Bei Verhaltensänderung zum Arzt

Gehirnerschütterung bei Kindern

Eine Gehirnerschütterung bei Vorschulkindern kann das Erlernen von Kommunikationsfähigkeiten beeinträchtigen. Verhaltensänderungen spiegeln sich vor allem in der Interaktion zu den Eltern wieder.

Eine Gehirnerschütterung (commotio cerebri) ist die leichteste Form eines Schädel-Hirn-Traumas, die durch einen Aufprall oder Anschlagen des Kopfes ausgelöst wird und zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns führt. Diese äußert sich durch eine Bewusstlosigkeit des Betroffenen, die einige Sekunden bis 15 Minuten andauert. Für höchstens eine Stunde können sich Betroffene an diese Zeitspanne nicht erinnern (Amnesie). Leichte bis mäßige Kopfschmerzen, Schwindel sowie Übelkeit und Erbrechen sind weitere Anzeichen einer Gehirnerschütterung.

Gehirnerschütterung beeinträchtigt Sozialverhalten

Bis zu etwa 2 Prozent der Vorschulkinder erleiden jährlich eine Gehirnerschütterung. Dies hat eine Studie kanadischer Forscher der Universität Montreal ergeben. „Das junge Gehirn ist besonders anfällig für Verletzungen, weil der Schädel noch dünn und formbar ist“, erläutert Prof. Miriam Beauchamp, leitende Autorin der Studie. „In den Monaten, die der Verletzung folgen, zeigen sich als erste erkennbare Zeichen dieser kleinen Schäden Schwierigkeiten bei kleinen Kindern im sozialen Bereich und dort insbesondere im Verhältnis zu ihren Eltern.“

Eltern-Kind-Interaktion spiegelt Verhaltensänderungen wieder

Erleidet ein Kind in diesem Alter eine Gehirnerschütterung, besteht die Gefahr, dass die Kopfverletzung den Erwerb neuer Fähigkeiten beeinträchtigt, zum Beispiel das Erlernen von Kommunikationsfähigkeiten. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die Qualität der Eltern-Kind-Interaktion infolge einer Gehirnerschütterung deutlich schlechter war als bei Gleichaltrigen ohne eine Gehirnerschütterung. Da die Kommunikation zwischen Eltern und Kind von mehreren Faktoren beeinflusst wird, sind weitere Studien erforderlich.

Die Experten geben Eltern zu bedenken: „Wenn Eltern nach einem Unfall, bei dem sich das Kind eventuell den Kopf gestoßen hat, Verhaltensänderungen bei ihrem Kind bemerken und diese mehr als ein paar Wochen anhalten, sollten sie mit ihrem Kinder- und Jugendarzt beziehungsweise einem Neurologen sprechen“, riet Beauchamp.

Englischsprachige Studie im Journal of Neuroscience, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.

Autor*innen

12.05.2016 | Julia Schmidt/Ärzte im Netz-Redaktion