Süßstoff statt Zucker: Auf diese Weise versuchen viele Menschen, ihr Gewicht zu kontrollieren. Doch offenbar geht die Strategie nicht auf.
Trotz Süßstoff-Hype wird der Westen dicker
Süßstoffe sind schon lange eine Option, wenigstens auf ein paar Kohlenhydrate zu verzichten. Deshalb setzten nicht nur Übergewichtige auf den Zuckerersatz. Auch Menschen, die ihr Gewicht halten wollen, greifen gern zur Kunstsüße. So wundert es nicht, dass etwa 40% der US-Amerikaner*innen ihre Lust auf Süßes mit künstlich gesüßten Getränken und Lebensmittel stillen. Trotzdem werden sie immer dicker. Ein Grund dafür könnte sein, dass Süßstoffe den Appetit anregen.
Diese Theorie wurde jetzt in einem Experiment an 74 Männern und Frauen untersucht. Sie erhielten in 3 Sitzungen jeweils ein Getränk. Das war einmal mit 75 g Haushaltszucker und einmal mit dem künstlichen Süßstoff Sucralose gesüßt. Beim dritten Mal gab´s reines Wasser.
Nach jedem Trunk wurden die Proband*innen in den Kernspintomografen geschoben und ihre Gehirndurchblutung beim Betrachten leckerer Süßspeisen gemessen. Außerdem zapfte man Blut ab, um Insulin und andere Hormone zu bestimmen. Am Ende jeder Einheit durften sich die Männer und Frauen frei an einem Buffett bedienen.
Appetithormon steigt, Sättigungshormon fehlt
Das Ergebnis: Sowohl im Gehirn, als auch im Blut und am Buffet ließ sich nach Sucralose eine Steigerung des Appetits erkennen.
- So stieg beim Betrachten leckerer Speisen die Durchblutung im Schaltzentrum für Appetit deutlich stärker an, wenn die Proband*innen vorher das Sucralose-Getränk getrunken hatten.
- Nach dem mit Zucker gesüßten Getränk fand sich im Blut der typische Anstieg des Sättigungshormons GLP-1. Nach dem Sucralosetrunk blieb dieser Anstieg aus - und das Hungergefühl weiter bestehen.
- Zusätzlich stieg nach dem künstlich gesüßten Getränk das Appetithormon Ghrelin weiter an, und zwar noch stärker als nach dem Genuss von Wasser. Der Appetit nahm nach der Sucralose also zu.
- Mehr Appetit und weiterhin Hunger: Das wirkte sich am nachfolgenden Buffet aus. Dort griffen die Proband*innen nach dem Sucralosetrunk häufiger zu den angebotenen Süßigkeiten. Die dabei aufgenommene Kalorienmenge war deshalb auch entsprechend größer.
Sucralose heizt also den Appetit an, schlussfolgern die Autor*innen. Dieser Hunger nach dem Genuss künstlich gesüßter Getränken könnte dafür verantwortlich sein, warum Diätversuche mit Sucralose häufig scheitern. Ein weiteres Phänomen beobachtete man im Rahmen des Experiments: Bei Frauen wirkte die Sucralose stärker appetitanregend als bei Männern. Warum das so ist, können die Forscher*innen allerdings nicht erklären.
Quelle: Ärzteblatt