Melisse

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Im griechisch-römischen Altertum diente die Melisse außer als Heilpflanze vor allem als Bienenweide. Der griechische Pharmakologe Dioskurides sah in ihr ein gutes Mittel gegen die Stiche von Skorpionen und Spinnen sowie Hundebisse.

Melisse förderte als Sitzbad die Menstruation, als Mundspülung half sie gegen Zahnschmerzen und als Einlauf gegen die Ruhr. Der römische Gelehrte Plinius ergänzte diese Anwendungen um ein Mittel gegen Verdunklung der Augen. Plinius und Dioskurides waren der Meinung, dass Melissenöl offene Wunden ohne Infektion heilen könne.

Wissenschaftlicher Name: Melissa officinalis L.

Charakteristik

Das Verbreitungsgebiet der Melisse erstreckt sich auf die Kaukasusländer, Türkei, Marokko, Tunesien, die Iberische Halbinsel und den Balkan. Medizinisch verwendet werden das durch Destillation gewonnene Öl, die getrockneten Laubblätter, die frischen Blätter und die ganze Pflanze.

Anwendungsbereiche

Innere AnwendungBei nervöser Unruhe, Einschlafstörungen (Förderung der Schlafbereitschaft), funktionellen Magen-Darm-Beschwerden mit Blähungen. Eine Kombination mit anderen beruhigend wirkenden Drogen erscheint sinnvoll.

Äußere Anwendungbei Lippenherpes.
Volksmedizin: innerlich bei Nervenleiden, Unterleibserkrankungen und Magenerkrankungen auf nervöser Basis, bei "Hysterie" und "Melancholie", chronischen Bronchialkatarrhen, nervösem Herzklopfen und Erbrechen, Migräne, Nervenschwäche sowie Zahn-, Ohr- und Kopfschmerzen, auch bei hohem Blutdruck. Äußerlich bei Rheuma, Nervenschmerzen und steifem Nacken. Diese Anwendungen sind wissenschaftlich nicht belegt. Homöopathie: Bei Regelstörungen

Sonstige Verwendung

Haushalt: frische Blätter als Gewürz in Salaten und Soßen

Dosierung

Tagesdosis: Tee/Aufguss: 1,5–4,5 g Droge (3–7 TL) auf 150 ml, 10–15 min. ziehen lassen, mehrmals täglich eine Tasse. Bei Kombination wird in der Regel Trockenextrakt mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis von 4–6:1 (Auszugsmittel: Ethanol 30 Vol.-% oder gereinigtes Wasser) verwendet.
Homöopathisch: 5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung alle 30–60 min (akut) und 1–3 mal täglich (chronisch); parenteral: 1–2 ml s. c. akut: 3-mal täglich; chronisch einmal täglich.

Wirkung und Nebenwirkungen

Im Laborversuch ließ sich eine antibakterielle, antivirale, antioxidative und antihormonale Wirkung feststellen. Im Tierversuch zeigte sich, dass Melisse die Gallenabsonderung anregt und gegen Geschwüre wirkt. Weiterhin existieren diverse tierexperimentelle Daten, die die beruhigende Wirkung von Melisse belegen.

In Studien mit unter Schlaflosigkeit leidenden Patienten wurde die therapeutische Wirksamkeit einer standardisierten Kombination aus Baldrian und Melisse untersucht. Schlafqualität, Tagesbefinden und klinischer Gesamteindruck verbesserten sich signifikant. Weitere Studien führten zu ähnlichen Ergebnissen im Hinblick auf Einschlaf- und Durchschlafstörungen und nervöse Unruhen.

Anwendung in Lebensmitteln

Melisse wird häufig als Küchenkraut in Salaten, Desserts und Soßen verwendet und ist Inhaltsstoff von Backwaren, tiefgekühlten Molkereiprodukten, alkoholischen und alkoholfreien Getränken. Eine alkoholhaltige Arznei (Melissengeist), die im 17. Jahrhundert in einem französischen Karmeliterinnenkloster erfunden wurde, wird heute noch rezeptfrei in Apotheken und Drogerien angeboten.

Die Pflanze wirkt beruhigend, antioxidativ, antibakteriell, antiviral, antihormonal, hilft gegen Blähungen und regt die Gallenabsonderung an. Sie besitzt somit ein großes Potenzial als möglicher Inhaltsstoff in speziellen Diätprodukten.

Autor*innen

Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke | zuletzt geändert am um 13:44 Uhr