Augenschmerzen und Augenjucken

sebra/Shutterstock.com
Trockene Augen oder eine Bindehautentzündung sind klassische Ursachen für Augenschmerzen.

Augenschmerzen haben ihre Ursache entweder im Auge selbst oder aber in den benachbarten Strukturen – den Tränenkanälchen, den Nasennebenhöhlen oder, wie bei der Migräne und ähnlichen Krankheitsbildern, dem Gehirn und seinen Blutgefäßen.

Augenbindehaut und -hornhaut sind mit zahlreichen sensiblen Nervenenden ausgestattet, die Berührungen, eindringende Fremdkörper oder andere Störungen sofort registrieren. Die gute Nervenversorgung hat eine ausgeprägte Schmerzempfindlichkeit zur Folge, die dem Schutz des empfindlichen Auges dient. Sie lässt bereits wenige Sandkörner zur Tortur werden. Das schmerzende Auge ist meist gerötet und tränt, oft besteht ein Blinzelzwang oder ein starkes Bedürfnis das Auge zu reiben.

Dominiert keine Schmerzen die Beschwerden, sondern Augenjucken, weist dies am ehesten auf eine allergische Ursache hin.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Brennen, Stechen, Drücken oder Fremdkörpergefühl mit "rotem Auge"; oft Absonderungen und/oder starkes Tränen; oft morgens verklebte Lidränder; manchmal Lichtscheu

Ursache:

Bindehautentzündung (Konjunktivitis) durch

  • Bakterien (eitrige Absonderungen)
  • Viren, oft Adenoviren (Keratoconjunctivitis epidemica)
  • Chemische Reize wie Chlorwasser oder Staub z. B. aus Abgasen (Fremdkörpergefühl)
  • Kälte, Wind (Urlaub!), Zigarettenrauch (auch Passivrauch!)
  • Fremdkörper, insbesondere Kontaktlinsen und Blütenpollen
  • Schlafen mit Augenklappe, was dem natürlichen "Scheibenwischer" der Augen, nämlich den Lidschlag, behindert
  • Viele Medikamente, z. B. Neuroleptika

Maßnahmen:

  • Kontaktlinsen sofort herausnehmen und erst nach Abheilung und intensiver Reinigung wieder einsetzen
  • Aufenthalt in starker Sonne sowie auf staubigen und windigen Plätzen unterlassen
  • Spätestens am übernächsten Tag zum Augen- oder Hausarzt, wenn die Beschwerden neuartig sind und weiter anhalten. Ist kein Arzt verfügbar, den Apotheker um Rat fragen

Selbsthilfe:

  • Augenauflagen mit kühlem Wasser

Hinweis:

  • Infektionen sind sehr ansteckend, deshalb Hände nach Berührung von Augen- und Nasensekret waschen

Brennen und Fremdkörpergefühl mit leicht gerötetem Auge; Gefühl von "Sand im Auge", Blinzelzwang; besonders bei Kälte, Wind (Urlaub!), Zugluft, trockener oder verrauchter Luft, längerem Lesen; abends "müde Augen"

Ursache:

  • Trockene Augen (Sicca-Syndrom), verstärkt durch ungünstige äußere Faktoren wie Zugluft, Kälte usw.

Maßnahme:

  • In derselben Woche zum Haus- oder Augenarzt, wenn die Beschwerden neuartig sind und anhalten

Selbsthilfe:

  • Oben genannte Verstärker vermeiden
  • Künstliche Tränen
  • Ausreichend trinken
  • Auf gutes Licht beim Lesen achten

Plötzliche, einseitige Augenschmerzen mit deutlich sichtbaren Äderchen oder Rötungen der Bindehaut; Drang, sofort zu reiben; oft sofortiges Augenzwinkern oder Zukneifen des Auges; oft starkes Tränen

Ursachen:

  • Geplatzte Bindehautgefäße
  • Fremdkörper, z. B. Sand, Wimpern, Insekten, Splitter
  • Verletzung der Bindehaut oder der Hornhaut

Maßnahmen:

  • Bindehaut im Spiegel aus verschiedenen Positionen und Blickwinkeln untersuchen (lassen); dabei Unter- und Oberlid möglichst weit nach vorne ziehen
  • Lose Fremdkörper unter fließendem Wasser ausspülen oder mit einem Wattestäbchen/ Tuch heraustupfen
  • Sofort zum Augenarzt oder in die Augenklinik, wenn schmerzhafte Verletzungen vorliegen oder Fremdkörper sich nicht entfernen lassen
  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt bei häufigem Platzen von Äderchen zur Blutdruckkontrolle

Jucken und starkes Tränen mit "rotem Auge"; oft stark geschwollene Lider; oft zusätzlich Schnupfen und/oder Atembeschwerden

Ursache:

  • Allergische Bindehautentzündung, z. B. als Reaktion auf Kosmetika, Hausstaubmilben (Beschwerden morgens), Pollen (Beschwerden besonders im Freien), Reinigungs- und Pflegemittel für Kontaktlinsen, von denen Reste ins Auge gelangen

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Haus- oder Augenarzt, wenn die Beschwerden anhalten

Selbsthilfe:

  • Vermeidung von Allergieauslösern (Allergenkarenz)
  • Verzicht auf Wimperntusche, Lidschatten & Co.
  • Kühlende Augenkompressen (z. B. kalter Waschlappen)
  • Antiallergische Augentropfen
  • Bei starken Beschwerden: Antiallergische Medikamente zur oralen Einnahme

Starke Augenschmerzen mit deutlicher Verschlimmerung bei Lichteinfall; einseitig oder beidseitig auftretend; allgemeine oder umschriebene Rötung; starker Tränenfluss; oft Lidkrampf und Lichtscheu; evtl. Sehverschlechterung

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Kontaktlinsen sofort herausnehmen
  • Sofort zum Augenarzt bei starken Schmerzen, ansonsten am selben Tag

Selbsthilfe:

  • Schutz vor Sonne und Licht, z. B. durch Sonnenbrille (möglichst mit Seitenschutz) und Abdunklung des Zimmers

(Meist) einseitige, anfallartige, pulsierende oder bohrende Schmerzen hinter dem Auge; ohne gerötete Augen; meist Übelkeit, Schwindel; oft Lärmempfindlichkeit und/oder Lichtscheu; Stunden bis Tage dauernd, wiederkehrend

Ursache:

Maßnahme:

  • Bei Gelegenheit zum Hausarzt, wenn Sie wiederkehrende Anfälle nicht selbst in den Griff bekommen

Selbsthilfe:

  • Ruhiges, abgedunkeltes Zimmer aufsuchen
  • Evtl. Kälte, z. B. Ice-Packs, "Migränebrille" verwenden
  • Schmerzmedikamente einnehmen

Mehrfach täglich wiederkehrende, unerträgliche Schmerzattacken im Bereich eines Auges, meist bei jungen Männern; gleichseitig Augenrötung, Tränenfluss, Nasenlaufen; Anfallsdauer 15–180 Minuten

Ursache:

Maßnahmen:

  • Sofort aufrechte Haltung einnehmen, nicht hinlegen
  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Neurologen
  • Selbsthilfe: Meiden möglicher Auslöser wie z. B. Alkohol, Nikotin, Badezusätze

Pochende Schmerzen im inneren Augenwinkel; ohne gerötete Augen; bei oder nach Erkältungen; Verschlimmerung bei Kopfbeugung; evtl. Fieber

Ursache:

Maßnahmen:

  • Sofort zum Hausarzt bei starken Schmerzen oder Fieber
  • Sonst am nächsten Tag zum Arzt

Selbsthilfe:

  • Schleimhautabschwellende Nasentropfen (maximal 5 Tage)
  • Dampfinhalationen, z. B. mit Salz- oder Kamillelösung
  • Kalte Quarkauflagen
  • Rotlicht
  • Pflanzenextrakte einnehmen

Plötzliche, einseitige, heftigste Augenschmerzen mit starker Rötung; Nebelsehen, Regenbogenfarben um Lichtquellen; starker Tränenfluss; oft Kopfschmerz, Erbrechen

Ursache:

Erstmaßnahme:

  • Sofort in die Augenklinik (Erblindungsgefahr!)

Plötzliche, einseitige, heftige Schmerzen mit Rötung und Hervortreten des Auges; Fieber, schlechter Allgemeinzustand; evtl. Bewusstseinstrübung, Gesichtslähmungen; oft nach eitrigen Infektionen im Kopfbereich, z. B. Nasennebenhöhlenentzündung

Ursache:

Akuter Exophtalmus, z. B. durch

Maßnahmen:

  • Notarzt rufen oder in die nächste Klinik bei Bewusstseinstrübung, Lähmungen, schlechtem Allgemeinzustand
  • Ansonsten am selben Tag zum Augen-, Haus- oder Kinderarzt

Einseitige Schmerzen mit Hervortreten eines Augapfels nach Gewalteinwirkung

Ursache:

  • Akuter Exophthalmus (Hervortreten des Augapfels aus der Augenhöhle) durch Verletzungen oder Blutungen im Augapfel

Maßnahme:

  • Sofort in die Augenklinik

Einseitige Schmerzen mit zunehmendem Hervortreten von einem oder beiden Augäpfeln; oft starkes Tränen; oft Sehstörungen, z. B. Doppelbilder

Ursache:

Chronischer Exophtalmus (Hervortreten des Augapfels aus der Augenhöhle), z. B. durch

Maßnahme:

  • Möglichst umgehend in die Augenklinik

Ihre Apotheke empfiehlt

Künstliche Tränen.

Sind die Augen vor allem gereizt und trocken, helfen unabhängig von der Ursache künstliche Tränen (Filmbildner). Dabei handelt es sich um eine Tränenersatzflüssigkeit, die genau wie der natürliche Tränenfilm Schleim, Wasser und Fette enthält. Als vernetzende Wirkstoffe, die den Tränenfilm stabilisieren, sind den Präparaten künstliche Polymere, Hyaluronsäure und Cellulosederivate zugesetzt, die teilweise mit Fettbestandteilen kombiniert werden. Je nach Schweregrad gibt die Augenärzt*in eine Empfehlung. Die Anwendung künstlicher Tränen ist unbedenklich, sie lassen sich beliebig häufig tropfen und eignen sich auch für Kinder. Bei empfindlichen Augen die teureren Präparate ohne Konservierungsmittel bevorzugen, weil sonst Allergien drohen.

Hinweis: Menschen mit Kontaktlinsen verwenden am besten Augentropfen ohne Konservierungsmittel. Insbesondere weiche Linsen können die Konservierungsstoffe aufsaugen und das Auge dadurch reizen.

Gefäßverengende Augentropfen.

Bei nicht-allergischen Augenschmerzen und Augenjucken eignen sich gefäßverengende Augentropfen (z. B. Tetryzolin), um die Beschwerden zu lindern. Sie verfügen über einen raschen Wirkungseintritt und mildern deutlich Schmerzen und Juckreiz an den Bindehäuten. Die Einnahme ist jedoch auf wenige Tage begrenzt. Tetryzolin-haltige Augentropfen sind für Kinder ab 2 Jahren verfügbar.

Hilfe bei allergischen Beschwerden.

Wichtigster Schritt ist das bestmöglichste Meiden des Allergens. Darüber hinaus lindern Antihistaminika allergische Symptome. Sind die Beschwerden auf die Augen begrenzt, eignen sich zur lokalen Anwendung Chromoglycinsäure-haltige Augentropfen. Sie dürfen bereits bei Kindern und Säuglingen eingesetzt werden.

Bei stärkeren Allergiebeschwerden empfehlen sich antiallergische Medikamente zur oralen Einnahme, etwa Cetirizin. Es ist gut wirksam, jedoch zeigt sich als Nebenwirkung häufig eine ausgeprägte Müdigkeit. Cetirizin deshalb zunächst in geringstmöglicher Dosierung ausprobieren. Cetirizin-haltige Tabletten sind für Kinder ab 2 Jahren erhältlich, Saft und Tropfen bereits für Kinder ab 1 Jahr.

Hygieneregeln.

Bei infektiösen Augenerkrankungen sind die Augensekrete sehr ansteckend. Die Hände deshalb nach jeder Berührung des erkrankten Auges sorgfältig waschen. Dies gilt besonders vor dem Einsetzen und Entfernen von Kontaktlinsen. Die Linsen sind zudem täglich mithilfe spezieller Reinigungs- und Desinfektionsmittel zu säubern.

Beim Eintropfen von Arzneimitteln ins Auge ist es wichtig, dass das entzündete Auge nicht mit dem Dosierer oder der Salbentube in Kontakt kommt. Sonst können die Viren in die Tropfenlösung oder Salbe gelangen und das Auge bei jeder Anwendung erneut infizieren.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; Sektion "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler; Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 11:57 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.