Venöse Gefäßkrankheiten sind entgegen landläufiger Meinung nicht harmlos. Sie sind sehr häufig für dauernde oder vorübergehende Gefäßerkrankungen der Beine sowie Arbeitsunfähigkeit verantwortlich. In Mitteleuropa leidet ein Drittel der Bevölkerung an Krampfadern, bei jedem Hundertsten liegt ein offenes Bein vor.
Etwa zwei Drittel des Bluts im menschlichen Körper befinden sich nicht im arteriellen System, sondern in den Venen und werden nur langsam und mit geringem Druck zum Herzen zurücktransportiert. Venenwände sind deshalb dünner als Arterienwände. Die Intima bildet bei ihnen Venenklappen, die als Einweg-Ventile dafür sorgen, dass das Blut nicht zurücksackt, sondern nur in Richtung Herz fließen kann.
Der Verlauf des venösen Gefäßsystems folgt im wesentlichen dem der Arterien, hat aber einige Besonderheiten: So existiert im Bauchraum ein zweites venöses Venengeflecht, der Pfortaderkreislauf (hier violett). Die Pfortader nimmt das Blut vom Verdauungstrakt auf und führt es der Leber zu, die die Nährstoffe aus dem Darm (obere und untere Bauchvene) herausfiltert. Von besonderer Bedeutung sind das oberflächliche und das tiefliegende Venensystem in Armen und Beinen. Das Blut fließt von den oberflächlichen Venen (z. B. oberflächliche große Beinvene) entweder direkt in die tiefliegenden (z. B. Oberschenkel) Venen oder über ein mittleres Venensystem, die Perforansvenen, in die tiefen Venen.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Die großen Venen verlaufen meist parallel zu den großen Arterien des Körpers. An den Beinen gibt es 3 Arten von Venen: oberflächliche Venen, die ein Netzwerk direkt unter der Haut bilden, tiefe Beinvenen, die tief in der Muskulatur das Blut zum Herzen zurücktransportieren, und Perforansvenen, die das oberflächige mit dem tiefen Venensystem verbinden.
Der Druck für den Transport des venösen Bluts Richtung Herz entsteht durch die Pulswelle in den Arterien und durch Kontraktionen der umgebenden Muskeln, die die Venen zusammendrücken. Körperliche Bewegung leistet daher einen wesentlichen Beitrag für den Blutrückfluss zum Herzen – dieser Effekt wird auch als Muskelvenenpumpe (Muskelpumpe) bezeichnet.
Ebenso unterstützt das lymphatische System den von den Venen geleisteten Rücktransport des Bluts zum Herzen und entwässert dadurch zusätzlich Arme und Beine.