Ein Leben ohne Computer und Internet ist für die meisten nicht mehr vorstellbar. Vor allem Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit in der virtuellen Welt. Sie finden in sozialen Netzwerken Freunde und tauschen Neuigkeiten aus. Problematisch wird die Situation, wenn die Zeit am Computer überhandnimmt.
Alarmsignale beachten
Bleibt das echte Leben auf der Strecke, sprechen Experten von Computersucht. Ähnlich wie bei anerkannten Drogen, zum Beispiel Alkohol oder Zigaretten, bestimmt der Computer das Leben. Doch woran erkennen Eltern, ob sich die Computernutzung des Nachwuchses noch im normalen Rahmen bewegt?
„Warnzeichen können sein, wenn Kinder und Jugendliche zuvor bestehende nichtmedienbezogene Freizeitaktivitäten aufgeben oder diese spürbar reduzieren“, erklärt Prof. Hebebrand von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Sie gehen nicht länger in den Fußballverein oder mit Freunden ins Kino, sondern verbringen ihre Zeit in der virtuellen Welt.
„Weitere Hinweise sind veränderte Verhaltensgewohnheiten in der Familie. Jugendliche nehmen nicht mehr an gemeinsamen Aktivitäten wie Ausflügen oder Mahlzeiten teil, sondern verweilen stattdessen lieber vor dem Computer“, berichtet der Experte. Betroffene Kinder und Jugendliche sind allgemein leicht reizbar und schwer für andere Aktivitäten zu begeistern. Sie wollen sich nicht vorschreiben lassen, wie lange und wozu sie den Computer nutzen. Konflikte in der Familie sind programmiert.
Zeitlimits setzen
Um Computersucht vorzubeugen, sind klare Verhaltensregeln wichtig. Experten empfehlen, Kinder frühestens ab drei Jahren an den Computer zu lassen. Im Alter von drei bis fünf Jahren sollten sie sich maximal eine halbe Stunde täglich damit beschäftigen. Bis zum zehnten Lebensjahr können Eltern die tägliche Zeit am Computer schrittweise auf eine Stunde erhöhen. Für Jugendliche ist ein wöchentliches Budget von ungefähr acht Stunden optimal.
Wann Sie zum Arzt gehen sollten
Häufig verbringen Jugendliche in der Pubertät auffällig viel Zeit am Computer und in sozialen Netzwerken. Im Alter zwischen 12 und 15 Jahren gehört es einfach dazu, sich stundenlang über das Internet Nachrichten zu schreiben und sich auf dem Laufenden zu halten. Im Normalfall gibt sich das wieder, wenn die Jugendlichen älter und damit mobiler werden.
Handeln sollte man, wenn langfristig Depressionen auftreten oder die Jugendlichen vor ihrem Computer vereinsamen. „Es ist dann wichtig, professionelle Hilfe durch einen Kinder- und Jugendpsychiater in Anspruch zu nehmen“, rät Prof. Hebebrand. Verhaltens- und Psychotherapie helfen, die Ursachen für das Problem zu finden und zu beheben. In einigen Fällen ist der Einsatz von Medikamenten sinnvoll. Vielen Betroffenen hilft ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik am besten, ihr Problem in den Griff zu bekommen.