Viele Schädel-Hirn-Verletzungen durch Sportunfälle bleiben unerkannt und werden deshalb nicht ausreichend behandelt – mit teils gravierenden Folgen. Sportler sollten Kopfverletzungen immer qualifiziert abklären lassen, empfehlen Neurologen.
Mehr als 44.000 leichte Schädel-Hirn-Verletzungen durch Sportunfälle diagnostizieren Ärzte jährlich in Deutschland. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, berichten die Neurologen des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil in Bochum. Denn vielfach bleiben Kopfverletzungen unerkannt, da eine neurologische Untersuchung nach dem Sportunfall ausbleibt.
Gehirnerschütterungen ernst nehmen
Kopfverletzungen durch Stürze oder Schläge kommen gehäuft bei körperbetonten Sportarten wie Boxen oder Eishockey vor, geschehen aber regelmäßig auch in anderen Sportarten. Nicht immer sind die Symptome eindeutig, sodass die Betroffenen vielfach darüber hinweg gehen. Vor allem die leichten Schädel-Hirn-Traumata werden zu oft auf die leichte Schulter genommen“, erläutert Prof. Dr. Martin Tegenthoff, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik im Bergmannsheil. Dadurch drohen längerfristige Gehirnschäden. „Dieses Risiko besteht vor allem dann, wenn man mehrfach und wiederholt vermeintlich leichte Gehirnerschütterungen erleidet“, berichtet Prof. Tegenthoff.
Beschwerden bei Kopfverletzungen
Mögliche Folgen einer unzureichend behandelten Kopfverletzung sind anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel, eine eingeschränkte Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit. Auch neurologische Beschwerden wie Gang-, Seh- oder Sprachstörungen oder neuropsychologische wie Störungen im Gefühlsleben und Sozialverhalten können auftreten. Um Gehirnschäden vorzubeugen, sollten Sportler eine Kopfverletzung immer durch einen Neurologen abklären lassen – auch bei unspezifischen oder schwachen Beschwerden.
Experten-Netzwerk klärt auf
Im Verbund mit den berufsgenossenschaftlichen Kliniken (BG Kliniken) in Hamburg, Berlin, Halle und Murnau hat das Bergmannsheil das „Schädel-Hirn-Trauma-Netzwerk Sport“ begründet, um betroffenen Sportlern eine kompetente Anlaufstelle für Diagnostik und Therapie von Schädel-Hirn-Verletzungen zu bieten. Das Netzwerk der BG Kliniken kooperiert dabei mit der Hannelore Kohl Stiftung im Rahmen der Initiative ‚Schütz Deinen Kopf!‘. Die Stiftung hat zum Ziel, die Öffentlichkeit und speziell Amateur- und Profisportler, Vereine, Trainer und Betreuer verstärkt für das Problem unerkannter Gehirnerschütterungen zu sensibilisieren.
Informationen sowie eine App mit Tipps für den Spielfeldrand sind auf der Seite www.schuetz-deinen-kopf.de verfügbar.
Quelle: Klinikum der Ruhr-Universität Bochum