Bromazepam

Andere Wirkstoffe dieser Gruppe

Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine mit beruhigender und schlaffördernder Wirkung. Benzodiazepine dämpfen stark die Informationsübertragung in bestimmten Gehirnregionen. Bromazepam zählt zu den mittellang wirksamen Benzodiazepinen – erst nach 12–24 Stunden ist die Hälfte des Wirkstoffs vom Körper abgebaut. Das Abhängigkeitspotenzial von Bromazepam ist hoch.
Bromazepam wird zur kurzfristigen Behandlung eingesetzt

  • bei Ein- und Durchschlafstörungen. Prinzipiell sind jedoch Schlafmittel mit einem geringeren Abhängigkeitspotential vorzuziehen, beispielsweise Doxylamin.

Anwendung

Bromazepam ist rezeptpflichtig und verfügbar als Tablette zu 3 mg und 6 mg. Die Tabletten werden unabhängig von den Mahlzeiten mit Wasser geschluckt.
Einzeldosis und Tageshöchstdosis. Die Bromazepam-Dosis sollte so niedrig wie möglich sein.

  • Die übliche Tagesdosis liegt bei 3–6 mg Bromazepam. Sie wird am Abend 1 Stunde vor dem Schlafengehen eingenommen. Die maximale Tageshöchstdosis liegt bei 12 mg. Höhere Dosen kommen nur bei einer stationären Behandlung in Frage.
  • Die Behandlung sollte so kurz wie möglich und maximal 2 Wochen dauern. Andernfalls steigt das Risiko einer Abhängigkeit stark an. Die Behandlung darf nicht abrupt beendet werden, sonst droht neben Entzugserscheinungen ein Bumerang-Effekt mit schweren Schlafstörungen mit Alpträumen, Angst und Muskelzuckungen. Zusätzlich treten die ursächlichen Beschwerden verstärkt auf. Bromazepam wird daher unter ärztlicher Anleitung über 1–2 Wochen ausgeschlichen. Auch das Ausschleichen erleben viele Patient*innen als sehr unangenehm.

Risiken und Nebenwirkungen

Das Risiko für Nebenwirkungen steigt mit der Dosis an. Bromazepam sollte daher so niedrig und so kurz wie möglich eingenommen werden. Nebenwirkungen betreffen überwiegend das zentrale Nervensystem:

  • Abhängigkeitsentwicklung mit Entzugssymptomen wie Kopf- und Muskelschmerzen, Angst und Unruhe bis hin zu Desorientiertheit, Halluzinationen oder Krampfanfällen. Das Risiko steigt mit Dosis und Dauer der Einnahme, besteht aber auch schon bei niedriger und kurzer Behandlung
  • Müdigkeit und Benommenheit
  • Verringertes Reaktionsvermögen mit einem erhöhten Risiko für Unfälle und Stürze. Ihr Reaktionsvermögen ist messbar dann beeinträchtigt, wenn Sie schon wenige Stunden nach der Einnahme von Bromazepam wieder aufstehen müssen. Passen Sie daher beim nächtlichen Toilettengang auf. Prinzipiell gilt: Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einnahme von Bromazepam sollten Sie nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, keine ungesicherten Arbeiten vornehmen sowie keine gefährlichen Maschinen bedienen
  • Toleranzentwicklung: Je länger Sie Bromazepam einnehmen, desto mehr gewöhnt sich Ihr Körper an die eingenommene Dosis und die Wirkung lässt nach.
  • Erinnerungslücken
  • Schwindel und Kopfschmerzen
  • Mundtrockenheit
  • Atemprobleme, Blutdruckabfall, verlangsamter Puls
  • Appetitzunahme
  • Abnahme oder Zunahme der Libido
  • Paradoxe Reaktionen, insbesondere bei älteren Menschen: Die Wirkung von Bromazepam schlägt ins Gegenteil um und erzeugt Schlaflosigkeit, Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen
  • Alle Nebenwirkungen verstärken oder ändern sich in nicht vorhersehbarer Weise durch Einnahme von Alkohol sowie anderer Psychopharmaka.

Nehmen Sie Bromazepam nicht ein, wenn Sie unter einer der folgenden Erkrankungen leiden:

  • (frühere) Suchterkrankung

Sie sind dann besonders dafür gefährdet, dass Bromazepam über eine Abflachung der Atmung (Atemdepression) eine lebensbedrohliche Luftnot auslöst.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen entstehen vor allem mit Medikamenten, die wie Bromazepam auf das zentrale Nervensystem wirken. Dazu zählen beispielsweise andere Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Antiepileptika, Opioide sowie Antihistaminika. Bei der gleichzeitigen Einnahme verstärken sich die Medikamente gegenseitig. Dann drohen beispielsweise eine Abflachung der Atmung und Bewusstlosigkeit bis hin zu Koma und Atemstillstand.
Verzichten Sie während der Einnahme von Bromazepam unbedingt auf Alkohol. Alkohol verstärkt nicht nur die Nebenwirkungen, sondern erhöht auch das Abhängigkeitsrisiko. Es wird auch dringend davon abgeraten, die Beschwerden beim Ausschleichen von Bromazepam durch vermehrten Alkoholkonsum zu überdecken.

Autor*innen

Dr. med. Miriam Hagemeyer | zuletzt geändert am um 10:06 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.