Wenn Menschen mit Typ-2-Diabetes Insulin benötigen, scheuen sie oft die tägliche Insulinspritze. Für sie gibt es gute Nachrichten: Kürzlich wurde das erste Wocheninsulin zugelassen. Es deckt den Basalinsulinbedarf einer Woche mit nur einer Spritze.
Vom Hundepankreas zur Bakterienproduktion
Vor 100 Jahren gelang es zwei kanadischen Forschern erstmals, Insulin aus der Bauchspeicheldrüse eines Hundes zu isolieren. Das was der Startschuss für die Therapie einer Erkrankung, die bis dahin meist innerhalb weniger Jahre tödlich verlief: Diabetes. Noch heute wird der Diabetes mit Insulin behandelt. Inzwischen gewinnt man das Hormon allerdings nicht mehr aus tierischen Bauchspeicheldrüsen, sondern mithilfe von gentechnisch veränderten Bakterien.
Außerdem gibt es heute eine Vielzahl unterschiedlicher Insulinpräparate. Einige haben eine beschleunigte, andere eine verzögerte Wirkungsweise. Auch die Verabreichungsform variiert: Zwar muss das Hormon immer gespritzt werden, das kann aber durch die Patient*in selbst oder mithilfe einer Insulinpumpe geschehen. Mit diesen Weiterentwicklungen lässt sich die Therapie immer besser an das Leben der Erkrankten anpassen.
Bluteiweiß wird zum Insulinspeicher
Jetzt gibt es eine weitere Neuheit in der Insulinfamilie. Im März wurde von der Europäischen Kommission die Zulassung für das erste Wocheninsulin erteilt. Insulin icodec hat eine sogenannte Ultra-Langzeitwirkung und muss als Basalinsulin nur einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt werden. Das neue Insulin bindet sich stark an das Bluteiweiß Albumin und wird von diesem nur sehr langsam wieder abgegeben. Dadurch entsteht eine Art Insulinspeicher, der nur einmal wöchentlich durch die Injektion wieder aufgefüllt werden muss.
Sechs weltweit durchgeführte Studien konnten zeigen, dass das Wocheninsulin den Blutzucker genauso gut senkt wie täglich zu spritzende Insuline. Dabei traten sogar seltener Unterzuckerungen auf. Auch der Langzeitwert des Blutzuckers, der HbA1c, wurde zuverlässig gesenkt.
Zum Einsatz kommen soll das Wocheninsulin vor allem bei Typ-2-Diabetiker*innen. Fachleute erhoffen sich einen Vorteil für die Betroffenen, denen das häufige Spritzen schwer fällt. Denn so muss die Patient*in nur noch einmal wöchentlich und – falls nötig – zu den Mahlzeiten Insulin spritzen. Laut Hersteller soll das Präparat als Fertigpen in Deutschland so bald wie möglich zu Verfügung stehen.
Quelle: ptaheute, Ärztezeitung