Arzneimittel aus der Gruppe der Glukokortikoide. Prednisolon hilft gegen Entzündungen und unterdrückt in höheren Dosierungen das Abwehrsystem. Dabei wirkt es wie das körpereigene „Stress-Hormon“ Kortisol. Es ist sozusagen ein künstliches Kortison. Ärzt*innen verschreiben den Wirkstoff bei einer Vielzahl von Erkrankungen, bei denen Entzündungen oder überschießende Abwehrreaktionen des eigenen Immunsystems auftreten. Dazu gehören beispielsweise Autoimmunerkrankungen wie rheumatische Erkrankungen, verschiedene Hautentzündungen wie Ekzeme oder ein allergischer Schock. Bei Kindern mit Pseudokrupp hilft Prednisolon in Form von Zäpfchen gut gegen die Atemnot. Bei der Behandlung eines Morbus Addison wirkt Prednisolon als künstliches Ersatzhormon.
Anwendung
Prednisolon ist verfügbar als:
- Tablette (1 mg, 5 mg, 10 mg, 20 mg, 50 mg)
- Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung (10 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 250 mg, 500 mg, 1000 mg)
- Injektionssuspension (10 mg, 25 mg, 50 mg)
- Creme (0,25 %)
- Augengel (10 mg/g)
- Augensalbe (2,5 mg/g)
- Augentropfensuspension (5 mg/ml, 10 mg/ml, 0,5 %, 1 %)
- Mundheilpaste (5 mg/g)
- Zylinderampulle (5 mg/g Salbe)
- Zäpfchen/Rektalkapseln (100 mg)
- Kopftinktur.
Die Dosierung von Prednisolon unterscheidet sich erheblich je nach der vorliegenden Erkrankung. Niedrige Dosierungen betragen 1,5 mg am Tag, hohe Einzeldosierungen zur Behandlung eines allergischen Schocks bis zu 1000 mg.
Auch die Behandlungsdauer variiert stark. Bei akuten Beschwerden reicht manchmal eine einmalige Einnahme, etwa als Zäpfchen bei Pseudokrupp. Manche Patient*innen müssen das Prednisolon aber auch ihr ganzes Leben einnehmen, zum Beispiel bei der rheumatoiden Arthritis.
Tablette:
Die Prednisolon-Tablette nehmen Sie am besten morgens zwischen 6 und 8 Uhr ein. Dies schont den Stoffwechsel, weil auch der Spiegel des körpereigenen Kortisons morgens am höchsten ist. Bei höheren Dosierungen verteilt man die Tagesdosis besser auf 2–4 Tabletten über den Tag.
Dauert die Prednisolon-Therapie nur wenige Tage, ist ein abruptes Absetzen unproblematisch. Nimmt man das Medikament aber über mehrere Wochen ein, gewöhnt sich der Körper an das „künstliche Kortison“ Prednisolon. Der Körper bildet dann weniger körpereigenes Kortison. Beendet man die Prednisolon-Therapie, muss der Körper die eigene Kortison-Produktion erst wieder ankurbeln. Weil das dauert, sollte man die Dosis zum Ende der Behandlung hin langsam und stufenweise verringern. Dies nennt man „ausschleichen“. Je nach Behandlungsdauer und -dosis dauert das Ausschleichen manchmal mehrere Wochen.
Hautsalbe und Hautcreme: Meistens genügt es, die Salbe 1 bis 2-mal am Tag aufzutragen. Achten Sie darauf, nur die entzündeten Hautstellen dünn einzucremen. Dies beugt Nebenwirkungen an der gesunden Haut vor. Falls Sie noch weitere Hautpflegeprodukte nutzen, lassen Sie mindestens eine Viertelstunde Pause zwischen dem Eincremen. Zum Ende der Therapie sollte man das Eincremen stufenweise reduzieren. Verlängern Sie die Abstände zwischen dem Eincremen kontinuierlich, also cremen sie erst nur noch jeden zweiten Tag, dann jeden dritten Tag und so weiter.
Augentropfen und Augensalbe: Waschen Sie sich gründlich die Hände, bevor Sie die Tropfen oder die Salbe einbringen. Ziehen Sie dann das Unterlid nach vorne und neigen Sie Ihren Kopf nach hinten. Tragen Sie die Salbe anschließend als einen etwa 1 cm langen Strang in die Innenseite des Unterlides auf, Tropfen werden entsprechend eingetropft. Die Tubenspitze sollte dabei keinen direkten Kontakt mit dem Auge haben. Schließen Sie dann Ihre Augen, damit sich das Arzneimittel gleichmäßig verteilt.
Eine Behandlung des Auges mit Prednisolon dauert üblicherweise bis zu 2 Wochen. Je nach Erkrankung sollte man das Arzneimittel 2 bis 6-mal am Tag einbringen.
Achtung: Augentropfen mit Prednisolon dürfen Sie nie ohne ärztliche Rücksprache einnehmen! Es drohen sonst Ulzera, also Löcher, in der Hornhaut.
Risiken und Nebenwirkungen
Wenn Sie Kortison nur über wenige Tage einnehmen, sind Nebenwirkungen selten. Gerade bei hohen Dosen und einer langen Einnahme ist mit teils starken Nebenwirkungen zu rechnen. Diese unterscheiden sich je nach Anwendungsart.
Tabletten: Häufig ist die Gewichtszunahme durch den gesteigerten Appetit und die vermehrte Wassereinlagerung in das Gewebe. Das betrifft insbesondere das Gesicht. Die Folge ist dann das typische „Mondgesicht“. Hinzu kommt eine Umverteilung des Fettgewebes bei gleichzeitiger Abnahme der Muskulatur. Die Patient*innen lagern dann viel Fett am Rumpf ein, also etwa am Bauch oder am Hals. Die Beine und Arme bleiben dünn oder nehmen durch den Muskelschwund sogar im Umfang ab. Insbesondere bei älteren Menschen verschlechtert sich auch die Knochenqualität, sodass eine Osteoporose droht oder sich verstärkt.
Prednisolon kann neben den direkten Nebenwirkungen auch andere Erkrankungen hervorrufen oder verstärken. So löst Prednisolon bei entsprechender Veranlagung manchmal einen Diabetes mellitus aus oder verstärkt diesen. Nach Absetzen von Prednisolon bildet sich solch ein Diabetes allerdings häufig zurück.
Creme: Bei längerem Auftragen einer Prednisolon-Creme verdünnt sich die Haut. Sie ist dadurch anfälliger für Hautverletzungen und neigt beispielsweise zu Hautrissen. Manchmal treten auch Farbveränderungen auf der Haut oder Dehnungsstreifen auf.
Augensalbe: Prednisolon kann den Augeninnendruck erhöhen. Dann droht ein grüner Star. Weil Prednisolon auch am Auge das Immunsystem unterdrückt, bildet sich manchmal eine Pilzerkrankung auf der Hornhaut.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen bestehen vor allem bei Prednisolon in Tablettenform:
- Prednisolon verändert die Wirkung von „Blutverdünnern“ wie Marcumar, sodass die Ärzt*in die Dosis eventuell anpassen muss.
- Sowohl nicht-steroidale Schmerzmittel wie Ibuprofen als auch Prednisolon können die Magenschleimhaut schädigen. Gemeinsam eingenommen erhöht sich das Risiko für eine Magenblutung oder ein Magengeschwür. Wegen der schmerzlindernden Wirkung der Arzneimittel bemerken die Patient*innen das Magengeschwür leider oft nicht.
- Manche Patient*innen nehmen gleichzeitig weitere Medikamente ein, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva). Dann ist die Anfälligkeit für Infektionen besonders hoch.