Knochenmarkspenden retten Leben

Leukämie:

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Dank einer Knochenmark­spende haben viele Kinder mit Leukämie noch ihr ganzes Leben vor sich.

Für viele Leukämie-Patienten ist eine Knochenmarkspende die einzige Chance zu überleben. Leider gibt es viel zu wenige Spender. Dabei ist es so einfach, Lebensretter zu werden: Meistens reichen ein Wattestäbchen und eine Blutabnahme.

Wo das Blut herkommt

Der Ursprung des Bluts liegt im Knochenmark. Dort befinden sich die Stammzellen, aus denen sich die Blutzellen bilden. Bei einer Leukämie ist die Blutbildung gestört. Die Stammzellen entwickeln sich ausschließlich zu bösartigen weißen Blutkörperchen. Diese verdrängen die normal funktionierenden Blutzellen und befallen Leber, Milz, Gehirn oder Haut. Chemo- oder Strahlentherapien können die geschädigten Stammzellen zwar zerstören, aber nicht durch gesunde ersetzen. Deshalb brauchen Leukämie-Patienten, unter denen sich auch viele Kinder und junge Erwachsene befinden, Stammzellen von einem gesunden Spender.

Was nicht passt, wird abgestoßen

Aber nicht jeder kann für jeden spenden. Dies ist nur möglich, wenn sich die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger ähneln. Eigenes und fremdes Gewebe unterscheidet der Körper anhand bestimmter Eiweiß­strukturen auf den Oberflächen von Körperzellen – den so genannten HLA-Antigenen. Erkennt das Immunsystem transplantierte Zellen als fremd, stößt es sie ab. Deshalb kommt als Spender nur jemand mit sehr ähnlichen HLA-Merkmalen in Frage. Die Suche nach einem solchen „genetischen Zwilling“ ist aber oft schwierig. Nur jeder dritte Patient findet in seiner Familie einen geeigneten Spender, alle anderen sind auf eine Fremdspende angewiesen – manchmal sogar vom anderen Ende der Welt.

Spenderdateien führen genetische Zwillinge zusammen

Spender werden kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 55 Jahren. Wer sich bei einer der etwa 30 deutschen Knochenmarkspenderdateien wie der DKMS registrieren lassen möchte, muss sich dort lediglich online oder telefonisch anmelden. Dann bekommt der künftige Spender zwei Wattestäbchen zugeschickt, mit denen er sich gründlich über die Innenseiten der Wangen fährt. Die Wattestäbchen schickt er weiter in ein Labor, das den Gewebetyp bestimmt. Weil die Laboruntersuchung etwas kostet, muss der Spender eine Gebühr von 50 Euro entrichten, die er von der Steuer absetzen kann. Die Spenderdaten werden anonym im Zentralen Knochenmarkspender-Register gespeichert, auf das Ärzte weltweit zugreifen können. Stimmen die Gewebemerkmale eines registrierten Spenders und eines bedürftigen Patienten überein, folgen weitere medizinische Tests. Erst, wenn diese Tests bestätigen, dass eine Behandlung mit den Stammzellen des Spenders möglich ist, muss dieser sein endgültiges Einverständnis geben.

Leben retten – so einfach geht es

Wer sich für eine Spende entscheidet, muss sich heute meistens keiner Operation mehr unterziehen. In 80 Prozent der Fälle lassen sich die Stammzellen auf einfache und schonende Weise aus dem Blut gewinnen. Zunächst bekommt der Spender Wachstumsfaktoren verabreicht. Das führt dazu, dass seine Stammzellen aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf wandern. Anschließend nehmen Ärzte dem Spender Blut ab, waschen die Stammzellen heraus und führen das Blut dem Kreislauf wieder zu. Diese Behandlung erfolgt an zwei aufeinander folgenden Tagen, dafür muss der Spender aber nicht im Krankenhaus übernachten. Um die verlorenen Stammzellen im Knochenmark zu ersetzen, braucht der Körper nur etwa zwei Wochen. Wer Stammzellen spendet, damit ein Leukämie-Patient weiterleben kann, hat also nichts zu verlieren.

Autor*innen

Markus Kessel | zuletzt geändert am um 15:39 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.