Testosteron und SHBG (Sexualhormonbindendes Globulin)

Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon. Es wird vornehmlich in den Hoden des Mannes gebildet, darüber hinaus bei beiden Geschlechtern in der Nebennierenrinde und bei Frauen gering auch in den Eierstöcken. Die Hauptwirkung des Testosterons besteht in einer Förderung der männlichen Geschlechtsmerkmale, der Samenproduktion und des Geschlechtstriebs, darüber hinaus wirkt es u. a. muskelaufbauend. Die Testosteronbildung wird vom luteinisierenden Hormon (LH) gesteuert. Im Blut ist Testosteron zu über 95 % an SHBG (Sexualhormonbindendes Globulin) gebunden, wirksam ist aber nur das freie Testosteron. Standardmäßig wird das Gesamt-Testosteron bestimmt, also die Summe aus freiem und an SHBG gebundenem Testosteron.

Eine Studie hat gezeigt, dass Testosteron Männer unempfindlicher gegen entzündlich-allergische Erkrankungen wie Asthma, Rheuma oder Schuppenflechte macht, indem es die Aktivität des Enzyms Phospholipase D vermindert. Dieses Enzym fördert die Produktion von Entzündungsstoffen in den Immunzellen. Testosteron vermindert auch die Enzymaktivität in weiblichen Immunzellen.

Normalbereich (Blut) 

Gesamt-Testosteron: 

  • Männer: 3–10 ng/ml (10,4–34,7 nmol/l) 
  • Frauen vor den Wechseljahren: < 0,86 ng/ml (< 3 nmol/l) 
  • Frauen nach den Wechseljahren: < 0,05 ng/ml (< 0,17 nmol/l). 

Freies Testosteron: 

  • Männer: 80–280 pg/ml (280–970 pmol/l) 
  • Frauen vor den Wechseljahren: 3–13 pg/ml (10,5–45 pmol/l). 

Indikation 

Ursachen erhöhter Testosteron-Werte 

  • Männer und Frauen: Nebennierenrindentumor, Doping mit Androgenen 
  • Männer: Hodentumoren, angeborene Störungen mit unzureichender Androgenwirkung trotz Vorhandensein von Testosteron durch Gewebeunempfindlichkeit (Androgenresistenz, Androgenrezeptor-Defekte) 
  • Frauen: Polyzystische Ovarien (PCO)Cushing-SyndromAdrenogenitales Syndrom, Eierstocktumoren. 

Ursachen erniedrigter Testosteron-Werte 

  • Männer und Frauen: Fettsucht, Unterernährung, schwere chronische Erkrankungen, chronische Stress-Situationen, nach größeren Operationen, Alkohol-und Drogenmissbrauch, Dauereinnahme von Medikamenten (insbesondere Kortison und andere Hormonpräparate) 
  • Männer: Störungen der Hodenfunktion, z. B. bei Klinefelter-Syndrom 
  • Frauen: Funktionseinschränkung der Nebennierenrinde, nach den Wechseljahren, Einnahme der „Pille“. 

Hinweise 

Die Werte hängen von zahlreichen Einflüssen ab, z. B. Tageszeit, vorangegangene körperliche Anstrengung, bei Frauen Zeitpunkt im Menstruationszyklus. 

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Ingrid Wess in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). | zuletzt geändert am um 12:20 Uhr