Münster. Das Experiment zeigt: Dort, wo Entzündungen stattfinden, ist nicht nur der Faktor XII erhöht, der Ausgangspunkt für die Bildung von Fibrin zur Blutgerinnung ist. Auch der Spiegel der Gerinnungsfaktoren Prothrombin und FX ist im Blut von Patienten mit schubförmiger MS höher als bei Gesunden. 

Entdeckung bietet neue Therapieansätze

„Unsere Untersuchung legt nahe, dass Gerinnungsfaktoren die Entzündungsprozesse bei neurologischen Krankheiten maßgeblich vorantreiben“, erläutert der Münster Forschungsgruppenleiter Prof. Sven Meuth. „Und dies macht sie zu idealen Zielen, die mögliche künftige Therapien aufgreifen könnten“, ergänzt Prof. Christoph Kleinschnitz. Doch wie schnell heutige Patienten von dieser Entdeckung in einem Therapieansatz profitieren können, ist noch fraglich. Fakt ist, dass die Forschung zur schubförmigen Multiplen Sklerose einen bedeutenden Schritt weiter gekommen ist. 

Quelle: Neurologen und Psychiater im Netz

Autor*innen

Julia Schmidt/Universitätsklinikum Essen/Neurologen und Psychiater im Netz | zuletzt geändert am um 07:33 Uhr


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