Augenschmerzen haben ihre Ursache entweder im Auge selbst oder aber in den benachbarten Strukturen – den Tränenkanälchen oder den Nasennebenhöhlen. Hinter Augenschmerzen können aber auch weniger fassbare Ursachen stecken, etwa eine Migräne.
Die Augenbindehaut und -hornhaut sind mit zahlreichen sensiblen Nerven ausgestattet, die Berührungen, eindringende Fremdkörper oder andere Störungen sofort registrieren. Die gute Nervenversorgung hat eine ausgeprägte Schmerzempfindlichkeit zur Folge, die dem Schutz des empfindlichen Auges dient. Sie lässt bereits wenige Sandkörner zur Tortur werden. Das schmerzende Auge ist meist gerötet und tränt, oft besteht ein Blinzelzwang oder ein starkes Bedürfnis das Auge zu reiben.
Augenschmerzen ohne erkennbare Ursache können auch das erste Symptom einer Multiplen Sklerose sein.
Dominiert keine Schmerzen die Beschwerden, sondern Augenjucken, weist dies oft auf eine Bindehautentzündung hin. Das Auge ist dann oft auch gerötet und verklebt. Häufige Ursache einer Bindehautenzündung ist eine Allergie, es kann aber auch eine bakterielle oder virale Infektion des Auges dahinter stecken.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Brennen, Stechen, Drücken oder Fremdkörpergefühl mit "rotem Auge"; oft Absonderungen und/oder starkes Tränen; oft morgens verklebte Lidränder; manchmal Lichtscheu
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Brennen und Fremdkörpergefühl mit leicht gerötetem Auge; Gefühl von "Sand im Auge", Blinzelzwang; besonders bei Kälte, Wind (Urlaub!), Zugluft, trockener oder verrauchter Luft, längerem Lesen, Bildschirmarbeit; abends "müde Augen"
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Plötzliche, einseitige Augenschmerzen mit deutlich sichtbaren Äderchen oder Rötungen der Bindehaut; Drang, sofort zu reiben; oft sofortiges Augenzwinkern oder Zukneifen des Auges; oft starkes Tränen
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Jucken und starkes Tränen mit "rotem Auge"; oft stark geschwollene Lider; oft zusätzlich Schnupfen und/oder Atembeschwerden
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Starke Augenschmerzen mit deutlicher Verschlimmerung bei Lichteinfall; einseitig oder beidseitig auftretend; allgemeine oder umschriebene Rötung; starker Tränenfluss; oft Lidkrampf und Lichtscheu; evtl. Sehverschlechterung
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(Meist) einseitige, anfallartige, pulsierende oder bohrende Schmerzen hinter dem Auge; ohne gerötete Augen; meist Übelkeit, Schwindel; oft Lärmempfindlichkeit und/oder Lichtscheu; Stunden bis Tage dauernd, wiederkehrend
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Mehrfach täglich wiederkehrende, unerträgliche Schmerzattacken im Bereich eines Auges, meist bei jungen Männern; gleichseitig Augenrötung, Tränenfluss, Nasenlaufen; Anfallsdauer 15–180 Minuten
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Pochende Schmerzen im inneren Augenwinkel; ohne gerötete Augen; bei oder nach Erkältungen; Verschlimmerung bei Kopfbeugung; evtl. Fieber
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Plötzliche, einseitige, heftigste Augenschmerzen mit starker Rötung; Nebelsehen, Regenbogenfarben um Lichtquellen; starker Tränenfluss; oft Kopfschmerz, Erbrechen
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Plötzliche, einseitige, heftige Schmerzen mit Rötung und Hervortreten des Auges; Fieber, schlechter Allgemeinzustand; evtl. Bewusstseinstrübung, Gesichtslähmungen; oft nach eitrigen Infektionen im Kopfbereich, z. B. Nasennebenhöhlenentzündung
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Einseitige Schmerzen mit Hervortreten eines Augapfels nach Gewalteinwirkung
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Einseitige Schmerzen mit zunehmendem Hervortreten von einem oder beiden Augäpfeln; oft starkes Tränen; oft Sehstörungen, z. B. Doppelbilder
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Brennen, Stechen, Drücken oder Fremdkörpergefühl mit "rotem Auge"; oft Absonderungen und/oder starkes Tränen; oft morgens verklebte Lidränder; manchmal Lichtscheu
Ursache:
Bindehautentzündung (Konjunktivitis) durch
- Bakterien (eitrige Absonderungen)
- Viren, oft Adenoviren (Keratoconjunctivitis epidemica)
- Chemische Reize wie Chlorwasser oder Staub z. B. aus Abgasen (Fremdkörpergefühl)
- Kälte, Wind (Urlaub!), Zigarettenrauch (auch Passivrauch!)
- Fremdkörper, insbesondere Kontaktlinsen und Blütenpollen
- Nebenwirkung von Medikamenten
Maßnahmen:
- Kontaktlinsen sofort herausnehmen und erst nach Abheilung und intensiver Reinigung wieder einsetzen
- Aufenthalt in starker Sonne sowie auf staubigen und windigen Plätzen unterlassen
- Spätestens am übernächsten Tag zur Augen- oder Hausärzt*in, wenn die Beschwerden neuartig sind und weiter anhalten. Ist kein Ärzt*in verfügbar, die Apotheker*in um Rat fragen
Selbsthilfe:
- Augenauflagen mit kühlem Wasser
Hinweis:
- Augeninfektionen sind sehr ansteckend, deshalb Hände nach Berührung von Augen- und Nasen waschen
Brennen und Fremdkörpergefühl mit leicht gerötetem Auge; Gefühl von "Sand im Auge", Blinzelzwang; besonders bei Kälte, Wind (Urlaub!), Zugluft, trockener oder verrauchter Luft, längerem Lesen, Bildschirmarbeit; abends "müde Augen"
Ursache:
- Trockene Augen (Sicca-Syndrom), verstärkt durch ungünstige äußere Faktoren wie Zugluft, Kälte, Arbeiten am Computer usw.
Maßnahme:
- In derselben Woche in die Haus- oder Augenarztpraxis, wenn die Beschwerden neuartig sind und anhalten
Selbsthilfe:
- Oben genannte Verstärker oder Auslöser vermeiden
- Künstliche Tränenflüssigkeit
- Ausreichend trinken
- Auf gutes Licht beim Lesen achten
Plötzliche, einseitige Augenschmerzen mit deutlich sichtbaren Äderchen oder Rötungen der Bindehaut; Drang, sofort zu reiben; oft sofortiges Augenzwinkern oder Zukneifen des Auges; oft starkes Tränen
Ursachen:
- Geplatzte Bindehautgefäße
- Fremdkörper, z. B. Sand, Wimpern, Insekten, Splitter
- Verletzung der Bindehaut oder der Hornhaut
Maßnahmen:
- Bindehaut im Spiegel aus verschiedenen Positionen und Blickwinkeln untersuchen (lassen); dabei Unter- und Oberlid möglichst weit nach vorne ziehen
- Harmlose Fremdkörper unter fließendem Wasser ausspülen oder mit einem Wattestäbchen/ Tuch heraustupfen
- Sofort in die Augenarztpraxis oder Augenklinik, wenn schmerzhafte Verletzungen vorliegen oder der Fremdkörper scharfkantig ist (z. B. Glas- oder Holzsplitter)
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis bei häufigem Platzen von Äderchen zur Blutdruckkontrolle
Jucken und starkes Tränen mit "rotem Auge"; oft stark geschwollene Lider; oft zusätzlich Schnupfen und/oder Atembeschwerden
Ursache:
- Allergische Bindehautentzündung, z. B. als Reaktion auf Kosmetika, Hausstaubmilben (Beschwerden morgens), Pollen (Beschwerden besonders im Freien), Reinigungs- und Pflegemittel für Kontaktlinsen, von denen Reste ins Auge gelangen
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Haus- oder Augenarztpraxis, wenn die Beschwerden anhalten
Selbsthilfe:
- Vermeidung von Allergieauslösern (Allergenkarenz)
- Verzicht auf Wimperntusche, Lidschatten & Co.
- Kühlende Augenkompressen (z. B. kalter Waschlappen)
- Antiallergische Augentropfen
- Bei stärkeren Beschwerden und bekannter Allergie: Antiallergische Medikamente zur oralen Einnahme
Starke Augenschmerzen mit deutlicher Verschlimmerung bei Lichteinfall; einseitig oder beidseitig auftretend; allgemeine oder umschriebene Rötung; starker Tränenfluss; oft Lidkrampf und Lichtscheu; evtl. Sehverschlechterung
Ursachen:
- Hornhautentzündung (Keratitis)
- Hornhautverletzung (Hornhauterosion), z. B. durch Sauerstoffmangel unter Kontaktlinsen
- Verblitzung durch UV-Strahlen (z. B. Höhensonne, Schweißen)
- Regenbogenhautentzündung (Iritis)
- Uveitis als eigenständige Erkrankung oder als Begleitreaktion z. B. von Morbus Bechterew
Maßnahmen:
- Kontaktlinsen sofort herausnehmen
- Bei starken Schmerzen sofort in die Augenarztpraxis, ansonsten am selben Tag
Selbsthilfe:
- Schutz vor Sonne und Licht, z. B. durch Sonnenbrille (möglichst mit Seitenschutz) und Abdunklung des Zimmers
(Meist) einseitige, anfallartige, pulsierende oder bohrende Schmerzen hinter dem Auge; ohne gerötete Augen; meist Übelkeit, Schwindel; oft Lärmempfindlichkeit und/oder Lichtscheu; Stunden bis Tage dauernd, wiederkehrend
Ursache:
Maßnahme:
- Bei Gelegenheit in die Hausarztpraxis, wenn Sie wiederkehrende Anfälle nicht selbst in den Griff bekommen
Selbsthilfe:
- Ruhiges, abgedunkeltes Zimmer aufsuchen
- Evtl. Kälte, z. B. Ice-Packs, "Migränebrille" verwenden
- Bei bekannter Migräne Medikamente rechtzeitig einnehmen
Mehrfach täglich wiederkehrende, unerträgliche Schmerzattacken im Bereich eines Auges, meist bei jungen Männern; gleichseitig Augenrötung, Tränenfluss, Nasenlaufen; Anfallsdauer 15–180 Minuten
Ursache:
- Clusterkopfschmerz (Bing-Horton-Syndrom)
Maßnahmen:
- Sofort aufrechte Haltung einnehmen, nicht hinlegen
- In den nächsten Tagen in die Hausarzt- oder Neurologiepraxis
- Selbsthilfe: Meiden möglicher Auslöser wie z. B. Alkohol, Nikotin, Badezusätze
Pochende Schmerzen im inneren Augenwinkel; ohne gerötete Augen; bei oder nach Erkältungen; Verschlimmerung bei Kopfbeugung; evtl. Fieber
Ursache:
- Akute Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) an der Stirnhöhle
Maßnahmen:
- Sofort in die Hausarztpraxis bei starken Schmerzen oder Fieber
- Sonst am nächsten Tag zur Ärzt*in
Selbsthilfe:
- Schleimhautabschwellende Nasentropfen (maximal 5 Tage)
- Dampfinhalationen, z. B. mit Salz- oder Kamillelösung
- Kalte Quarkauflagen
- Rotlicht
- Pflanzenextrakte einnehmen
Plötzliche, einseitige, heftigste Augenschmerzen mit starker Rötung; Nebelsehen, Regenbogenfarben um Lichtquellen; starker Tränenfluss; oft Kopfschmerz, Erbrechen
Ursache:
- Grüner Star (Glaukom) im akuten Anfall
Erstmaßnahme:
- Sofort in die Augenklinik (Erblindungsgefahr!)
Plötzliche, einseitige, heftige Schmerzen mit Rötung und Hervortreten des Auges; Fieber, schlechter Allgemeinzustand; evtl. Bewusstseinstrübung, Gesichtslähmungen; oft nach eitrigen Infektionen im Kopfbereich, z. B. Nasennebenhöhlenentzündung
Ursache:
Akuter Exophtalmus, z. B. durch
- Orbitalphlegmone (eitrige Augapfelentzündung)
- Hirnvenenthrombose oder Hirnsinusthrombose
- Akute Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), v. a. bei Kindern
Maßnahmen:
- Notärzt*in rufen oder in die nächste Klinik bei Bewusstseinstrübung, Lähmungen, schlechtem Allgemeinzustand
- Ansonsten am selben Tag in die Augen-, Haus- oder Kinderarztpraxis
Einseitige Schmerzen mit Hervortreten eines Augapfels nach Gewalteinwirkung
Ursache:
- Akuter Exophthalmus (Hervortreten des Augapfels aus der Augenhöhle) durch Verletzungen oder Blutungen im Augapfel
Maßnahme:
- Sofort in die Augenklinik
Einseitige Schmerzen mit zunehmendem Hervortreten von einem oder beiden Augäpfeln; oft starkes Tränen; oft Sehstörungen, z. B. Doppelbilder
Ursache:
Chronischer Exophtalmus (Hervortreten des Augapfels aus der Augenhöhle), z. B. durch
- Pseudotumor
- Augenmuskelentzündung (Okuläre Myositis)
- Gut- und bösartige Augentumoren, z. B. Blutschwamm (Hämangiom), Lymphom
- Metastasen, z. B. bei Brustkrebs, Lungenkrebs
Maßnahme:
- Möglichst umgehend in die Augenklinik
Ihre Apotheke empfiehlt
Künstliche Tränen.
Sind die Augen vor allem gereizt und trocken, helfen unabhängig von der Ursache künstliche Tränen. Dabei handelt es sich um eine Tränenersatzflüssigkeit, die genau wie der natürliche Tränenfilm Wasser und Fette enthält. Um den Tränenfilm zu stabilisieren sind vielen Ersatzmitteln Wirkstoffe beigesetzt wie Carbomere, Hyaluronsäure und Cellulose. Manche Mittel erhalten auch Konservierungsstoffe. Lassen Sie sich im Zweifel von Ihrer Apotheke oder Arztpraxis beraten, welche Tränenflüssigkeit Sie wählen sollten.
Hinweis: Menschen mit Kontaktlinsen verwenden am besten Augentropfen ohne Konservierungsmittel. Insbesondere weiche Linsen können die Konservierungsstoffe aufsaugen und das Auge dadurch reizen.
Gefäßverengende Augentropfen.
Bei nicht-infektiösen Augenschmerzen und Augenjucken können gefäßverengende Augentropfen (z. B. Tetryzolin) die Beschwerden lindern. Solche Augentropfen können aber auch erhebliche Nebenwirkungen haben. Lassen Sie sich von Ihrer Apotheke oder Arztpraxis beraten, ob solche Tropfen für Sie sinnvoll sind.
Auslöser vermeiden.
Versuchen Sie, den Auslöser der Augenreizung herauszufinden - denn dann können Sie entsprechende Maßnahmen ergreifen. Bei Zugluft hilft eine Brille, bei Bildschirmarbeit regelmäßige Pausen für die Augen, wie das zwischenzeitliche Blicken in die Ferne.
Auch wenn eine Allergie hinter den Augenbeschwerden steckt, ist das Meiden der Auslöser der erste Schritt. Bei einer Hausstauballergie sollte regelmäßig gesaugt und staub gewischt werden, auch Allergiker*innen-Bettwäsche kann helfen. Pollenallergiker*innen können sich über das Pollenwetter tagesaktuell informieren, wie stark die Pollenbelastung in der Luft ist.
Allergie behandeln.
Wenn Allergene nicht vermieden werden können, lindern Antihistaminika allergische Symptome. Sind die Beschwerden auf die Augen begrenzt, eignen sich zur lokalen Anwendung Chromoglycinsäure-haltige Augentropfen. Sie dürfen bereits bei Kindern und Säuglingen eingesetzt werden.
Bei stärkeren Allergiebeschwerden empfehlen sich antiallergische Medikamente zur oralen Einnahme, etwa Cetirizin. Bei starken Allergien kommt auch eine Hyposensibilisierung in Betracht.
Hygieneregeln.
Bei manchen infektiösen Augenerkrankungen sind die Augensekrete extrem ansteckend. Erkrankte müssen ihre Hände deshalb nach jeder Berührung des erkrankten Auges sorgfältig waschen. Dies gilt besonders vor dem Einsetzen und Entfernen von Kontaktlinsen. Die Linsen sind zudem täglich mithilfe spezieller Reinigungs- und Desinfektionsmittel zu säubern.
Beim Eintropfen von Arzneimitteln ins Auge ist es wichtig, dass das entzündete Auge nicht mit dem Dosierer oder der Salbentube in Kontakt kommt. Sonst können die Viren in die Tropfenlösung oder Salbe gelangen und das Auge bei jeder Anwendung erneut infizieren.