Erkältung oder Grippe?

Erkältungsmythen

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Gegen eine Erkältung helfen oft Hausmittel und rezeptfreie Mittel aus der Apotheke, wenn man frühzeitig mit der Behandlung beginnt.

Wenn die Erkältung uns fest im Griff hat, fallen wir schnell auf Werbeversprechen oder gutgemeinte Ratschläge der Familie herein. Die Apothekerkammer Niedersachsen räumt mit Irrtümern rund um die Erkältung auf.

Irrtum 1: Erkältung und Grippe sind identisch

Das ist ein Irrtum! Die „echte“ Grippe, im Fachjargon Influenza genannt, ist eine durch Viren aus den Gattungen Influenzavirus A oder B ausgelöste Infektionskrankheit bei Menschen. Umgangssprachlich wird die Bezeichnung Grippe häufig auch für eine Erkältung verwendet. Bei einer Erkältung handelt es sich jedoch um einen grippalen Infekt, eine deutlich harmloser verlaufende Infektion, die durch andere Viren verursacht wird als die „echte“ Grippe. Erkältung und Grippe ähneln sich in ihrem Beschwerdebild. Kopf- und Gliederschmerzen haben beispielsweise sowohl Erkältungs- als auch Grippepatienten. Ausprägung der Symptome und zeitlicher Verlauf unterscheiden sich jedoch. 

Eine Erkältung beginnt eher schleppend und meist mit einem Kratzen im Hals. Eine verstopfte Nase ist typisch für eine Erkältung. Husten kommt meist erst dazu, wenn die anderen Symptome schon abgeklungen sind. Einer Erkältung begegnet man am besten mit „Abwarten und Tee trinken“: viel Ruhe, ausreichend trinken, abschwellende Nasentropfen benutzen und eventuell ein Schmerzmittel gegen Kopf- und Gliederschmerzen einnehmen. Welches Medikament für sie das richtige ist, erfahren Patienten bei ihrem Apotheker.

Eine Grippe beginnt meist plötzlich und heftig. Innerhalb weniger Stunden fühlen sich Betroffene sehr krank und schwach und bekommen Fieber über 38°C. Patienten haben meist von Anfang an trockenen Husten. Der für Erkältungen so typische Schnupfen ist bei einer Grippe dagegen eher selten. Bis sich ein Grippekranker komplett erholt hat, können Wochen oder gar Monate vergehen. Bei Abwehrschwäche drohen Komplikationen wie eine Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Entzündung des Herzmuskels.

Irrtum 2: Medikamente heilen eine Erkältung im Flug

Das stimmt leider nicht. Bis eine Erkältung wieder abgeklungen ist dauert es mit oder ohne Arzneimittel ungefähr 14 Tage. Medikamente machen die Erkrankung aber erträglicher. Nasenspray und Halstabletten lindern die Symptome, „heilen“ können sie die Erkältung nicht.

Irrtum 3: Ein Kombipräparat ist die einfachste Lösung

Falsch! Kombipräparate in flüssiger Form enthalten bis zu 18 Prozent Alkohol, beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit und sind nicht für jedermann geeignet. Sie kommen bei Asthma, Bluthochdruck oder Erkrankungen der Schilddrüse nicht in Frage. Kinder sollten diese Medikamente ebenfalls nicht einnehmen. Die Apothekerkammer Niedersachsen rät zu einer individuell abgestimmten Medikation, die den einzelnen Symptomen gerecht wird. Wer zum Beispiel nur Schnupfen hat, braucht kein Kombipräparat gegen Husten und Schnupfen.

Irrtum 4: Hausmittel bringen nichts

Falsch! Hausmittel sind sehr effektiv. Am Anfang einer Erkältung empfehlen Apotheker bei Frösteln oder Schnupfen eine Schwitzkur mit Linden- oder Holunderblütentee. Malventee hilft gegen Hustenreiz, Thymiantee löst den Schleim. Tees sind immer eine gute Maßnahme, da Kranke viel warme Flüssigkeit zu sich nehmen sollten. Wer kein Fieber hat, kann ein Bad mit ätherischen Ölen nehmen. Bei Fieber ist eine Inhalation die bessere Lösung.

Irrtum 5: Husten ist ein Erkältungssymptom

Husten ist nicht gleich Husten. Betroffene sollten in der Apotheke immer erst ihre Symptome beschreiben. Handelt es sich um trockenen Reizhusten oder um schleimlösenden Husten? Der Apotheker empfiehlt die passende Therapie oder rät zu einem Arztbesuch.

Irrtum 6: Bei einer Erkältung braucht man keinen Arzt

Eine Erkältung ist in den meisten Fällen harmlos. Wer aber starke Symptome aufweist oder länger als drei Tage Fieber hat, sollte dringend einen Arzt aufsuchen. Bei Säuglingen, immungeschwächten Personen oder älteren Menschen ist Vorsicht geboten.

Irrtum 7: Erkältung kommt von Kälte

Das stimmt nur bedingt. Erkältungen werden überwiegend von Viren ausgelöst. Bei einem starken Abwehrsystem können Viren nichts ausrichten, auch nicht, wenn man ein bisschen friert. Bei einem schwachen Immunsystem haben Viren eine gute Angriffsfläche. In diesem Fall ist der Körper schnell mit der Abwehr überfordert, wenn er auskühlt. Ein weiteres Problem sind die durch Heizungsluft und Kälte ausgetrockneten und rissigen Schleimhäute. Über sie können die Viren leicht in den Körper eindringen. Hier helfen Sprays, die Schleimhäute feucht zu halten.

Autor*innen

Sandra Göbel/Apothekerkammer Niedersachsen | zuletzt geändert am um 12:23 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.