Nüchtern nicht nötig?

Cholesterin-Test

Mit leerem Magen im Wartezimmer sitzen – für einen Cholesterintest leider erforderlich. Zu Unrecht, wenn es nach kanadischen Forschern geht. Ihrer Meinung nach genügt es, wenn die Ärzte wissen, wie lange die letzte Mahlzeit her ist.

Mit vollem Magen zum Bluttest

Kanadische Forscher werteten die Daten von mehr als 200.000 Patienten aus, die ihre Blutfettwerte – das sogenannte Cholesterin – untersuchen ließen. Anders als hierzulande, dürfen die Patienten in Kanada inzwischen vor der Blutfettanalyse frühstücken. Einzige Bedingung: Die Patienten müssen dem Arzt genaue Angaben darüber machen, wie lange die letzte Mahlzeit zurückliegt.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass es für das Gesamtcholesterin kaum eine Rolle spielte, ob das letzte Essen eine Stunde oder 16 Stunden zurücklag. Die Blutfettwerte wichen im Durchschnitt keine zwei Prozent voneinander ab. Die Werte des schädlichen LDL-Cholesterins variierten dagegen um bis zu zehn Prozent. Bei den Triglyceriden – kleinen Fettteilchen – lagen die Werte bis zu 20 Prozent auseinander, da diese bereits wenige Stunden nach dem Essen ins Blut übergehen.

Tendenz da, genaue Werte fehlen

Das Verfahren der Blutfettbestimmung trotz vollem Magen wird in Kanada seit letztem Jahr getestet. Die kanadischen Forscher argumentieren: „Das Fasten vor solchen Blutentnahmen ist für die Patienten unangenehm und könnte die Bereitschaft zur Mitarbeit verringern“.

Wo genaue Werte benötigt werden, gerät die Blutuntersuchung ohne Nüchternheit jedoch schnell an ihre Grenzen. Zudem ist unklar, ob sich den kanadischen Ergebnissen ebenso gut wie bei einer Nüchternblutentnahme das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ablesen lässt. Aus diesem Grund ist eine Abkehr von der Blutentnahme bei Nüchternheit in Deutschland nicht in Sicht.

Autor*innen

Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 17:41 Uhr