Leistungsabfall durch Sauerstoffmangel

Stickige Luft verlangsamt Gehirn

Frischluft steigert die Konzentrationsfähigkeit – was wie Muttis Lebensweisheit klingt, hat die Wissenschaft schon lange bewiesen. Neu ist: Der Sauerstoffmangel macht sich deutlich früher bemerkbar als gedacht.
Kaum Luft zum Atmen

Forscher der State Universität von New York untersuchten die Zusammenhänge zwischen Luftqualität und Denkvermögen. Dazu teilten sie 24 Studenten in sechs Gruppen ein und setzten jede dieser Gruppe in einen geschlossenen Raum. Zwei der Räume enthielten eine Kohlendioxidkonzentration von 600 parts per million (ppm), zwei Räume 1000 ppm und die übrigen beiden Räume 2500 ppm. Zum Vergleich: Frischluft enthält etwa 380 ppm. Kohlendioxid geben wir beim Ausatmen an die Luft ab. Die Konzentration an Kohlendioxid steigt deshalb je verbrauchter die Luft ist.

Sauerstoffmangel macht träge

Die Wissenschaftler stellten die Studenten vor verschiedene Denkaufgaben, bei denen sie verschiedene Szenarien durchspielten. So sollten sich die Studenten beispielsweise in die Lage eines Managers hineindenken, dessen Firma in der Krise steckt, und Lösungsstrategien für das Unternehmen entwickeln.

Die Forscher bewerteten anhand einer Skala neun Eigenschaften der Studenten, darunter Eigeninitiative und Fokussiertheit. In sieben der neun Kategorien, zeigten die Studienteilnehmer ab 1000 ppm signifikante Einschränkungen. Der Leistungsabfall betraf vor allem strategisches Denken und Entscheidungsfindung. Die Wissenschaftler führen diese Einschränkung auf die geringe Sauerstoffversorgung des Gehirns zurück. Das Gehirn benötigt Sauerstoff, um arbeiten zu können. Ein geringer Sauerstoffgehalt hemmt die Denkprozesse.

Ab ins Grüne

Bislang glaubte man, dass ein Leistungsabfall erst ab Werten von 10.000 bis 20.000 ppm eintritt. Sollten sich die neuen Ergebnisse in einer größer angelegten Studie bestätigen, ergebe sich daraus ein direkter Handlungsbedarf. Denn momentan sind Kohlendioxidwerte von 3000 ppm in Klassenräumen und Büros keine Seltenheit. Die Forscher raten deshalb zu regelmäßigem Lüften und Pausen an der frischen Luft.

Autor*innen

22.10.2012 | Sandra Göbel