Wehret den Anfängen – dieses Sprichwort bewahrheitet sich auch bei der Behandlung von Multiple Sklerose. Wer bereits nach den ersten Warnsignalen mit der Therapie beginnt, hat gute Aussichten, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern.
Taube Arme und Beine, Seh- und Gleichgewichtsstörungen sind ein ernstzunehmendes Warnsignal. Denn Anzeichen dieser Arte deuten häufig auf eine beginnende Multiple Sklerose (MS) hin. Die Symptome treten zumeist schubförmig auf und verstärken sich im Laufe der Jahrzehnte.
Erste Langzeitstudie zur frühen Multiple-Sklerose-Therapie
Wo liegt der optimale Zeitpunkt für den Therapiebeginn – beim ersten Verdacht oder nach gesicherter Diagnose? Mit dieser Frage befassten sich Wissenschaftler der Universität und des Universitätsspitals Basel (USB). Über 11 Jahre hinweg untersuchten und behandelten sie über 460 MS-Patienten. Zu Studienbeginn zeigten alle Versuchsteilnehmer erste Anzeichen einer Multiplen Sklerose und mindestens zwei asymptomatische Krankheitsherde im MRI (Kernspintomographie), hatten aber noch keine endgültige Diagnose erhalten. Nach dem Zufallsprinzip bildeten die Forscher zwei Gruppen. Das erste Team erhielt schon zwei Monate nach den ersten Symptomen das Medikament Interferon β-1b, das zweite erst nach zwei Jahren.
Frühe Behandlung erweist sich als überlegen
Studienteilnehmer, die frühzeitig mit der Therapie begonnen hatten, entwickelte mit 33 Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit eine Multiple Sklerose. Erkrankten sie dennoch, erlitten sie ihren ersten Rückfall durchschnittlich nach 1888 Tagen. Patienten aus der Placebogruppe hatten dagegen nach etwa 931 Tagen mit dem ersten Rückfall zu rechnen. Insgesamt reduzierte die frühe Behandlung die Schubhäufigkeit um 19 Prozent.
Experte rät bei Multiple Sklerose zu raschem Handeln
„Unsere Studie bestärkt uns darin, Betroffenen bereits beim ersten Auftreten von hochverdächtigen MS-Symptomen dringend eine vorbeugende Therapie zu empfehlen“, betont Studienleiter Prof. Ludwig Kappos, Chefarzt für Neurologie am USB. Die frühzeitige Therapie könne den Ausbruch verzögern oder sogar verhindern, erklärt der Experte.
Quelle: Universität Basel