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Gebärmutterhalskrebs

Iryna Inshyna/Shutterstock.com
Mithilfe des Pap-Abstrichs erkennt die Frauenärzt*in den Krebs schon in einem sehr frühen Stadium. Das erhöht die Heilungschancen.

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom, Kollumkarzinom): Bösartiger Tumor des Gebärmutterhalses; wird heute dank verbesserter Früherkennungsmaßnahmen oft in noch gutartigen Vorstufen entfernt, sodass in Deutschland "nur" noch etwa jede 50. Frau an Gebärmutterhalskrebs erkrankt. Der Altersgipfel für diese Krebsform liegt zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr, für die meist bei der Früherkennung entdeckte Vorstufe des Gebärmutterhalskrebses (Carcinoma in situ) zwischen dem 25. bis 40. Lebensjahr.

Leitbeschwerden

Leider treten erst spät Beschwerden auf wie:

  • Blutungen, die länger als die normalen 7 Tage dauern
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang
  • Ungewöhnliche Schwellungen, die an einem oder an beiden Beinen auftreten
  • Blutung unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr
  • Blutung außerhalb der Menstruation oder nach den Wechseljahren
  • Blutig-eitriger oder fleischfarbener und übel riechender Ausfluss.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • Sie Schleimabsonderungen und übel riechende Gerüche aus der Scheide bemerken.
  • außerhalb der Periode Blutungen aus der Scheide, blutiger oder fleischfarbener Ausfluss auftreten.
  • es nach dem Geschlechtsverkehr zu Blutungen kommt.
  • Sie aus unerklärlichen Gründen abnehmen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Der Gebärmutterhalskrebs wächst im unteren Abschnitt der Gebärmutter, typischerweise in der Nähe des Muttermundes. Er entwickelt sich über eine Vorstufe, die zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN), die dank der jährlichen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung (Gebärmutterhalsabstrich) aber häufig erkannt und mit einem kleinen Eingriff beseitigt werden.

Gebärmutterhalskrebs kann sehr schnell wachsen, häufiger aber wächst er langsam über viele Jahre hinweg und breitet sich entweder zur Scheide hin (und wird dann manchmal von der Betroffenen selbst entdeckt) oder in Richtung Gebärmutterkörper aus und bleibt dann oft lange unbemerkt.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Verlauf

Die Ausbreitung des Gebärmutterhalskrebses verläuft in 4 Stadien:

  • Stadium I: Der Tumor ist auf den Gebärmutterhals begrenzt.
  • Stadium II: Die Krebszellen wachsen über die Gebärmutter hinaus, erreichen jedoch nicht das untere Drittel der Vagina und nicht die Beckenwand.
  • Stadium III: Die Tumorzellen haben sich über die Gebärmutter hinaus ausgebreitet, es sind Beckenwand und/oder das untere Drittel der Vagina betroffen. Evtl. treten Nierenstauung und/oder Nierenausfall ein.
  • Stadium IV: Der Tumor befällt den Enddarm oder die Harnblase oder reicht über das Becken hinaus.

Bei etwa 25 % aller Betroffenen kommt es nach einer zunächst erfolgreichen Therapie zu einem Rezidiv oder es entstehen Tochtergeschwülste in anderen Körperregionen (Fernmetastasen).

Ursachen

Der Gebärmutterhalskrebs ist gut erforscht und gilt als einer der bösartigen Tumoren, die infolge von früheren Infektionen entstehen. Als Hauptverdächtiger gilt das Humane Papillom Virus (HPV) Typ 16 und 18. Diese Annahme wird durch die Erfahrung bestätigt, dass lebenslang sexuell inaktive Frauen, wie z. B. Nonnen, seltener an Gebärmutterhalskrebs erkranken. Fast jeder Erwachsene kommt während seines Lebens mit Papillom-Viren in Kontakt. Diese befallen die Schleimhaut im Genitalbereich und entwickeln sich beispielsweise zu harmlosen Genitalwarzen. 90 % der Infektionen heilen von selbst und ohne Komplikationen. Bei den anderen bleibt die Infektion meist unbemerkt bestehen.

Risikofaktoren

Risikofaktoren für den Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufe, die CIN (siehe oben), sind:

  • Früh aufgenommener Geschlechtsverkehr und häufig wechselnde Geschlechtspartner
  • Schlechte Sexualhygiene
  • Rauchen
  • Früh einsetzende erste Monatsblutung (Menarche)
  • Alter < 20 Jahre bei der ersten Geburt
  • Viele Geburten
  • Genitalinfektionen mit sexuell übertragbaren Erregern wie Chlamydien, Herpes simplex oder Herpes genitales
  • Chronische Immunschwäche
  • Einnahme der Pille über einen langen Zeitraum (länger als 5 Jahre)
  • Adipositas
  • Immunsuppression beispielsweise bei Multipler Sklerose oder HIV-Infektion.

Diagnosesicherung

Ein Gebärmutterhalskrebs mit Sitz weit unten am Muttermund ist möglicherweise bereits in der gynäkologischen Untersuchung sichtbar, sehr häufig jedoch tastbar. Häufiger erbringt jedoch der Zellabstrich im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung den Befund von Krebszellen (Pap-Stadium IV oder V). Zur Sicherung der Diagnose entnimmt der Arzt unter örtlicher Betäubung aus dem betroffenen Areal mit einer feinen Zange eine Gewebeprobe (Biopsie) und lässt diese feingeweblich im Labor untersuchen.

Konisation. Eine Alternative zur Biopsie ist die Konisation, bei der ein kegelförmiges Stück des Muttermunds in Vollnarkose ausgeschnitten wird. Dabei sollte möglichst gleich das gesamte befallene Areal entfernt werden. Somit dient die Konisation bei kleinen Tumoren nicht nur der Diagnose, sondern bereits der Behandlung. In der Regel folgt im Anschluss an die Konisation eine Ausschabung, um auch weiter oben im Gebärmutterhals sitzende Krebszellen mit zu entfernen. Eine Konisation ist normalerweise komplikationslos; es kann jedoch zwischen dem 6. und 10. Tag nach dem Eingriff zu Nachblutungen durch Ablösen der Wundkruste kommen.

Konisation. Je nach Lage des Krebses wird ein flacher oder tiefer Gewebekegel (Konus) herausgeschnitten. Auch danach ist eine Schwangerschaft noch möglich. Eine Wartefrist von etwa zwei Jahren sollte jedoch eingeplant werden.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Behandlung

Die Therapie hängt ab von der Ausdehnung des Tumors, vom Alter und der Belastbarkeit der Patientin sowie einem eventuell noch bestehenden Kinderwunsch.

Die Standardtherapie ist eine Dreifachtherapie aus

  • operativer Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) plus ausdehnungsabhängig der Nachbarorgane sowie der umgebenden Lymphknoten (= radikale Hysterektomie),
  • nachfolgender Kombination aus Strahlentherapie und
  • Chemotherapie (Details siehe unten).

Die früher übliche und angeblich gleichwertige alleinige Strahlentherapie wurde verlassen, weil das Rezidivrisiko hier höher ist als bei der Dreifachtherapie. Bei dieser überleben 70 % der betroffenen Frauen, mit Strahlentherapie alleine nur 60 %.

Ausnahmen gibt es aber, wenn noch Kinderwunsch besteht, hier wird die Hysterektomie möglichst erst nach Abschluss der Familienplanung vorgenommen.

Bei Krebsvorstufen: abwartende Behandlung

Liegt eine Krebsvorstufe vor und sind die Zellveränderungen nicht sehr ausgeprägt, bilden sie sich bei vielen Frauen von alleine zurück, sodass eine Behandlung zunächst nicht notwendig ist. Wichtig sind jedoch in diesem Fall engmaschige und umfangreichere gynäkologische Untersuchungen als bei der normalen Früherkennung oder der Test auf humane Papillomviren (HPV). Diese abwartende Behandlung setzt allerdings eine sichere Diagnose durch Probeentnahme und histologische Untersuchung voraus.

Bildet sich der Gebärmutterhalskrebs nicht von allein zurück, wird in der Regel mit den drei klassischen "Säulen" der Krebstherapie behandelt: Operation, Bestrahlung und medikamentöse Therapie (Chemo- und zielgerichtete Therapie). Diese werden entweder einzeln oder kombiniert eingesetzt. Die Therapie richtet sich nach Größe und Ausdehnung des Tumors sowie nach Alter und Allgemeinzustand der betroffenen Frau.

Operative Therapien

Im frühen Krankheitsstadium ist die Operation die Therapie der Wahl, um Tumorgewebe und die von Tumorzellen befallenen Lymphknoten komplett zu entfernen. Außerdem stellt man bei der Operation die Tumorausbreitung genau fest. Das Stadium der Krebserkrankung ist ausschlaggebend für den Umfang der Operation.

Konisation. Dieses kegelförmige Ausschneiden eines Teils des Gebärmutterhalses wird bei sehr kleinen und früh erkannten Tumoren angewandt (siehe oben).

Trachelektomie. War die Konisation nicht ausreichend und besteht noch Kinderwunsch, wird der Gebärmutterhals teilamputiert. Entfernt werden bis zu zwei Drittel des Gebärmutterhalses und die inneren Anteile der Haltebänder der Gebärmutter, Gebärmutterkörper und innerer Muttermund bleiben erhalten. Der innere Muttermund wird mit der Scheide verbunden und durch eine Art Naht oder Schlinge fast komplett verschlossen. Der Eingriff wird nur vorgenommen, wenn der Krebs sehr klein ist und die Lymphknoten frei von Krebsgewebe sind. Nach der Teilamputation des Gebärmutterhalses ist eine Schwangerschaft noch möglich, jedoch drohen vermehrt Frühgeburten. Die Geburt erfolgt durch Kaiserschnitt. Nach abgeschlossener Familienplanung wird die Gebärmutter komplett entfernt.

Hysterektomie. Die besteht in der Entfernung von Gebärmutterkörper und Gebärmutterhals (Gebärmutterentfernung) und des umliegenden Bindegewebes, dem oberen Drittel der Scheide, der Eierstöcke und Eileiter sowie der zum Abflussgebiet gehörenden Lymphknoten (Radikaloperation nach Wertheim-Meigs, auch Totaloperation genannt). Bei jüngeren Frauen werden die Eierstöcke möglichst belassen, damit die Bildung der Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron nicht abrupt abbricht und damit die Wechseljahre einsetzen.

Sind auch Blase und Enddarm betroffen, werden unter Umständen auch diese Organe teilweise oder ganz entfernt.

Strahlentherapie

Hat sich der Tumor so weit ausgedehnt, dass durch die Operation nicht das gesamte bösartige Gewebe entfernt wird, ist eine anschließende Strahlentherapie nötig.

Laut Experten ist eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie angezeigt, um Rezidive zu vermeiden, wenn

  • sich der Tumor über den Gebärmutterhals auf benachbartes Gewebe ausgebreitet hat.
  • bei der Operation der Tumor höchstwahrscheinlich nicht vollständig entfernt wurde.
  • in den Lymphknoten an den Blutgefäßen des Beckens und/oder entlang der Hauptschlagader Tumorabsiedlungen nachgewiesen wurden.

Ferner kommt die Strahlentherapie als alleinige Therapie in Frage, wenn

  • die Patientin keine Operation wünscht.
  • aufgrund des ausgedehnten Tumorbefalls die Operation voraussichtlich nur eingeschränkt erfolgreich wäre.

Ziel der Bestrahlung ist es, maligne Zellen zu vernichten. Entweder wird dazu von außen bestrahlt (externe oder perkutane Bestrahlung) oder von innen (Kurzdistanzbestrahlung), auch eine kombinierte Bestrahlung ist möglich.

Hierfür führt der Arzt einen zylinderförmigen, hohlen Applikator in das Scheidengewölbe oder – wenn nicht operiert wurde – in die Gebärmutterhöhle. Computergesteuert wird dann die radioaktive Strahlenquelle in die Scheide eingebracht, wo sie für wenige Minuten bleibt, bis die gewünschte Strahlendosis abgegeben ist. Diese Methode ermöglicht eine präzise Bestrahlung des erkrankten Gebietes bei relativ guter Schonung der benachbarten Organe und des Gewebes. Für eine Bestrahlung von innen ist ein Krankenhausaufenthalt von wenigen Tagen erforderlich. Sie sollte allerdings nicht durchgeführt werden, wenn das umliegende Gewebe durch die Krebserkrankung oder durch frühere Operationen schon stark beschädigt ist.

Sind viele Lymphknoten befallen oder handelt es sich um einen weit fortgeschrittenen Tumor, wird der gesamte Beckenraum auch von außen mit energiereichen Strahlen behandelt.

Chemotherapie

Die Chemotherapie erfolgt meist parallel zur Strahlentherapie, in der Regel mit platinhaltigen Zytostatika (Cisplatin).

Psychoonkologische Betreuung

In jeder Phase der Krebserkrankung ist ein Psychoonkologe als Ansprechpartner zu empfehlen, der sowohl die betroffene Frau, aber auch die Angehörigen betreut. Dies passiert im Rahmen des stationären Aufenthaltes oder im nachstationären Umfeld. Bei der psychoonkologischen Beratung können Fragen zur Erkrankung und Behandlung, zu Problemen im Alltag und Beruf besprochen werden. Außerdem wird geklärt, welche Unterstützung Familie und Freunde leisten können oder auch selbst benötigen.

Psychoonkologische Angebote werden von verschiedenen Berufsgruppen geleitet, vor allem von Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten oder Mitarbeitern aus dem Pflegebereich.

Nachsorge. Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um einen Rückfall und das Auftreten von Metastasen frühzeitig sowie Langzeitfolgen der Krebstherapie aufzuspüren:

  • Im 1.–3. Jahr alle 3 Monate
  • Im 4. und 5. Jahr alle 6 Monate
  • Ab dem 6. Jahr einmal jährlich im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogrammes.

Die Zeitintervalle können von Fall zu Fall unterschiedlich sein und richten sich nach Krankheitsstadium, Art der Therapie, individuellem Rückfallrisiko, Langzeitfolgen der Therapie und möglichen Begleiterkrankungen.

Zur Nachsorgeuntersuchung gehören:

  • Das Gespräch mit dem Frauenarzt oder Onkologen
  • Die körperliche Untersuchung mit Gewichtskontrolle, gynäkologischer und rektaler Tastuntersuchung sowie Untersuchung auf Ödembildungen
  • Scheidenabstrich
  • Ultraschall von Scheide, Nieren und kleinem Becken.

Komplikationen

Nach der Operation. Durch die Entfernung der Eierstöcke vor Eintritt der Wechseljahre werden (auch junge) Frauen in die Wechseljahre versetzt – mit den typischen Wechseljahresbeschwerden, die zudem abrupt einsetzen. Durch die Einnahme von Hormonen werden die meisten Beschwerden gelindert. Eine lokale Therapie mit einer östrogenhaltigen Salbe oder Creme hilft gegen die Trockenheit der Scheide (eingeführt in die Vagina) oder gegen Hitzewallungen (aufgetragen auf die Haut). Von einer Hormonersatztherapie ist bei Gebärmutterkrebs abzuraten, da die Östrogengabe eventuelle Tumorreste zum Wachsen anregen würde.

Ebenso kann die Scheide durch die Operation verkürzt sein sowie die Fähigkeit zur Befeuchtung verlieren. Beides führt zu Problemen beim Geschlechtsverkehr. Auch hier helfen östrogenhaltige Salben oder Cremes.

Weitere mögliche Folgen der Operation sind Verwachsungen im Operationsbereich, die beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen unangenehme Empfindungen oder Schmerzen verursachen.

Wenn Lymphknoten im Becken und in der Bauchhöhle entfernt werden, drohen Lymphödeme im Genitalbereich, in der Leiste und an den Beinen, die unangenehm und schmerzhaft sein können.

Nach der Strahlenbehandlung. Akutfolgen treten Tage nach der Bestrahlung auf und klingen meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Hierzu gehören:

  • Durchfall und/oder Reizdarmbeschwerden
  • Schmerzhafte Reizung von Schleimhäuten in Scheide, Blase oder Darm
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Infektionen
  • Gerötete und brennende Bauchhaut.

Spätfolgen treten Monate bis Jahre nach der Behandlung auf und können dann auch bestehen bleiben. Hierzu zählen:

  • Schleimhautentzündungen mit Blutungen
  • (Lymph-)Ödeme an den Beinen
  • Blasenfunktionsstörungen
  • Probleme beim Stuhlgang durch beeinträchtigten Schließmuskel des Darms
  • Eine trockene und/oder verengte Vagina.

Durchfall und Reizdarmbeschwerden lassen sich laut einer Studie vermeiden, wenn die Frauen während der Behandlung Selen als Natriumsalz einnehmen: Dank dieser Nahrungsergänzung hatten nur 21 % der behandelten Frauen mit Durchfall zu kämpfen im Vergleich zu 45 % der Frauen ohne Selengabe. So verringerte Selen strahlungsbedingte Beschwerden, ohne den Nutzen der Bestrahlung zu beeinträchtigen.

Nach der Chemotherapie. Bei der Behandlung mit den natürlichen oder synthetischen Substanzen, die das Zellwachstum und die Zellteilung hemmen sollen (Zytostatika), wird besonders das Gewebe, das sich relativ rasch erneuert, betroffen: Haarwurzeln, Schleimhäute von Magen und Darm sowie das blutbildende System im Knochenmark. Mögliche Begleiterscheinungen sind Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und erhöhte Infektanfälligkeit. Durch entsprechende Medikamente können die Nebenwirkungen größtenteils gelindert werden. Nach Ende der Chemotherapie verschwinden die Nebenwirkungen in der Regel wieder.

Prognose

Die Prognose ist im Vergleich zu anderen Krebsarten gut: Die Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs lassen sich vollkommen heilen. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt fast 100 % im Frühstadium, jedoch nur etwa 8 % im Spätstadium. Die Prognose verschlechtert sich bei verschleppter Therapie sowie zunehmender Tumorgröße und -ausdehnung.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die ersten Tage.

Die Diagnose Krebs ist ein tiefer Einschnitt im Leben einer Frau. Auch für Angehörige, Freunde und Bekannte ist die Diagnose meist ein Schock, der verarbeitet werden muss. Die Frage "Warum gerade ich?" wird Ihnen der beste Arzt nicht beantworten können, und Sie müssen versuchen, mit der schwierigen Situation umzugehen und sich auf sie einzustellen.

Unterdrücken Sie Ihre Gefühle nicht – Verzweiflung, Wut, Trauer und die Angst vor einem Rückfall gehören zur Auseinandersetzung mit einer solchen Krankheit. Meist treten diese Gefühle phasenweise auf und verlieren auch wieder an Intensität. Allerdings berichten viele Frauen auch davon, dass sie die Angst nie wieder ganz verlassen hat, selbst nach erfolgreicher Therapie. Versuchen Sie herauszufinden, was für Ihr seelisches Gleichgewicht wesentlich ist und vermeiden Sie alles, was Sie aus dem Gleichgewicht bringt. Jede Frau wird hierfür ihren eigenen Weg finden.

Ernährung.

Eine ausgewogene Ernährung ist vor allem während der Chemotherapie wichtig. Sogenannte Krebsdiäten haben jedoch keinen nachgewiesenen Erfolg. Essen Sie, worauf Sie Lust haben. Und wenn die Lust ganz fehlt: Tragen Sie es mit Fassung, die Lust am Essen kommt wieder! Wer unter Übelkeit leidet und keinen Appetit hat, sollte versuchen, kleine Mahlzeiten zu essen und unbedingt zu trinken; am besten werden kleine Schlucke Tee oder stilles Wasser vertragen.

Bewegung.

Grundsätzlich steigert Sport und jede aktive Lebensgestaltung das Wohlbefinden. Bewegung, ohne Überforderung praktiziert, verbessert die Stimmung, stärkt das Selbstwert- und Körpergefühl und kann die Immunabwehr und Therapieverträglichkeit verbessern.

Ruhe.

Bei Erschöpfung und Müdigkeit sollten Sie auf Ihren Körper hören, sich nicht überfordern und notfalls auf Sport verzichten. Legen Sie im Alltag häufige Ruhepausen ein, und üben Sie anstrengende Tätigkeiten lieber im Sitzen als im Stehen aus.

Entspannungsverfahren.

Für tiefe körperliche und seelische Entspannung sorgen z. B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und Autogenes Training, aber auch Yoga, Achtsamkeitstraining, Tai Chi oder Qigong sowie Meditation. Darüber hinaus verbessern sie – regelmäßig angewendet – das Körpergefühl und fördern psychische Ausgeglichenheit. Es braucht aber 2–3 Monate, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Haut, Haare, Körperpflege.

Ihre Haut verträgt die Bestrahlung besser, wenn Sie bequeme Kleidung tragen, die weder reibt noch drückt. Gut vertragen werden Kleidungsstücke aus Baumwolle oder Seide. Während der Therapie dürfen Sie die bestrahlte Region nicht in Kontakt mit Wasser bringen (also auch nicht waschen!), denn das erhöht die lokal schädigende Wirkung der radioaktiven Strahlen. Als Schutz gegen Sonnenbestrahlung muss die sehr lichtempfindliche Haut im Bereich des Bestrahlungsfelds anfangs durch lichtundurchlässige Kleidung abgedeckt werden. Später können Sie Sonnenschutzpräparate mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden.

Der Haarausfall während und nach der Chemotherapie ist für viele Frauen ein schwer zu ertragendes Symbol der Krankheit. Manche Frauen schneiden sich ihre Haare schon vor der Chemotherapie kurz oder kommen mit selbstbewusst getragenen Baseballkappen oder Tüchern zurecht. Andere kümmern sich möglichst früh um eine passende Perücke. Tatsächlich sollte man den Perückenkauf in die Zeit legen, in der man noch das eigene Haar hat. Dann ist es leichter, eine unauffällige, farblich zum Hauttyp passende Perücke zu finden. Manche Frauen bevorzugen aber auch eine Perücke, die aus ihnen einen ganz anderen Typ macht und mit ihrem Naturton nichts zu tun hat. In der Zeit des stärksten Haarausfalls schlafen manche Frauen mit Stretchturbanen (in Drogerien erhältlich), damit die ausgefallenen Haare nicht mühsam vom Kopfkissen aufgelesen werden müssen. Manche rasieren sich das Haar auch von vornherein ab, um den langsamen Haarverlust nicht erleben zu müssen. Etwa drei Monate nach Beendigung der Chemotherapie ist eine Perücke meist nicht mehr nötig, die Haare sind dann wieder nachgewachsen, nach etwa sechs Monaten kann man von einer Kurzhaarfrisur sprechen.

Während der Chemotherapie nimmt für viele Frauen die Körperpflege einen großen Stellenwert ein. Nehmen Sie die Bedürfnisse, die Ihnen Ihr Körper signalisiert, ernst und sich auch die Zeit, ihnen nachzugehen. Versuchen Sie – den Umständen entsprechend – gut zu Ihrem Körper zu sein. Gönnen Sie sich den längeren Aufenthalt im Badezimmer, den Gebrauch von Körpercremes, Kosmetik und Wellnessbehandlungen.

Umgang mit Sexualität.

Keine andere Erkrankung berührt so sehr die Intimität, das Selbstverständnis und das Körpergefühl der Frau wie eine Krebserkrankung der Gebärmutter oder der Verlust von Gebärmutter und Eierstöcken. Häufige Folge sind Probleme und Befangenheit im Umgang mit Sexualität, über Angst vor Berührungen des Partners, bis hin zur dauerhaften Abneigung gegen Geschlechtsverkehr. Dies alles wiederum verschlechtert das Selbstwertgefühl, was das entspannte, lustvolle Erleben von Sexualität erneut blockiert – ein Teufelskreis. Und ein heikles Thema, über das mit dem Partner oft nicht gesprochen und das auch vom Arzt zu selten angesprochen wird. Versuchen Sie Ihre Probleme mit der "neuen" Sexualität nicht zu verschweigen und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Die Schwierigkeiten haben nämlich keineswegs nur psychische Ursachen. Typische Folgen der Operation, Bestrahlungsbehandlung und Lymphknotenentfernung in der Beckenregion sind die Verengung und Vernarbung des Scheideneingangs und eine nur noch eingeschränkte Befeuchtung (Lubrikation). Dies führt evtl. vor allem in der Anfangszeit zu starken Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Folgende Tipps helfen Ihnen, die Beschwerden zu lindern:

Scheideninfektionen.

Das Scheidengewebe ist nach der Bestrahlung anfällig für Infektionen. Waschen Sie das äußere Geschlechtsorgan deswegen vorbeugend mit milder Seife oder speziellen Waschlotionen, aber übertreiben Sie es nicht mit der Intimhygiene. Scheidenspülungen werden von den meisten Experten nicht mehr empfohlen, da sie Beschwerden verschlimmern und das saure pH-Milieu der Scheide durcheinanderbringen können.

Von Intimdeos ist generell abzuraten, da sie in der Regel Alkohol enthalten und die Schleimhäute strapazieren. Kalte Kompressen und kühle Sitzbäder lindern eventuell noch vorhandenes Wundgefühl. Tragen Sie lockere, kochfeste und saugfähige Unterwäsche aus Baumwolle.

Scheidentrockenheit.

Gleitcremes und Östrogensalben verbessern Geschmeidigkeit und Feuchtigkeit der Scheide. Vaginaldehner (Dilatoren) sind speziell dazu entwickelt worden, die Scheide nach gynäkologischen Operationen oder Bestrahlungen schonend zu dehnen. Es gibt sie in verschiedenen Formen, Durchmessern und Längen und sogar als Maßanfertigung. Sie werden wie ein Tampon eingeführt, wobei das Einführen mit Gleitcreme erleichtert wird. Auch vorsichtig praktizierter Geschlechtsverkehr verbessert oft die Dehnbarkeit der Scheide nach und nach. Anfängliche Beschwerden und leichte Blutungen sind in der Regel normal.

Chronische Beinschwellungen.

Gegen Wassereinlagerungen in den Beinen (Lymphödeme) helfen Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen. Gehen Sie viel schwimmen. Dies wirkt wie eine Art Lymphdrainage und ist eine optimale Vorbeugung gegen Ödeme. Versuchen Sie, das Tragen von schweren Lasten zu vermeiden, und sehen Sie von zu heißen und langen Fuß- und Vollbädern sowie zu langen Sonnenaufenthalten ab. Eine Faustregel: Lieber laufen und liegen statt sitzen und stehen.

Entzündungen der Harnblase und des Darms, Harninkontinenz.

Entzündungen der Harnblase und des Darms, die nach einer Strahlenbehandlung auftreten, klingen ärztlich behandelt meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Die nach ausgedehnten Operationen im Beckenbereich häufig vorkommende Harninkontinenz sollte vom Urologen abgeklärt und behandelt werden. Zur Vorbeugung einer Harninkontinenz hat sich regelmäßig durchgeführtes Beckenbodentraining als sehr effektiv erwiesen.

Wechseljahrsbeschwerden.

Bei einer Eierstockentfernung oder dem dauerhaften Ausfall der Eierstockfunktion als Folge der Bestrahlung kommt es zu typischen Wechseljahrsbeschwerden, die entsprechend behandelt werden können.

Komplementärmedizin

Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und Anthroposophie haben jeweils eigene Konzepte zur Tumortherapie.

Homöopathie zeigte in kontrollierten Studien keine Wirksamkeit in der Krebstherapie. Viele Betroffene empfinden die eingesetzten homöopathischen Mittel jedoch als hilfreich gegen therapiebedingte Müdigkeit, körperliche Schwäche, Schwindel oder Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Übelkeit.

Ayurveda hilft möglicherweise vorbeugend gegen einige Krebsarten, ist aber therapeutisch ziemlich unerforscht und auch nicht frei von Nebenwirkungen.

Akupunktur kann zur Linderung der Begleitsymptome der Chemotherapie wie Übelkeit beitragen, hat jedoch keine Wirkung auf den Krankheitsverlauf.

Misteltherapie gegen Krebs ist schon seit 100 Jahren bekannt. Während viele Patienten von der Behandlung mit Mistelpräparaten überzeugt sind, sind Experten eher kritisch, denn es gibt bis heute keinen sicheren Beweis für die Wirksamkeit gegen Tumorerkrankungen. Studien zeigen nur, dass eine Verbesserung der Lebensqualität möglich ist. In den derzeit gültigen Leitlinien zur Krebstherapie spielt die Therapie mit Mistelpräparaten deshalb keine Rolle.

Prävention und Früherkennung

Nutzen Sie die regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen. Die gesetzlichen Leistungen zur Gebärmutter[hals]krebsfrüherkennung bestehen im jährlichen Gebärmutterhalsabstrich (Pap-Abstrich) ab einem Alter von 20 Jahren. Ihr Nutzen ist allerdings mittlerweile umstritten, viele Experten fordern, den Pap-Abstrich durch den präziseren HPV-Test zu ersetzen:

HPV-Test.

Dieser Bluttest weist Spuren der krebsauslösenden Humanen Papillom Viren nach, die die zentrale Rolle bei der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses spielen. Der HPV-Test wird auch als Krebsfrüherkennungstest von immer mehr Experten favorisiert, die Kassen erstatten die Kosten derzeit aber nur zur weiterführenden Diagnostik eines Gebärmutterhalsabstrichs mit erhöhter Pap-Klasse.

Der Test unterscheidet nicht, ob "nur" eine Infektion vorliegt, die vielleicht sogar von selbst wieder verschwindet, oder ob das Virus sich chronisch festgesetzt und schon Zellveränderungen ausgelöst hat (um diese festzustellen, ist ein Gebärmutterhalsabstrich notwendig). Ein positiver Test muss deshalb nach einem Jahr wiederholt werden – eine lange Wartezeit für die Betroffenen. Und selbst nach einem Jahr bleiben viele Befunde positiv, aber es kommt nie zu Krebsvorstufen oder einem Krebs.

HPV-Impfung.

Vielversprechend ist die Impfung gegen HPV. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung bei allen Mädchen zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr. Wird sie erst 2 Jahre später durchgeführt, sind bereits 4 von 10 jungen Frauen mit dem Virus infiziert. Die Impfung ist nur dann optimal wirksam, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt. Allerdings wirkt sie nicht gegen alle HPV-Typen, sodass geimpfte Frauen ab 20 Jahren jährlich für einen Scheidenabstrich zum Frauenarzt gehen sollen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Derzeit wird unter Fachleuten diskutiert, welchen Einfluss die HPV-Impfung langfristig auf die Früherkennungsprogramme haben wird. Ebenso wird diskutiert, in welchen Abständen Frauen zum Frauenarzt gehen sollten.

  • Altersempfehlungen: Es gibt Hinweise darauf, dass auch ältere, sexuell aktive Frauen von der Impfung profitieren. Dazu gibt es aber noch keine allgemeinen Empfehlungen in Deutschland. Nur die Impfkommission des Landes Sachsen hat ihre Empfehlung für die HPV-Impfung auf Frauen bis zum 26. Lebensjahr erweitert.
  • Impfstoffe: Es sind verschiedene Impfstoffe auf dem Markt. Sie alle bieten keinen 100%igen Schutz. Die Impfstoffe schützen vor 2 (Cervarix®) bis 4 (Gardasil®/Silgard®) HPV-Typen, die zusammen etwa 75 % aller Gebärmutterhalskrebse ausmachen (gegen die übrigen 25 % sind sie unwirksam). 2016 kam mit Gardasil 9® ein Impfstoff hinzu, der sich gegen 9 HPV-Typen richtet und einen Impfschutz gegen etwa 90 % aller Gebärmutterhalskrebse bieten soll. In einer großen Vergleichsstudie erwies sich die Schutzwirkung des 9fach-Impfstoffs gegenüber allen Gebärmutterhalskrebsformen aber als gleich hoch wie die Wirkung der 4fach-Impfstoffe.
  • Nutzwert: In sehr seltenen Fällen tritt Gebärmutterhalskrebs auch unabhängig von einer HPV-Infektion auf. Außerdem weiß man bislang nicht, wie lange der Impfschutz anhält, wann und ob eine Auffrischimpfung notwendig ist. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt eine Auffrischimpfung nach 5–13 Monaten, bei Impfbeginn nach dem 16. Lebensjahr insgesamt 3 Impfdosen (0, 1–2 und 6 Monate).

Zur Diskussion steht, ob eine HPV-Impfung bei bestehender Krebsvorstufe (Präkanzerose) therapeutisch einsetzbar ist. In einer Studie bewirkte der Impfstoff VGX-3100 bei knapp 50 % der geimpften Frauen einen Rückgang der Gewebeschäden am Gebärmutterhals – im Vergleich zu einer Spontanremissionsrate von 30 % bei nicht geimpften Frauen.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Interdisziplinäre Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Gebärmutterhalskrebses der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
  • www.krebsinformation.de – Internetseite des Deutschen Krebsforschungszentrums, Heidelberg: Ausführliche Fachinformationen zum Gebärmutter- und Gebärmutterhalskrebs, Beratungsmöglichkeit und weiterführende Links.
  • www.pschyrembel.de – Stichwort Endometriumkarzinom
  • www.krebs-bei-frauen-genitaltumoren.de – Von Betroffenen erstellte, private Internetseite zurm Thema Selbsthilfe bei Genitaltumoren (Gebärmutterkrebs, Gebärmutterhalskrebs etc.). Patientinnen profitieren vor allem von ausführlichen Erfahrungsberichten, aber auch von Tipps zu Kuren und Rehabilitation, Informationen zur Nachsorge und den kommentierten Buchempfehlungen.

Autor*innen

Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Leitbeschwerden“, „Wann zum Frauenarzt“, „Die Erkrankung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz | zuletzt geändert am um 20:42 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.