Ein Problem: menschliche Fehler

Ein Teil der durch den Medizinbetrieb verursachten Fehlentscheidungen und Schäden ist nicht auf fehlendes Wissen, sondern auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen: Medikamente werden verwechselt, ein Schwämmchen bei der OP vergessen oder das Röntgengerät nicht richtig eingestellt. Solche „Kunstfehler“ drohen sogar häufiger zu werden, denn die immer komplizierteren Therapien bestehen aus immer mehr Einzelschritten – und da vergrößert sich selbst bei geringen Fehlerquoten das Gesamtrisiko für den Patienten.

Das amerikanische Institute of Medicine (IOM) schätzt, dass durch Kunstfehler in den USA jährlich zwischen 44 000 und 98 000 Patienten sterben Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Situation in Deutschland grundsätzlich anders ist. Die neue Disziplin des Risikomanagements, das auf den Prinzipien der lernenden Organisation (einer Weiterentwicklung der systemischen Therapie und Organisationslehre) aufbaut, versucht durch bessere Organisation und geeignete Verhütungsmaßnahmen Kunstfehler auszuschalten. Einige gefürchtete Fehler konnten so eliminiert werden: Die Amputation oder Operation der falschseitigen Gliedmaße kommt seit Einführung von nicht abwischbaren Stiftmarkierungen am Körperteil, die der Patient vor der OP bestätigt, fast nicht mehr vor. In Kunstfehlerprozessen muss das Krankenhaus inzwischen auch nachweisen, durch welche Maßnahmen es Organisationsfehler verhütet hat.

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Dr. med. Herbert Renz-Polster | zuletzt geändert am um 11:54 Uhr