Kaum zu glauben: Alle wissen, dass eine ungesunde Ernährung auf Dauer dick und krank macht. Trotzdem dürfen sogenannte Influencer in den Sozialen Medien Kinder mit Posts und Videos zum Verzehr von Süßkram, Softdrinks und Fast-Food verführen.
Kampf gegen Windmühlen
Für Eltern ist es oft schwer, den Nachwuchs von gesunder Ernährung zu überzeugen. Hinzu kommt, dass sich die Kinder durch die Pandemie-Beschränkungen weniger bewegen und mehr Zeit im Internet verbringen. Mit fatalen Folgen, wie die Verbraucherorganisation Foodwatch fürchtet.
Milliardengeschäft auf Kosten der Kinder
Denn im Netzt stoßen die Kinder schnell auf von der Industrie bezahlte Influencer, die ihnen mit lustigen Videos und Posts ungesunde Produkte wie Softdrinks, Fastfood, Schokolade und anderen Süßkram noch schmackhafter machen. Die jungen Vorbilder sind bei den Kindern überaus angesagt und ihre Beiträge auf Instagram, Facebook& Co. mit Zaubertricks, Plüschtieren und Comicfiguren höchst kindgerecht aufgemacht. Auf diese Weise lassen sich die Produkte zielgruppengenau unters junge Volk bringen – worauf auch der steigende Umsatz hindeutet. Laut Foodwatch ist die Werbung mit Influencern inzwischen auch in Deutschland ein Milliardenmarkt.
21 % jetzt schon zu dick
Dass die Industrie Kinder auf solche Weise ködern darf, ist ein Skandal, kritisiert Foodwatch. Schon jetzt verzehren 6—11-Jährige doppelt so viele Süßigkeiten und halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. Mit schweren Folgen: 15 % sind übergewichtig, 6% sogar fettleibig. Ihnen drohen Diabetes, Bluthochdruck, Gelenkprobleme und Herzerkrankungen, die der Solidargemeinschaft hohe Kosten verursachen.
Werbeeinschränkungen könnten helfen
Mit Einschränkung der Werbung für Kinder ließe sich der Junk-Food-Verzehr effektiv begrenzen, berichtet Kinderarzt Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. In Ländern mit verpflichtenden Beschränkungen ist der Konsum von Junkfood um 9% gesunken. In Ländern ohne Einschränkung dagegen um 14% angestiegen. Bundesernährungsministerin Klöckner hat diesen Ruf wohl vernommen. Eingreifen will sie trotzdem nicht. Sie setzt auf Freiwilligkeit und appelliert an die Werbeindustrie, ihre Verhaltensregeln selbst zu verschärfen.
Quelle: Ärzteblatt