Röntgen, CT, Nuklearmedizin: Strahlen sind aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Trotzdem bleibt die Sorge, die Strahlen könnten dem Körper schaden. Doch wie schädlich sind die Untersuchungen wirklich?
Viele Einsatzmöglichkeiten in der Medizin
Ionisierende Strahlen sind besonders energiereiche Strahlen. Sie sind in der Medizin mittlerweile unverzichtbar und werden sowohl für die Diagnostik als auch die Therapie von Krankheiten eingesetzt. Die wichtigsten Anwendungsgebiete sind:
- Bildgebung: Röntgen- und Computertomographiegeräte „durchleuchten“ den Körper mithilfe der ionisierenden Strahlung. So bekommt das medizinische Personal einen Blick in das Innere des Körpers. Je nach Untersuchung können Knochen, innere Organe oder auch Gefäße beurteilt werden.
- Nuklearmedizinische Diagnostik: Radioaktive Stoffe helfen bei der Untersuchung der Funktion von Organen. Dafür spritzen Nuklearmediziner*innen eine kleine Menge einer radioaktiven Substanz in das Blut der Patient*innen und verfolgen den Verlauf des Stoffes im Körper. Am bekanntesten ist diese Untersuchung für die Schilddrüse, aber auch das Skelett und das Herz werden so untersucht.
- Strahlentherapie: In der Strahlentherapie wird ionisierende Strahlung gezielt eingesetzt, um Gewebe zu zerstören. Dieses Verfahren kommt zum Beispiel bei Krebs oder überschießender Narbenbildung zum Einsatz.
Risiken ionisierender Strahlen
Der Einsatz ionisierender Strahlen birgt jedoch auch Risiken. Denn die Strahlung kann chemische Moleküle verändern oder sogar zerstören. Dadurch können sie Körperzellen schädigen. Bei sehr hohen Strahlendosen bemerken Patient*innen die Schäden an den bestrahlten Stellen relativ schnell: Die Haut ist gerötet, Haare fallen aus und die Schleimhäute sind gereizt.Diese Nebenwirkungen treten aber meist nur bei einer Strahlentherapie auf. Doch ionisierende Strahlung können auch langfristig im Körper Schäden anrichten, zum Beispiel in Form einer Lungenfibrose. Eine große Gefahr der ionisierenden Strahlung ist außerdem, dass sie die Erbinformation der Körperzellen schädigen und so das Risiko für Krebs erhöhen. Auch geringe Dosen können ausreichen, um die Erbinformation zu schädigen.
Wie schädlich die ionisierende Strahlung ist, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Strahlendosis
- Strahlenart
- Empfindlichkeit der Körperstelle
Ärzt*innen versuchen stets, die Strahlenbelastung möglichst gering zu halten. Deshalb passen sie die Untersuchungen zum Beispiel für jede Körperstelle individuell an.
Grundsätzlich gilt: Die Gefahr durch Röntgenstrahlen wird eher überschätzt. Zwar besteht das Risiko einer Krebserkrankung, dieses wird aber vom Bundesamt für Strahlenschutz eher gering eingestuft. Moderne Röntgenverfahren kommen inzwischen mit wenig Strahlung aus. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Dosis durch natürliche Strahlenquellen pro Jahr ungefähr 2,1 Millisievert. Bei einer zahnärztlichen Röntgenuntersuchung beträgt die Strahlung 0,01 Millisievert, also 200 mal weniger. Andere Untersuchungen benötigen jedoch höhere Dosen. Dazu zählen zum Beispiel die Computertomografie mit bis zu 10 Millisievert oder eine Herzkatheteruntersuchung mit 9 Millisievert.
Schwangere und Kindern sollten bei Röntgenuntersuchungen besonders vorsichtig sein, denn ungeborene Babys und Kinder reagieren besonders empfindlich auf Strahlen. Ärzt*innen wissen das jedoch und berücksichtigen das bei der Planung von Diagnostik und Therapie. Wer schwanger ist, sollte das vor einer Untersuchung deshalb stets dem Fachpersonal sagen.
Persönliche Strahlendosis reduzieren: So geht´s
Um die eigene Strahlenbelastung so gering wie möglich zu halten, helfen diese Tipps:
- Röntgenpass: Das Bundesamt für Strahlenschutz bietet einen Röntgenpass an. Hier vermerkt das medizinische Personal bereits durchgeführte Aufnahmen. Das vermeidet doppelte Untersuchungen und hilft, gerade bei häufigen Röntgenuntersuchungen, den Überblick zu behalten. Den Pass gibt es als Download auf der Website des Bundesamtes oder in der Arztpraxis. Mittlerweile bietet das Bundesamt für Strahlenschutz aber auch eine digitale Anwendung für das Smartphone an.
- Vorbefunde: Wer Vorbefunde wie Röntgenbilder und CT-Befunde aufbewahrt und zum nächsten Arzttermin mitbringt, vermeidet unnötige Doppeluntersuchungen.
- Alternative Behandlungsmöglichkeiten: Neben Röntgenstrahlen eignen sich auch Ultraschall- oder MRT-Untersuchungen wunderbar, um in das Innere des Körpers zu blicken. Es lohnt sich deshalb, vor der Untersuchung mit der behandelnden Ärzt*in über Alternativen zu sprechen.