Scharfe Gewürze wie Chilischoten, Ingwer oder Knoblauch erfreuen sich großer Beliebtheit – und das nicht ohne Grund. Sie peppen fade Gerichte auf und haben zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften. Doch wie so oft liegt der Schlüssel in der richtigen Menge.
Schmackhafte Schmerzen
Chili, Pfeffer, Senf, Meerrettich und Co. verfügen über unterschiedliche Inhaltsstoffe. Doch eines haben sie gemeinsam: Sie stimulieren in der Mundschleimhaut die Rezeptoren, die für Schmerz zuständig sind. Dadurch rufen sie den charakteristischen scharfen Geschmack hervor. Neurowissenschaftlich betrachtet empfinden wir beim Verzehr von scharfen Speisen Schmerzen. Durch die Reizung der Schmerzrezeptoren setzt der Körper Glückshormone frei, die sogenannten Endorphine. Gleichzeitig reagiert der Körper mit Hitzewallungen und Schweißausschüttung.
Dabei gelten scharfe Speisen doch eigentlich als gesund. Mit kleinen Abstrichen lässt sich das auch bestätigen, erläutert Sonja Berg, Ernährungsexpertin bei der Siemens Betriebskrankenkasse (SBK): „Die positiven Effekte dieser körperlichen Reaktion sind in heißen Ländern wohl bekannt: Durch Transpiration wird der Körper gekühlt. Weiter werden Kalorien verbrannt und die Durchblutung des Gewebes stimuliert, was die Schleimhäute anregt und das Geschmacksempfinden steigert.“ Vermehrter Speichelfluss wirke sich zudem positiv auf die Zahngesundheit aus. Und wer scharfes Essen nicht gewohnt ist, isst automatisch langsamer und dadurch weniger, weil die Sättigungsgrenze schneller erreicht wird.
Mit dem Würzen nicht übertreiben
Grundsätzlich ist scharfes Essen – in Maßen genossen – für gesunde Erwachsene unbedenklich. „Allerdings sollte man es nicht übertreiben“, warnt die Expertin, denn bei übermäßigem und zu intensivem Konsum drohen körperliche Beschwerden. Die Symptome reichen von Atemnot über Schleimhautreizung, Übelkeit oder Erbrechen bis hin zu Bluthochdruck und einem Kreislaufkollaps. Scharfes Essen fördert zudem die Produktion der Magensäfte, was Sodbrennen begünstigt. Im Zusammenhang mit stark würziger Ernährung sind ferner Durchfall und Blasenirritationen bis hin zur Blaseninkontinenz bekannt.
Ein bedenklicher Trend sind nach Meinung der Expertin sogenannte ‚Scharf-Ess-Wettbewerbe‘, von deren Teilnahme aus medizinischer Sicht stark abzuraten ist. Auch kleine Kinder sollten nach Möglichkeit kein scharfes Essen zu sich nehmen, rät Sonja Berg.