Reiseapotheke nicht vergessen

Krank im Urlaub:

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Wer mit der Familie verreist, braucht eine Reiseapotheke, die für alle reicht und auch für Kinder geeignet ist.

Wer demnächst in den Sommerurlaub startet, hat wohl eher Sonne und frische Luft im Sinn als Sonnenbrand und Schniefnasen. Leider ist aber auch auf Reisen niemand vor Wehwehchen oder ernsteren Erkrankungen gefeit. Deshalb lohnt es sich, beim Kofferpacken auch an die Gesundheit zu denken.

Andere Länder – andere Arzneien

Im Urlaub krank zu werden, ist schon schlimm genug. Wer in der fremden Umgebung auch noch das passende Medikament suchen muss, hat es erst recht schwer. Denn viele Wirkstoffe haben im Ausland andere Namen oder sind überhaupt nicht erhältlich. In manchen Ländern sind billige und qualitativ minderwertige Fälschungen im Umlauf. Und Beipackzettel in einer fremden Sprache helfen nicht dabei, die Medizin richtig zu dosieren. Eine vor dem Urlaub zusammengestellte Reiseapotheke erspart also viel Unsicherheit und Ärger.

Was wirklich jeder braucht

An vielen schönen Orten wie Stränden, Waldseen oder im Gebirge sind Sonne und Mücken treue Reisebegleiter. Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor zwischen 30 und 50 und Insektenabwehrmittel sind deshalb ein Muss. Wichtig ist, das Sonnenschutzmittel immer zuerst aufzutragen. Ist der Sonnenbrand erst einmal da oder die Haut zerstochen, lindert ein Antihistamingel den Juckreiz. Auch bei allergischen Hautreaktionen ist es sehr nützlich. Unbedingt nötig ist außerdem ein jod- oder alkoholhaltiges Desinfektionsmittel, damit sich kleinere Schnitte oder Wunden nicht entzünden. Gegen die Reisekrankheit wirken so genannte Antivertiginosa, die es als Tabletten oder Kaugummis gibt.

Wer regelmäßig Medikamente wie Insulin oder Blutdrucksenker braucht, sollte sich vor jeder Reise ausreichend damit eindecken. In vielen Ländern gibt es übrigens Einfuhrbeschränkungen für Medikamente. Deshalb ist es wichtig, eine ärztliche Bescheinigung dabei zu haben, die den eigenen Medikamentenbedarf nachweist. Diese sollte möglichst in der jeweiligen Landessprache oder zumindest auf Englisch verfasst sein.

Husten, Schnupfen, Fieber

Auch in warmen Regionen ist es möglich, sich zu erkälten. Besonders wenn im Hotel die Klimaanlage auf Hochtouren läuft und draußen die Sonne brennt, ist die Gefahr groß, sich eine Erkältung zu holen. Ein Nasenspray, Hustenlöser und Lutschtabletten gegen Halsschmerzen gehören in jede Reiseapotheke. Gegen leichtes Fieber und Schmerzen helfen Acetylsalicylsäure – der Wirkstoff in Aspirin® – sowie Paracetamol oder Ibuprofen. Wer über 39 Grad Fieber hat, muss aber auf jeden Fall zum Arzt. Fieberthermometer also nicht vergessen.

Kulinarische Freuden und Leiden

Die exotische Küche ferner Länder erfreut den Gaumen oft mehr als den daran nicht gewöhnten Magen. Im außereuropäischen Ausland lässt außerdem die Wasserqualität oft zu wünschen übrig. Ungefähr jeder fünfte Reisende erkrankt deshalb an Durchfall. Einigermaßen sicher ist, wer nur durchgegarte Mahlzeiten und sauberes Wasser aus versiegelten Flaschen zu sich nimmt. Wasser aus der Leitung sollte man am besten meiden oder – wenn es nichts anderes gibt – vor dem Trinken abkochen. Wenn es dennoch im Darm rumort, müssen Sie vor allem den Flüssigkeits- und Salzverlust ausgleichen. Für diesen Fall empfiehlt es sich, ein Elektrolytepulver mitzunehmen. Wenn unterwegs der Durchfall allzu sehr plagt und ein regelmäßiger Gang zur Toilette nicht möglich ist, helfen Kohletabletten oder loperamidhaltige Medikamente. Diese Mittel hemmen die Darmfunktion für etwa 48 Stunden. Aber Vorsicht: Es können Nebenwirkungen wie Krämpfe oder Darmlähmungen auftreten, und für Kinder sind diese Medikamente tabu.

Gewappnet gegen Verletzungen und Unfälle

Vielen reicht es heute nicht mehr, in den Ferien nur am Strand oder Pool herumzuliegen. Sie gehen lieber Wandern, Bergsteigen, auf Radtouren oder Kanufahrten. Mit der Aktivität steigt aber auch das Verletzungsrisiko. Bei leichten Prellungen oder Zerrungen hilft Heparinsalbe oder ein kühlendes Schmerzgel. Außerdem sollte jeder Reisende ein paar Mullbinden, Kompressen, Pflaster, eine Schere und Einmal-Gummihandschuhe dabei haben. Sehr nützlich ist eine Pinzette, um Zecken oder Splitter aus der Haut zu entfernen.

Antibiotika mitnehmen – Ja oder Nein?

Schwere bakterielle Infektionen müssen mit Antibiotika behandelt werden. Es gibt so genannte Breitbandantibiotika, die gegen mehrere Erregertypen wirken. Allerdings sollten Reisende sich wirklich nur im Notfall selbst damit behandeln – das heißt, wenn innerhalb von 24 Stunden kein Arzt zu erreichen ist. In Ländern mit guter medizinischer Versorgung gehören also keine Antibiotika in die Reiseapotheke.

Jede Reiseapotheke ist anders

Menschen haben verschiedene gesundheitliche Probleme und Bedürfnisse. Deshalb gibt es nicht die eine richtige Reiseapotheke für alle. Überlegen Sie sich am besten vor Reiseantritt, wo Ihre gesundheitlichen Schwachstellen liegen und packen Sie Ihre Reiseapotheke entsprechend. Das spart viel Platz und Geld. Beim Zusammenstellen der Medikamente sind außerdem Risiken und Nebenwirkungen zu beachten. Von Paketlösungen aus dem Internet ist dringend abzuraten. Individuellen und fachkundigen Rat gibt es dagegen in Ihrer Apotheke. Der Apotheker weiß am besten, welche Wirkstoffe und Präparate geeignet sind und wie die Medikamente unterwegs gelagert werden müssen. Wenn Sie schon eine Reiseapotheke besitzen, sollten Sie vor jedem Urlaub auf die Haltbarkeitsdaten schauen und abgelaufene Medikamente ersetzen. So fahren Sie gut vorbereitet und entspannt in den Urlaub – und kommen auch wohlbehalten wieder heim.

Autor*innen

Markus Kessel | zuletzt geändert am um 17:23 Uhr