Hunde erschnüffeln Lungenkrebs

Den richtigen Riecher

Hunde entdecken viel mit Hilfe ihrer Nase: Sprengstoff, Drogen, verschüttete Menschen – und sogar Krebs. Eine Studie deutscher Forscher ergab, dass die Vierbeiner in der Atemluft eines erkrankten Menschen Lungenkrebs erschnuppern können.

Feines Näschen

Hunde als medizinische Hilfen einzusetzen ist nicht neu. So gibt es bereits Blindenhunde oder speziell geschulte Diabetiker-Hunde, die ihr Herrchen vor Unterzuckerung warnen. Doch die Spürnasen riechen noch mehr. Ob auch Krebs dazu zählt, wollten Stuttgarter und Würzburger Ärzte herausfinden. Sie ließen zunächst vier Hunde von einem Hundetrainer ausbilden. Die Tiere lernten, sich auf den Boden zu legen, wenn sie in der Atemprobe eines Patienten Lungenkrebs riechen. Nach sechs Monaten war das Training beendet.

125 Menschen nahmen an der Studie teil: 25 Menschen mit Lungenkrebs in unterschiedlichen Stadien, 50 gesunde Menschen und 50 Menschen mit COPD, einer chronisch obstruktiven Lungenkrankheit. Sie alle atmeten jeweils in ein Röhrchen. Anschließend bekamen die trainierten Hunde einen Teil der Proben zu schnüffeln. Die Hunde erkannten 71 Prozent der Proben von Krebspatienten richtig. Beim Ausschluss einer Krebserkrankung betrug ihre Trefferquote sogar 93 Prozent.

Krebs hat eigenen Geruch

Die Hunde reagierten nur selten bei einer Atemprobe mit COPD. Dies beweist nach Ansicht der Forscher, dass die Vierbeiner den Geruch von Lungenkrebs und anderen Lungenerkrankungen wie COPD unterscheiden können. Sie riechen demnach keine unspezifischen Stoffe, die bei Erkrankungen der Lunge austreten, sondern explizit den Krebs. Allerdings liefern die Vierbeiner keine sichere Diagnose, denn die Trefferquote hängt stark vom Trainings- und Gesundheitszustand des Hundes ab.

Krebstest – bitte pusten

Derzeit arbeiten die Forscher an einer weiteren Studie. In dieser wollen sie ermitteln, ob die Hunde den Geruch von Lungen-, Brust- und Eierstockkrebs auseinander halten können. So lässt sich ermitteln, ob alle Krebsarten die gleichen Geruchsstoffe freisetzen.

Die Wissenschaftler wollen zudem versuchen, den Krebsgeruch von den anderen Geruchsstoffen in der Atemluft zu isolieren. Gelingt dies, wäre es in ferner Zukunft möglich, ein Gerät zu entwickeln, dass Krebs anhand einer Atemprobe erkennt. Derzeit ist dies noch Zukunftsmusik, wie Studieninitiator Rainer Ehmann betont: „Auch bei der Suche nach Drogen oder Lawinenopfern funktioniert das biologische System derzeit besser als jedes Gerät“.

Autor*innen

24.05.2012 | Sandra Göbel