Tipps für erholsamen Schlaf

Schlafprobleme durch Medikamente

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Maßnahmen zur Schlafhygiene sorgen für erholsamen Schlaf.

Medikamente können Schlafprobleme hervorrufen. Welche Arzneimittel das sind und wie Patienten eine Abhängigkeit verhindern, verrät Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer.

Herr Donner, warum ist gesunder Schlaf so wichtig?

Der Mensch muss regelmäßig, gut und ausreichend schlafen, um auf Dauer körperlich, geistig und seelisch gesund und leistungsfähig zu bleiben. Denn im Schlaf regeneriert sich der Körper, während das Gehirn die Zeit zur ‚Datenverarbeitung‘ nutzt. Schläft man immer wieder zu wenig oder schlecht, leiden Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Man ist dann weniger leistungsfähig und kreativ, dazu häufig reizbar, nervös und abgeschlagen. Auch Kreislauf und Stoffwechsel, das Immunsystem und viele andere Körperfunktionen werden in Mitleidenschaft gezogen. Schlafstörungen müssen deshalb immer behandelt werden, Betroffene sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen.  

Wann spricht man denn von Schlafstörungen?

Gelegentliche unruhige Nächte sind normal. Von chronischen Schlafstörungen spricht man, wenn der Schlaf mindestens einen Monat lang in drei oder mehr Nächten pro Woche gestört ist. Am häufigsten sind Ein- oder Durchschlafprobleme und Früherwachen. Aber auch Atmungs- oder Bewegungsstörungen sowie nächtliche Aktionen (Bettnässen, Schlafwandeln) kommen vor. Meist handelt es sich um so genannte sekundäre Insomnien, die verschiedene Ursachen haben können: neben einer Reihe körperlicher und psychischer Erkrankungen zählen dazu Stress, äußere Störfaktoren (Schichtarbeit), falsche Schlafgewohnheiten oder der Lebenswandel. Auch Medikamente können der Grund sein.  

Medikamente können den Schlaf beeinträchtigen?

Gestörter Schlaf ist eine häufige Nebenwirkung vor allem bei Arzneimitteln, die aufs zentrale Nervensystem oder das Hormonsystem wirken. Dazu zählen antriebssteigernde Antidepressiva, Bluthochdruck- und Herzmittel sowie Appetitzügler, aber auch koffeinhaltige Schmerz-, Husten- und Erkältungsmittel. Oft treten solche Nebenwirkungen jedoch nur vorübergehend zu Behandlungsbeginn auf. Wer seine Schlafstörung für möglicherweise medikamentenbedingt hält, sollte dies unbedingt mit dem verschreibenden Arzt besprechen. Keinesfalls darf man ärztlich verordnete Medikamente eigenmächtig absetzen. Dagegen kann schon eine mit dem Arzt abgestimmte Änderung der Wirkstoffkombination oder des Einnahmezeitpunkts Besserung bringen. Diuretika [harntreibende Medikamente, Anmerkung von der Redaktion] etwa sollte man generell besser nicht abends einnehmen.

Was halten Sie von Schlafmitteln?

Mit Schlafmitteln sollte man immer vorsichtig umgehen, denn sie verursachen – besonders in höherem Alter – Nebenwirkungen wie Benommenheit, Verwirrtheit, Muskelschwäche, Schwindel, Unruhe oder Stimmungsschwankungen. Oft kommt als Nachwirkung auch eine verstärkte Tagesmüdigkeit hinzu. Und: Schlafmittel können auch selbst wieder zu Schlafproblemen führen. Synthetische Präparate, vor allem Benzodiazepine und die neueren sogenannten Z-Drugs wie Zolpidem und Zopiclon, können bei langfristiger Einnahme – da reichen schon drei bis vier Wochen aus – zu Gewöhnungseffekten führen und abhängig machen. Häufig wird zwar konstant eine therapeutisch übliche niedrige Dosis eingenommen. Werden die Mittel dann jedoch auf einen Schlag abgesetzt, riskiert man quälende Entzugserscheinungen wie Alpträume, Schlaflosigkeit, Verkrampfungen, Angst oder Nervosität. Um diese Symptome zu vermeiden, werden die Mittel dann wieder eingenommen. 

Was kann man tun, um einer Gewöhnung zu entgehen?

Es gibt verschiedene alternative Methoden, um der Schlafprobleme Herr zu werden. Dazu gehören Stressabbau, gezielte Entspannung und die Überprüfung beziehungsweise Änderung von Schlafbedingungen und Lebensgewohnheiten. Oft lässt sich die Schlafqualität schon mit wenigen einfachen Maßnahmen effektiv verbessern: ausreichend Bewegung am Tag, Entspannungstechniken am Abend, feste Bettgehrituale, der Verzicht auf schwere Mahlzeiten und Alkohol am Abend oder – vor allem bei älteren Menschen, die einen geringeren Schlafbedarf haben – das Weglassen des Mittagsschlafs. Wer auf Schlafmittel nicht verzichten kann oder möchte, sollte sie nur begrenzte Zeit einnehmen und zum Absetzen in Absprache mit dem Arzt allmählich die Dosis verringern. Oder: auf pflanzliche Mittel umsteigen, die in der Apotheke rezeptfrei erhältlich sind. Hier gibt es Dragees oder Tropfen mit Baldrian, Melisse, Hopfen, Passionsblume oder Lavendel. Unterstützend kann man sie auch noch in Form von Tees oder Badezusätzen anwenden. Da aber auch pflanzliche Alternativen, etwa Johanniskraut, nicht gänzlich frei von Nebenwirkungen oder anderen Risiken sind, sollte man sich vom Apothekenpersonal bei der Auswahl beraten lassen.

Autor*innen

Julia Schmidt/SLAK | zuletzt geändert am um 11:00 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.