Weniger Zornesfalten = weniger Zorn

Botox gegen Borderline

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung wird mittels Psychotherapie behandelt – zugelassene Arzneimittel gibt es bislang nicht. Doch Botulinumtoxin, kurz Botox genannt, könnte dies ändern. Dafür sprechen erste Forschungsergebnisse.

Botox für die Psyche?

Menschen mit der Borderline-Erkrankung haben extreme Stimmungsschwankungen, sind sehr impulsiv und führen instabile zwischenmenschliche Beziehungen. Oft stehen sie unter hochgradiger innerer Anspannung, aufgrund derer sie sich häufig körperliche Schmerzen oder Verletzungen zufügen. Behandelt wird mit einer umfassenden Psychotherapie. Zugelassene Medikamente gibt es keine. Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll untersuchen nun die Wirksamkeit von Botox.

Die Forscher haben sechs Borderline-Patientinnen, deren Krankheitssymptome sich zuvor durch Psychotherapie, Antidepressiva und Antipsychotika nicht gebessert hatten, einmalig Botox in die mittlere untere Stirn gespritzt: Impulsivität, Stimmungsschwankungen und Niedergestimmtheit nahmen ab und ihr Sozialverhalten verbesserte sich.

Freundliche Mimik verbessert die Stimmung

„Botox dämpft negative Emotionen und wirkt dadurch stabilisierend“, erläutert Professor Dr. Tillmann Krüger von der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der MHH. Es lähmt die Muskeln zwischen den Augenbrauen. In diesem Bereich drücken wir negative Stimmungen wie Sorgen und Ängste aus, was an den sogenannten Zornesfalten sichtbar wird. Botox verhindert, dass diese negativen Emotionen ausgedrückt werden können. „Das führt dazu, dass sich die Intensität dieser Emotionen reduziert, denn der Gesichtsausdruck und das psychische Befinden sind eng verbunden: Mimik drückt Gefühle aus, wirkt aber gemäß der sogenannten Facial-Feedback-Hypothese auch auf unsere Stimmung zurück“, erläutert Privatdozent Dr. Wollmer von der Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll. Um diese Ergebnisse wissenschaftlich zu überprüfen, führen die Forscher nun eine umfassendere Studie durch.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover (MHH)

Autor*innen

12.09.2016 | Sandra Göbel