Mutterkornalkaloide

Über 30 vom Schimmelpilz Claviceps purpurea (Mutterkorn) gebildete Wirkstoffe. Dieser Pilz lebt parasitisch auf Roggen und Weizen. Die Mutterkornalkaloide besitzen mindestens ein Stickstoffatom, weisen basische Eigenschaften auf und wirken auf das Gehirn. Wie der Name bereits vermuten lässt, fanden Mutterkornalkaloide früher Anwendung in der Geburtshilfe. So zieht das Mutterkornalkaloid Methylergometrin (Methylergometrin-Rotexmedia®) die Gebärmuttermuskulatur zusammen, treibt dadurch die Nachgeburt aus und stillt Nachgeburtsblutungen. Bromocriptin (Pravidel®) hilft Müttern beim Abstillen und lindert die Symptome bei Parkinson-Kranken. Ergometrin (Migräne Kranit®) beseitigt die Ursache von Migräne, indem es erweiterte Blutgefäße im Gehirn enger stellt. Dihydroergotamin beugt Migräneanfällen bereits vor und erhöht einen niedrigen Blutdruck. Das Mutterkornalkaloidgemisch Dihydroergotoxin (DCCK®, Orphol®) hingegen senkt den Blutdruck. Zusätzlich verbessert es die Blutzirkulation im Gehirn und steigert die Gedächtnisleistung und das Denkvermögen bei älteren Patienten. Auch Nicergolin (Ergobel®) steigert die Gehirnleistung und verhilft verwirrten Patienten zu einer besseren Orientierung. Allerdings weisen die Mutterkornalkaloide einige schwere Nebenwirkungen auf. Sie führen zu Übelkeit und Erbrechen sowie Magenschmerzen. Weiterhin stellen sie Blutgefäße eng, unterbrechen dadurch den Blutfluss, was im Einzelfall bis zum Absterben ganzer Gliedmaßen führen kann. Bei schweren Vergiftungen (Ergotismus) sterben die Patienten an Atemlähmung und Herzstillstand. Daher sind in den meisten Anwendungsgebieten nebenwirkungsärmere Alternativen an die Stelle der Mutterkornalkaloide getreten.

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