Manchmal ist ein Zahn trotz aller Erhaltungsversuche soweit zerstört, dass er nicht mehr gerettet werden kann – dem Zahnarzt bleibt nur die Zahnentfernung (Zahnextraktion). Auch wenn ein verlagerter Zahn andere Zähne gefährdet oder ein Zahn keinen Platz mehr in der Zahnreihe hat, sind seine Tage gezählt. Für den Zahnarzt ist das Zähneziehen ein Routineeingriff, der meist ohne Komplikationen verläuft. Nur komplizierte Fälle übergibt er an einen Kieferchirurgen.
Bei diesem 22-jährigen Mann drücken die beiden verlagerten Weisheitszähne 28 und 48 an die Wurzeln der zweiten Mahlzähne. Um Schäden an den Mahlzähnen zu vermeiden, muss der Zahnarzt die Weisheitszähne entfernen.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Zahnentfernung. Bevor er einen Zahn entfernt, röntgt der Zahnarzt den Kiefer an der entsprechenden Stelle. So erkennt er zum einen genau, in welchem Zustand sich der betroffene Zahn befindet. Zum anderen verrät ihm das Röntgenbild, wie fest er noch im Kiefer verankert ist und wie seine Wurzeln verlaufen. Sodann gibt er dem Patienten eine örtliche Betäubungsspritze und beginnt, vorsichtig das Zahnfleisch rund um den Zahn zu lösen. Zähne, die noch nicht durchgebrochen sind, muss der Zahnarzt zunächst freilegen. Dazu schneidet er das Zahnfleisch auf und klappt es zur Seite. Wenn der Zahn noch ganz im Kieferknochen steckt, muss er zudem den Knochen abschaben oder anbohren, um an den Zahn heranzukommen.
Anschließend lockert der Arzt den Zahn mithilfe von dünnen Hebeln und durch vorsichtiges Drehen und Wackeln mit einer Zahnzange. Wenn der Zahn rundherum gelöst ist, zieht er ihn mit der Zange vorsichtig aus dem knöchernen Zahnfach heraus. Die eigentliche Zahnentfernung geht in der Regel ziemlich schnell. Danach muss der Patient jedoch in der Praxis bleiben und längere Zeit (~ 30 Minuten) auf einen Tupfer beißen, bis das Blut in der Wunde gerinnt. Nur bei größeren Eingriffen (z. B. Weisheitszähnen) wird das Zahnfleisch vernäht. Damit die Wunde nicht zu sehr anschwillt, spritzt der Zahnarzt bei Bedarf ein kortisonhaltiges Medikament in den Wundbereich.
Zu Anfang wird die Wunde leicht bluten. Dies ist normal und muss so sein, denn nur eine blutgefüllte Wunde heilt optimal. Nach etwa 7 Tagen werden die Fäden ggf. entfernt. Die Wunde benötigt rund 3 Wochen, bis sie oberflächlich zugeheilt und etwa 3 Monate, bis das Knochenfach zugewachsen ist.
Nachsorge. Um Nachblutungen zu vermeiden, sollten Sie direkt nach dem Eingriff keinen Kaffee, schwarzen Tee oder Alkohol zu sich nehmen und auf körperliche Anstrengungen verzichten. Meiden Sie in den ersten Tagen nach der Zahnentfernung auch große Wärme wie z.B. Sauna oder Solarium.
Gegen Schwellungen und Schmerzen hilft häufiges bzw. längeres Kühlen der Wange mit feucht-kalten Tüchern – Eiswürfel oder Eispacks sind jedoch zu kalt. Der Höhepunkt der Schwellung ist meist nach etwa 48 Stunden überschritten. Häufiges Mundspülen mit kaltem Wasser oder kaltem Kamillen- oder Salbeitee unterstützt die Wundheilung und schützt zudem vor Infektionen.
Komplikationen. Die häufigsten Komplikationen bei einer Zahnentfernung sind Nachblutungen. Bei leichten und mittelstarken Nachblutungen rollen Sie einen sauberen Stoffrest oder ein frisches Stofftaschentuch zusammen, feuchten es an und drücken es für eine halbe Stunde auf die Wunde. Dies geht am einfachsten durch leichtes Zubeißen. Meistens hört dann die Blutung auf. Kommt die Blutung nicht zum Stillstand oder ist sie sehr stark, sollte sich der Zahnarzt bzw. der zahnärztliche Notdienst die Wunde erneut ansehen.
Manchmal passiert es auch, dass Zähne während des Ziehens abbrechen oder dass Zahnteile absplittern. Da Zahnreste vom Körper nicht aufgelöst werden können, muss der Zahnarzt die Bruchstücke komplett aus dem Kieferknochen herausholen. Wenn er das Reststück nicht mit Hebeln oder Zange zu greifen kriegt, muss er sich notfalls von außen, also durch das Zahnfleisch und den Knochen, zu dem Zahnrest vorarbeiten. Sehr selten kommt es bei der Zahnentfernung zu einem Kieferbruch.