RANKL heißt der Übeltäter – ein unscheinbares Eiweiß, das die Entstehung einer Insulinresistenz fördert und dadurch einem Diabetes den Weg ebnet. Zu diesem Ergebnis kam eine Langzeitstudie deutscher Forscher. Die Wissenschaftler erhoffen sich, mithilfe der neuen Erkenntnisse die Behandlung der Zuckerkrankheit verbessern zu können.
Zu viel Zucker im Blut
Diabetes mellitus ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, bei der das Blut überzuckert. Beim Diabetes Typ 2 – dem sogenannten Altersdiabetes – entwickelt der Körper eine Resistenz gegenüber dem blutzuckersenkenden Hormon Insulin. Der erhöhte Blutzucker schädigt die Gefäße und Nerven. Dadurch begünstigt er Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Nierenschwäche und Netzhautschäden am Auge.
RANKL erhöht Diabetes-Risiko
Die Wissenschaftler des Universitätsklinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erforschen in einer Langzeitstudie seit über 20 Jahren die Auslöser von Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Osteoporose und Nervenerkrankungen. Dazu untersuchen sie gesunde Einwohner des Südtiroler Städtchens Bruneck. Innerhalb der Langzeitstudie maßen sie bei rund 1000 Einwohnern die Konzentration des Eiweißes RANKL im Blut. „Bei dieser Untersuchung zeigte sich, dass Personen mit hohem RANKL-Spiegel, unabhängig von Geschlecht und Alter, ein deutlich erhöhtes Risiko aufwiesen, Diabetes Mellitus Typ 2 zu entwickeln“, erläutert Dr. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klink 3 an der FAU.
Anschließend erforschten die Wissenschaftler im Labor den Zusammenhang zwischen RANKL und dem Auftreten von Insulinresistenz und Diabetes. Sie hemmten die Aktivierung von RANKL in der Leber und erreichten dadurch, dass sich der Blutzuckerspiegel normalisierte.
Neuer Ansatz für die Diabetes-Behandlung
Bereits seit längerem ist bekannt, dass RANKL für verstärkten Knochenabbau (Osteoporose) verantwortlich ist. Somit zeigt sich, dass unser Skelettsystem einen großen Einfluss auf den Blutzuckerstoffwechsel hat. Nun wollen die Forscher zur Behandlung der Zuckerkrankheit Medikamente entwickeln, die RANKL hemmen. Dabei haben sie einen wesentlichen Startvorteil. Denn Medikamente, die RANKL hemmen, gibt es bereits. Sie werden erfolgreich bei der Behandlung von Osteoporose eingesetzt. Die Forscher zeigen sich deshalb zuversichtlich: „Dieser Umstand könnte ermöglichen, dass die Hemmung von RANKL zur Vorbeugung oder Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 schon in wenigen Jahren Realität sein könnte.“