Schlüsselbegriffe der Psychiatrie

Schlüsselbegriffe der Psychiatrie

Neurose: Von Sigmund Freud eingeführter

Krankheitsbegriff mit vielen Bedeutungen: Im weitesten Sinn wird mit Neurose die nicht gelungene Lösung

seelischer Konflikte bezeichnet, die zu erheblichem Leidensdruck führt.

Zu den Neurosen zählen sowohl

Zwangsstörungen

als auch

Angsterkrankungen

wie

Phobien

,

Panikattacken

und

generalisierte Angststörungen.

Die offiziellen weltweit gültigen Klassifikationen psychischer Erkrankungen — die title="30k52">

ICD-10-Liste

(International Classification of Diseases) der WHO und das DSM-IV der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung

— haben diesen Begriff allerdings weitgehend eliminiert, weil er für Therapeuten nicht trennscharf genug ist und

das dahinter stehende Theoriegebäude veraltet ist. Auch viele Psychiater lehnen den Begriff strikt ab. Dennoch

ist er in der Praxis weiter gängig und auch nützlich, weshalb er in Gesundheit heute verwendet wird.

Psychose (psychotische Erkrankung,

psychotische Störung): schwerste psychische Erkrankung, bei denen der Kranke den Bezug zur Realität

zumindest zeitweilig verliert. Im Unterschied zur Neurose erleben die Erkrankten ihre Umwelt und nicht sich

selbst als verändert und erlangen im Akutstadium zumeist keine Krankheitseinsicht. Jede Psychose geht mit den

auffälligen psychotischen Symptomen Wahn oder Halluzinationen einher.

Eine einzelne psychotische Krankheitsphase bezeichnet der Arzt als psychotische

Episode.

Zu den Psychosen gehören die

affektiven Psychosen

, die

Schizophrenie

und die

organischen Psychosen

.

Auch der Begriff der Psychose ist nicht unumstritten – aber mangels Alternativen weiterhin in

Gebrauch.

Wahn: Fixe Überzeugung, die logisch unstimmig

ist, der realen Umwelt des Kranken widerspricht und trotz gegenteiliger Belege aufrechterhalten wird. Typisch

für den Wahn ist, dass der Patient seine wahnhafte Überzeugung mit großer Gewissheit erlebt. Ein Wahn ist durch

Angehörige, aber auch Therapeuten nicht korrigierbar und wird von der Umwelt nicht geteilt. Wahn ist

immer ein Zeichen einer schweren psychischen Erkrankung. Häufige Wahninhalte sind:

  • Beziehungswahn: Der Patient bezieht alles, was

    geschieht, auf sich. Der Betroffene glaubt z.B., dass alle Leute in der Straßenbahn über ihn reden würden.

  • Verfolgungswahn: Der Betroffene bezieht nicht nur

    alles auf sich, sondern auch gegen sich. Er fühlt sich als Ziel von Feindseligkeiten. Viele Patienten haben

    deshalb Angst.

  • Verarmungswahn: Der Kranke ist zu unrecht davon

    überzeugt, dass ihm der finanzielle Ruin bevorsteht.

  • Größenwahn: Der Patient überschätzt sich oder hält

    sich z.B. für Gott.

  • Hypochondrischer Wahn: Der Patient ist trotz

    anders lautender Untersuchungsergebnisse sicher, an einer gefährlichen Krankheit wie z.B. einem Krebs zu

    leiden.

Halluzinationen: Wahrnehmungserlebnis ohne

reales Objekt und ohne Reizquelle, das der Betroffene aber für einen wirklichen Sinneseindruck hält. Viele

Kranke reagieren ängstlich auf Halluzinationen. Häufig sind:

  • Akustische Halluzinationen: Der Betroffene hört

    Stimmen oder Geräusche.

  • Optische Halluzinationen mit dem Sehen von

    Lichtern, Blitzen, Mustern oder ganzen Bildern.

  • Geruchs- und Geschmackshalluzinationen: Sie treten

    oft gemeinsam auf und haben meist einen unangenehmen Charakter: faulig, rauchig, schweflig, nach Gas oder

    einem undefinierbaren Gift.

  • Berührungshalluzinationen in Form von kribbelndem

    Ungeziefer, pieksenden Glassplittern, Wärme oder Feuchtigkeit.

Der Übergang vom Nichtkrankhaften zum Krankhaften ist sowohl beim Wahn als auch bei

Halluzinationen fließend. Auch kennt jeder Umstände, die etwa zu Halluzinationen führen, ohne dass eine

psychische Erkrankung vorliegt, wie etwa Fieber über 40 °C oder extremer Schlafmangel.

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zuletzt geändert am um 10:51 Uhr