Was als Schallwellen am Trommelfell ankommt, geben Mittelohr und Innenohr an die Hörnerven weiter, die wiederum elektrische Impulse an das Hörzentrum im Gehirn leiten. Dieses interpretiert daraus z. B. ein Wort oder einen Flötenton. An jeder Stelle der Informationsleitung können Störungen auftreten, die abhängig von der Lokalisation zu verschiedenen, ein- oder beidseitigen Hörproblemen führen. Ob die Schwerhörigkeit ein- oder beidseitig ist, lässt sich beim Telefonieren herausfinden, indem man den Hörer hin- und herwechselt.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Langsam zunehmende, beidseitige Schwerhörigkeit; anfangs v. a. bemerkbar in größeren Gesellschaften und hallenden Räumen; oft Lärmüberempfindlichkeit; evtl. hohe Ohrgeräusche (Tinnitus)
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Zunehmende ein- oder beidseitige Schwerhörigkeit bei (oft) jüngeren Menschen; oft Ausfluss von schleimig-eitrigem Sekret; evtl. Schmerzen
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Langsam zunehmende beidseitige Schwerhörigkeit mit (meist) tiefen Ohrgeräuschen; einseitig beginnend; evtl. Schwindel
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Langsam zunehmende beidseitige Schwerhörigkeit mit Kopfschmerzen und Erbrechen
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Langsam zunehmende, einseitige Schwerhörigkeit mit Ohrgeräuschen auf der gleichen Seite; evtl. Schwindel, Gleichgewichtsstörungen; evtl. Empfindungsstörung im Gesicht
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Plötzliche, einseitige Schwerhörigkeit oder Taubheit; vorausgehend oft Druck oder Wattegefühl im Ohr, taube Haut in der Umgebung des Ohrs; Ohrgeräusche (Tinnitus); evtl. Schwindel
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Anfälle mit plötzlicher einseitiger Schwerhörigkeit, tiefen Ohrgeräuschen und Schwindel
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Beidseitige Schwerhörigkeit mit hohen Ohrgeräuschen sofort nach massiver Lärmeinwirkung
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Sofortige einseitige Taubheit mit Schwindel nach Kopfverletzung
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Plötzliche Schwerhörigkeit mit einschießendem Ohrschmerz; hohles Gefühl oder Taubheitsgefühl im Ohr; oft Ohrgeräusche, Schwindel; evtl. Austritt von etwas Blut aus dem Gehörgang
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Rasch zunehmender, ein- oder beidseitiger Hörverlust, meist mit gleichseitiger Gesichtslähmung; meist Ohrgeräusche; oft schubweiser Verlauf
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Ein- oder beidseitige Schwerhörigkeit bis Taubheit bei oder nach schwerer Infektionskrankheit
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Dauerhafte oder vorübergehende beidseitige Schwerhörigkeit bei Medikamenteneinnahme; evtl. neu auftretende oder verstärkte Ohrgeräusche (Tinnitus); evtl. Schwindel
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Unfähigkeit, Gehörtes zu verstehen und adäquat zu antworten
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Langsam zunehmende, beidseitige Schwerhörigkeit; anfangs v. a. bemerkbar in größeren Gesellschaften und hallenden Räumen; oft Lärmüberempfindlichkeit; evtl. hohe Ohrgeräusche (Tinnitus)
Ursachen:
- Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis)
- Chronische Lärmschwerhörigkeit, z. B. durch Lärm am Arbeitsplatz, häufige laute Discomusik
- Begleiterscheinung von inneren Erkrankungen, z. B. Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion, chronisches Nierenversagen
Maßnahme:
In den nächsten Wochen in die HNO-Praxis
Zunehmende ein- oder beidseitige Schwerhörigkeit bei (oft) jüngeren Menschen; oft Ausfluss von schleimig-eitrigem Sekret; evtl. Schmerzen
Ursachen:
- Chronische Mittelohrentzündung
- Cholesteatom
- Häufig wiederkehrende, akute Mittelohrentzündung
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die HNO-Praxis
Langsam zunehmende beidseitige Schwerhörigkeit mit (meist) tiefen Ohrgeräuschen; einseitig beginnend; evtl. Schwindel
Ursache:
- Otosklerose (Versteifung der Gehörknöchelchen)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die HNO-Praxis
Langsam zunehmende beidseitige Schwerhörigkeit mit Kopfschmerzen und Erbrechen
Ursachen:
- Innenohrschädigung durch gewerbliche Gifte wie Lösungsmittel und Schwermetalle (toxisch bedingte Innenohrschwerhörigkeit)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die HNO- oder Hausarztpraxis
Langsam zunehmende, einseitige Schwerhörigkeit mit Ohrgeräuschen auf der gleichen Seite; evtl. Schwindel, Gleichgewichtsstörungen; evtl. Empfindungsstörung im Gesicht
Ursache:
Gutartige Tumoren der Hörnerven wie
- Akustikusneurinom (Kleinhirnbrückenwinkeltumor; gutartiger, aber verdrängend wachsender Tumor im Bereich der Hör- und Gleichgewichtsnerven; ausgehend von den Zellen der Nervenhülle)
- Glomustumor (seltenere Wucherungen in der Wand von Hirnvenen, die nur langsam wachsen, dabei aber umgebende Strukturen in der Schädelbasis zerstören)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die HNO-Praxis
Plötzliche, einseitige Schwerhörigkeit oder Taubheit; vorausgehend oft Druck oder Wattegefühl im Ohr, taube Haut in der Umgebung des Ohrs; Ohrgeräusche (Tinnitus); evtl. Schwindel
Ursachen:
- Hörsturz, oft bei beruflicher oder privater Überlastung
- Entzündlich bedingte Innenohrschwerhörigkeit (Labyrinthitis, Infektion des Innenohrs), z. B. bei akuter Mittelohrentzündung oder chronischer Mittelohrentzündung, Cholesteatom
- Schlaganfall des Innenohrs (Labyrinth-Apoplex; plötzlicher, kompletter Ausfall des Hör- und Gleichgewichtsorgans auf einer Seite)
Maßnahme:
- Am selben Tag in die HNO-Praxis
Selbsthilfe:
- In den ersten Tagen völlige Stille wie auch Lärm meiden
- Langfristig Stress abbauen, z. B. mithilfe von Entspannungstechniken
Anfälle mit plötzlicher einseitiger Schwerhörigkeit, tiefen Ohrgeräuschen und Schwindel
Ursachen:
- Menière-Krankheit (Morbus Menière)
- Durchblutungsstörung des Innenohrs bei HWS-Syndrom
- Akustikusneurinom
- Migräne im Hirnstamm, evtl. ohne typische Kopfschmerzen
Maßnahme:
- Beim ersten Auftreten sofort in die HNO- oder Hausarztpraxis
Selbsthilfe bei HWS-Syndrom:
- Wärmeanwendung, z. B. heiße Rolle, Rotlicht
- Massage, Entspannungsverfahren
Beidseitige Schwerhörigkeit mit hohen Ohrgeräuschen sofort nach massiver Lärmeinwirkung
Ursache:
Lärmschaden
- Vorübergehend nach Diskothek oder Heimwerken ohne Lärmschutz
- Auf Dauer bei schwerster Lärmbelastung, z. B. Knalltrauma
Maßnahme:
Am selben Tag in die HNO-Praxis
Sofortige einseitige Taubheit mit Schwindel nach Kopfverletzung
Ursache:
- Schädelbruch, z. B. am Felsenbein
Maßnahme:
Notärzt*in rufen
Plötzliche Schwerhörigkeit mit einschießendem Ohrschmerz; hohles Gefühl oder Taubheitsgefühl im Ohr; oft Ohrgeräusche, Schwindel; evtl. Austritt von etwas Blut aus dem Gehörgang
Ursache:
Trommelfellverletzung durch
- Direkte Verletzung, z. B. durch Bohren im Ohr
- Starke Druckschwankungen (Barotrauma), z. B. bei Ohrfeigen, Explosionen, Tauchen
Maßnahme:
- Sofort in die HNO-Praxis
Rasch zunehmender, ein- oder beidseitiger Hörverlust, meist mit gleichseitiger Gesichtslähmung; meist Ohrgeräusche; oft schubweiser Verlauf
Ursache:
- Borreliose, Infektion durch Bakterien nach (oft unbemerktem) Zeckenbiss
Maßnahme:
- Am selben Tag zur Hausärzt*in, HNO-Ärzt*in oder Neurolog*in
Ein- oder beidseitige Schwerhörigkeit bis Taubheit bei oder nach schwerer Infektionskrankheit
Ursachen:
Innenohr- oder Hörnervschädigung bei
Maßnahme:
Am selben Tag in die HNO-Praxis bei neuem Auftreten
Dauerhafte oder vorübergehende beidseitige Schwerhörigkeit bei Medikamenteneinnahme; evtl. neu auftretende oder verstärkte Ohrgeräusche (Tinnitus); evtl. Schwindel
Ursache:
Nebenwirkung (toxisch bedingte Innenohrschwerhörigkeit), z. B. von
- Diuretika
- Antidepressiva
- Antibiotika
- Zytostatika
Maßnahme:
- Beipackzettel prüfen, ob dort Schwerhörigkeit als Nebenwirkung aufgeführt – wenn ja, am selben oder nächsten Tag in die HNO-Praxis
Unfähigkeit, Gehörtes zu verstehen und adäquat zu antworten
Ursache:
Seelentaubheit (zentrale Taubheit) bei Hirnschäden, z. B. bei oder nach
Maßnahmen:
- Notärzt*in rufen oder in die nächste Klinik, wenn die Beschwerden neu oder in Zusammenhang mit einer Kopfverletzung auftreten
- Ansonsten in den nächsten Tagen in die neurologische oder psychiatrische Praxis
Ihre Apotheke empfiehlt
Gehör schützen.
Lärm bedeutet Stress für das Sinnesorgan Ohr, wobei „Lärm“ alle als störend wahrgenommenen, lauten Geräusche umfasst. Interessanterweise empfinden viele Menschen Geräusche, die sie mögen (z. B. Musik der Lieblingsband) auch bei großer Lautstärke nicht als Lärm.
Eine Schädigung des Gehörs droht bei längerfristigem Lärm ab einer Lautstärke von 85 Dezibel. Ab 120 Dezibel kann bereits eine punktuelle Lärmbelastung, z. B. ein Schussknall, Hörschäden auslösen. Zum Vergleich: Ein Staubsauger erreicht bis zu 70 Dezibel, eine Kreissäge bis zu 100 Dezibel und Konzert- oder Discomusik bis zu 110 Dezibel. Ein Schussknall hat eine Lautstärke von bis zu 160 Dezibel. Es ist empfehlenswert, starke Lärmbelastung so kurz wie möglich zu halten bzw. Ohrstöpsel oder Gehörschutz zu tragen. Übrigens: entgegen dem Gefühl der meisten Menschen gewöhnt sich zwar das Gehirn im Laufe der Zeit an eine andauernde Lärmbelastung, aber nicht das Sinnesorgan Ohr. Tausende von Untersuchungen etwa haben den schädlichen Effekt von nächtlichem Verkehrslärm auf die Gesundheit nachgewiesen – auch dann, wenn die Betroffenen den Lärm gar nicht mehr als störend wahrnehmen.
Schwerhörigkeit erkennen.
Häufig treten Hörminderungen schleichend auf und werden vom Betroffenen lange nicht bemerkt.
Eine einseitige Schwerhörigkeit lässt sich sehr einfach herausfinden, indem man beim Telefonieren den Hörer hin- und herwechselt.
Um eine beidseitige Schwerhörigkeit zu erkennen, helfen die folgenden drei Fragen:
- Überhöre ich nicht erwartetes Ansprechen, etwa des Partners aus weiterer Entfernung (Sie im Wohnzimmer, Partner im Treppenhaus)?
- Habe ich das Gefühl andere Menschen sprechen undeutlich oder zu leise?
- Empfinde ich Kommunikation in größeren Gruppen als anstrengend und treten Missverständnisse in Gesprächen auf?
Zusätzlich lässt sich die eigene Hörleistung mit Fragebögen oder Selbsttests einschätzen. Hörtests für zuhause werden auf Internetseiten, als App oder am Telefon angeboten. Wenn sich der Verdacht auf Schwerhörigkeit bestätigt, klärt ein Besuch bei HNO-Ärzt*in oder Hörgeräteakustiker*in die Diagnose. Ansprechpartner für technische Lösungen und Hilfen im Alltag sind Hörgeräteakustik-Geschäfte – für eine Kostenübernahme der Krankenkasse ist aber in jedem Fall eine HNO-ärztliche Begutachtung und Rezeptausstellung erforderlich.
Hörgeräte.
Ist das Gehör dauerhaft geschädigt, helfen Hörgeräte oder Hörimplantate der Patient*in sehr oft wieder gut zu hören. Allerdings profitiert nicht jeder Hörverlust von einer Hörgeräteversorgung. Gerade bei Altersschwerhörigkeit verbessern Hörgeräte die Verständigung enorm und erhöhen die Lebensqualität. Moderne Hörgeräte sind einfach zu handhaben und unauffällig im Ohr oder hinter dem Ohr zu tragen. Es gibt verschiedene Modelle, die individuell angepasst werden.
Medikation umstellen.
Medikamente, die als Nebenwirkung vorübergehend oder dauerhaft das Gehör schädigen, werden als ototoxisch bezeichnet. Auch Gifte, etwa Schwermetalle, haben ototoxische Effekte. Die Symptome reichen in beiden Fällen von geringer Hörminderung bis zur vollständigen Ertaubung. Dabei hängt das Risiko einer Schwerhörigkeit oder Ertaubung von Dosierung, Dauer und Art der Einnahme ab.
Zu den ototoxischen Medikamenten gehören Aminoglykosid-Antibiotika (z. B. Gentamicin) sowie der langfristige Gebrauch von Schmerzmitteln aus der Gruppe der NSAID. Auch manche Diuretika, also Medikamente zur Entwässerung, gefährden bei langfristiger Einnahme das Gehör.
Expert*innen empfehlen, bei der Einnahme von ototoxischen Medikamenten die Hörleistung regelmäßig zu kontrollieren. Früh- und Warnsymptom eines beginnenden Hörschadens ist oft ein Tinnitus.
Bestätigt die HNO-Ärzt*in die ototoxische Hörschädigung, verändert sie die Auswahl oder die Dosierung der in Frage kommenden Medikamente.