Medizinlexikon
Säuglingspflege
Für das Wohlergehen und die Entwicklung des Kindes während seines ersten Lebensjahres erforderliche Tätigkeiten und Vorkehrungen. Dazu gehört neben der Säuglingsernährung und der Körperpflege auch der entwicklungsfördernde Umgang mit dem Kind.
Die Körperpflege beim Säugling beginnt auf dem Wickeltisch mit der Säuberung des Säuglings im Windelbereich. Die Umgebungstemperatur darf dabei nicht unter 24°C liegen. Zum Baden wird der Säugling in 37°C warmes Badewasser gesetzt. Mit der linken Hand umfasst man das äußere Schultergelenk des Säuglings, so dass sein Kopf bequem auf dem linken Unterarm liegt. Die freie rechte Hand wäscht nun den Säugling beginnend beim Gesicht mit einem dünnen Mullwaschlappen sanft ab. Die Haut des Säuglings ist noch sehr dünn und zart. Seifen und Badezusätze dürfen daher nur sparsam verwendet werden, damit der Säureschutzmantel der Haut nicht angegriffen wird. Nach dem Baden wickelt man den Säugling in ein Badehandtuch und frottiert vorsichtig seine Haut. In den Hautfalten darf keine Feuchtigkeit zurückbleiben, damit er sich später nicht wund reibt. Auf das Abtrocknen folgt unmittelbar das Ankleiden, weil ein Säugling noch nicht eingecremt werden muss. Dabei geht man von oben nach unten vor, so dass die Hose das letzte Kleidungsstück ist, das angezogen wird. Anschließend bürstet man das Haar. Nase und Ohren werden bei Bedarf mit einem Wattetupfer gesäubert. Wattestäbchen bergen eine zu hohe Verletzungsgefahr. Auch das Nagelschneiden ist erst nach dem fünften Lebensmonat gefahrlos durchführbar.
Häufiges Windelwechseln ist für eine gesunde Babyhaut unerlässlich. Am besten wickelt man den Säugling vor dem Füttern, so dass er nach dem Trinken ungestört einschlafen kann. Dadurch kommt man auf 5 bis 8 Windelwechsel pro Tag. Um ein Sturz des Säuglings vom Wickeltisch zu verhindern, darf man ihn keinen Augenblick unbeaufsichtigt lassen. Deshalb ist es ratsam, vor dem Wickeln alle benötigten Gegenstände bereitzustellen. Zunächst wird der Windelbereich mit einem sauberen Stück der alten Windel grob abgewischt. Anschließend erfolgt die gründliche Reinigung. Für Urin genügt ein feuchter Lappen. Bei Stuhlgang reinigt man zusätzlich mit etwas Babyöl. Bei Mädchen muss von der Scheide in Richtung Anus gewischt werden, damit keine Keime in die Scheide gelangen. Anschließendes Pudern und Eincremen ist nicht nötig – es sei den es haben sich entzündete Stellen gebildet. Diese cremt man am besten mit einer verkaufsfertigen Zubereitung aus Zink und Lebertran ein. Von den auf dem Markt befindlichen Windeln sind alle geeignet. Es ist nur wichtig, dass die Bündchen nicht an Bauch und Beinen einschneiden.
Säuglingskleidung sollte aus Naturfasern, bevorzugt aus Baumwolle, sein. Wolle birgt ein hohes Allergierisiko, auch Weichspüler sollten gemieden werden. Man ersetzt sie durch ein bis zwei Esslöffel Essig. Außerdem ist darauf zu achten, dass die Babyhaut nicht von Kleiderfalten wundgescheuert wird. Um zu prüfen, ob ein Kleidungsstück von der Wärme her angemessen ist, legt man eine Hand auf den Nacken des Säuglings. Fühlt sich die Haut kalt an, zieht man dem Kind ein Jäckchen über. Mützen hingegen sind zu warm für Innenräume. Da vollständig bekleidete Säuglinge nur über die Kopfhaut Wärme abgeben, würde ihnen mit einer Mütze schnell zu heiß.
Säuglinge brauchen Körperkontakt und freuen sich, wenn man mit ihnen spricht. Zu ihrer geistigen Entwicklung ist weiterhin wichtig, dass sie ihre Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen können. Zu einem entwicklungsfördernden Umgang mit Säuglingen gehört daher, dass sie im wachen Zustand auf dem Rücken liegen oder etwas umher getragen werden. Dadurch können sie so viel wie möglich von ihrer Umgebung wahrnehmen. Man sollte Babys allerdings nicht hinsetzen, solange sie noch nicht eigenständig sitzen können. Zum Schlafen eignet sich die Seitenlage, wobei man den Säugling abwechselnd auf die linke und auf die rechte Seite bettet. Der Kopf sollte mit einer Nackenrolle abgestützt werden, damit der Säugling nicht an seinem Erbrochenen erstickt.