Süßholz wurde in Griechenland durch die Skythen, ein Volk nomadischer Steppenreiter, bekannt. Der griechische Naturforscher Theophrast lokalisierte das Vorkommen der Pflanze in der Nähe des Asowschen Meeres und erwähnte die heilende Wirkung der Wurzel bei Husten und Atemwegserkrankungen. Die medizinische Bedeutung des Süßholzes wurde über die Jahrhunderte in mehreren Kräuterbüchern erwähnt. Heilkundige empfehlen die Anwendung hauptsächlich bei Husten und Atemwegsbeschwerden wie Bronchitis und Laryngitis, raten jedoch auch bei Tuberkulose und Beschwerden der Harnwege zu Süßholz.
Wissenschaftlicher Name: Glycyrrhiza glabra.
Charakteristik
Die verschiedenen Arten der Pflanze sind in unterschiedlichen Teilen der Erde beheimatet. So finden sich Exemplare der Glycyrrhiza glandulifera im südöstlichen Europa und in Westasien, während die Glycyrrhiza pallida den Irak und die Glycyrrhiza tyica den Süden Europas sowie Südwesten Asiens besiedeln.
Die ausdauernde Staudenpflanze wird 1 - 2 Meter hoch. Jedes Jahr werden die kräftigen und rauhen Stengel neu getrieben. Sie verästeln sich von unten an oder nur im oberen Teil. Süßholz entwickelt zunächst eine lange, starke Pfahlwurzel. Später treten Nebenwurzeln und ein stark verholztes Rhizom hinzu. Die wechselständigen Laubblätter entwickeln 3 - 8 unpaarig gefiederte Blätter und sind 10 -20 Zentimeter (cm) lang. Zusätzlich hat die Pflanze kleine Nebenblätter.
Die aufrechten, blaulila Blütenstände wachsen in den Blattachseln und werden 10-15 cm, die einzelnen Blüten 1 - 1,5 cm lang. Medizinisch werden die ungeschälten, getrockneten Wurzeln und deren Ausläufer sowie die Sprossachse einschließlich der Wurzeln verwendet. Arzneilich werden ebenso ein eingestellter ethanolischer Fluidextrakt und ein eingestellter Trockenextrakt genutzt. Allgemein bekannt ist der Süßholzsaft, der eingedickt als sogenannte Lakritze nicht nur als Arznei-, sondern auch als Genussmittel verwendet wird.
Anwendungsbereiche
Süßholzsaft
Innere Anwendung: bei Magenentzündungen und -geschwüren, virale Leberentzündungen, zur Prophylaxe von Geschwüren
In Lebensmitteln: Süßholzsaft ist Grundlage bei der Herstellung von Lakritze und Aromastoff für Getränke wie Bier oder Teemischungen sowie weiterer Lebensmittel und von Kautabak.
Süßholzwurzel
Innere Anwendung: bei Geschwüren der Magenschleimhaut und des Zwölffingerdarms, bei chronischen Magenentzündungen sowie bei Entzündungen der oberen Atemwege
In der Volksmedizin: innerlich bei Blinddarmentzündungen, Verstopfungen, Entzündungen des Magen-Darms-Trakts und Urogenitaltraktes sowie zur Förderung der Menstruation, Milchbildung und Harnausscheidung; auch bei Epilepsie und als potenzsteigerndes Mittel; äußerlich bei Dermatosen
Indische Medizin: innerlich bei Magengeschwüren, Kopfschmerzen, Bronchitis, Augenerkrankungen und Halsschmerzen; äußerlich als Haarpflegemittel gegen Ergrauung der Haare sowie bei Wunden
Chinesische Medizin: bei Halsschmerzen, Eiterbeulen, Vergiftungen bei Säuglingen und Kindern sowie bei Milzstörungen
Landwirtschaft: als Dünger in der Pilzzucht
Dosierung
Süßholzsaft
Tee: 1 Teelöffel Saft mit einer Tasse heißem Wasser übergießen und 5 min ziehen lassen. Vor dem Trinken die festen Bestandteile der Droge abseihen. 1 Stunde nach der Mahlzeit trinken.
Tropfen: Auch in Tropfenform als Zubereitungsform Elixier e Succo Liquiritiae, sogenannte Dänische Brusttropfen, erhältlich. Die Tagesdosis beträgt 25 Tropfen.
Süßholzwürzel
Tee: 4-5 g (1-2 TL) auf 150 ml Wasser verwenden. Dafür das heiße Wasser darüber gießen und 10 - 15 min ziehen lassen. 1 Tasse nach den Mahlzeiten trinken.
Tagesdosis: 5-15 g Droge
Risiken und Nebenwirkungen
Risiken und Nebenwirkungen der bestimmungsgemäßen Anwendung der therapeutischen Dosen der Droge sind nicht bekannt. Wenn über einen längeren Zeitraum hohe Dosen (Süßholzwurzel ab 50 g und Süßholzsaft ab 20 g täglich) eingenommen werden, besteht das Risiko auf Hypokaliämie, Hypernatriämie, Ödeme, Hypertension und Herzbeschwerden. Deswegen sollte die Droge nicht länger als 6 Wochen angewendet werden.
Nicht angewendet werden sollte Süßholzwurzel bei chronischen Leberentzündungen, cholestatischen Lebererkrankungen, Hypertonie, Hypokaliämie, schwerer Niereninsuffizienz und Leberzirrhose. Frauen sollten während der Schwangerschaft ebenso auf die Einnahme von Süßholz verzichten. Bei chronisch-exzessiver Einnahme von Genussmitteln mit Süßholz können Hypokaliämie, Bluthochdruck und Ödeme auftreten. Von der Anwendung von Magen-Darm-Präparaten mit Süßholz ist Patienten mit Hypertonie, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schwangeren abzuraten.
Eine Wirkungsverstärkung ist bei gleichzeitiger Therapie mit Thiazid- und Schleifendiuretika möglich. Grundsätzlich ist die Medikation von Süßholzwurzel mit dem Arzt beziehungsweise mit dem Apotheker abzususprechen.
Anwendung in Lebensmitteln
Die Süßholzwurzel wird bei der Herstellung von Lakritze, Kautabak und Ale verwendet.
Quelle: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke: Heilpflanzen CD-ROM (Herbal Remedies), 2003 MedPharm