Haarausfall ist in den meisten Fällen anlagebedingt und kein Grund zur Besorgnis. Für viele Betroffene ist der frühzeitige Verlust der vollen Haarpracht jedoch psychisch belastend.
Der androgene Haarausfall (androgene Alopezie) tritt v. a. bei Männern auf und verläuft in mehreren Stufen von Geheimratsecken über die Tonsur am Hinterkopf, bis letztlich nur noch ein hufeisenförmiger Haarkranz verbleibt. Frauen bleiben vom androgenen Haarausfall weitgehend verschont; wenn es sie doch trifft, zeigen sich die Haarverluste v. a. im Bereich des Mittelscheitels.
Häufiger als Männer leiden Frauen dagegen an diffusem Haarausfall, bei dem die Haardichte relativ gleichmäßig über den Kopf verteilt abnimmt.
Auf eine Immunkrankheit hinweisen kann kreisrunder Haarausfall, bei dem sich ovale oder runde Kahlstellen in der Haarpracht bilden.
Übermäßige oder ungewöhnlich lokalisierte Körperbehaarung ist entweder anlage- oder hormonell bedingt. Hormonell bedingt kann sich etwa bei Frauen das Behaarungsmuster „vermännlichen“. In geringem Maße ist dies im hohen Lebensalter, also nach den Wechseljahren, sogar recht häufig. Vor allem bei Frauen ist übermäßiger oder ungewöhnlicher Haarwuchs gesellschaftlich stigmatisiert und dadurch psychisch mitunter sehr belastend.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Gesteigerter täglicher Haarausfall (> 100 Haare), abnehmende Haardichte und Glatzenbildung; bei Männern Geheimratsecken, Platte, Haarkranz; bei Frauen abnehmende Haardichte im Scheitelbereich; bildet sich nicht zurück
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Vorübergehender, diffuser Haarausfall; meist im vorderen Scheitelbereich; spontane Rückbildungstendenz
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Rasch auftretender, vorübergehender, herdförmiger Haarausfall; mehrere kreisrunde, haarlose Herde (Durchmesser bis 3 cm); manchmal Verlust der gesamten Kopfhaare, Augenbrauen, Wimpern, der Bart- und/oder Körperhaare; evtl. Nägel mit Tüpfel; spontane Rückbildungstendenz
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Umschriebener Haarausfall oder Haarbruch
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Vorübergehender, diffuser Haarausfall bei Medikamenteneinnahme; spontane Rückbildungstendenz
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Verstärkter Haarwuchs an ungewöhnlichen Stellen wie Wangen, Steißbein, Unterarmen und Unterschenkeln
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Männliches Behaarungsmuster bei Frauen; oft Störungen der Monatsregel
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Gesteigerter täglicher Haarausfall (> 100 Haare), abnehmende Haardichte und Glatzenbildung; bei Männern Geheimratsecken, Platte, Haarkranz; bei Frauen abnehmende Haardichte im Scheitelbereich; bildet sich nicht zurück
Ursache:
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Haus- oder Hautärzt*in
Vorübergehender, diffuser Haarausfall; meist im vorderen Scheitelbereich; spontane Rückbildungstendenz
Ursache:
Diffuser Haarausfall, z. B. bei
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Einnahme der „Pille“
- Schilddrüsenerkrankungen
- Stress
- Schweren Allgemeinerkrankungen
- Magersucht
- Mangel an Biotin, Zink, Eisen oder Eiweiß
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen oder Wochen zur Haus- oder Hautärzt*in
Selbsthilfe:
- Milde Shampoos
- Verzicht auf Fönen, Tönen, Färben, Dauerwelle
- Keine straffen Frisuren
- Stressmanagement
- Evtl. Einnahme von Zink, Selen, Eisen
Rasch auftretender, vorübergehender, herdförmiger Haarausfall; mehrere kreisrunde, haarlose Herde (Durchmesser bis 3 cm); manchmal Verlust der gesamten Kopfhaare, Augenbrauen, Wimpern, der Bart- und/oder Körperhaare; evtl. Nägel mit Tüpfel; spontane Rückbildungstendenz
Ursache:
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata), vermehrtes Vorkommen bei
- Atopikern (Patienten mit Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergischem Asthma)
- Schilddrüsenerkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Haus- oder Hautärzt*in
Selbsthilfe:
- Evtl. Einnahme von Zink, Selen, Eisen
Umschriebener Haarausfall oder Haarbruch
Ursache:
Zug- oder Biegebelastung der Haare, z. B. durch
- Intensives Tragen straffer Frisuren, etwa Pferdeschwanz oder Knotenfrisuren
- Häufiges Einreiben mit Haarwässern
- Ständiges Tragen von Helmen, Mützen, Schweißbändern
- Zwanghaftes Haareausreißen
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Psycholog*in, wenn ein Verdacht auf zwanghaftes Haareausreißen besteht
Selbsthilfe:
- Ursache der Haarschädigung beseitigen
Vorübergehender, diffuser Haarausfall bei Medikamenteneinnahme; spontane Rückbildungstendenz
Ursache:
Nebenwirkung, z. B. von
- Manchen Medikamenten bei Bluthochdruck wie Betablockern, ACE-Hemmern
- Zytostatika
- Cholesterinsenkenden Medikamenten
- Schmerzmitteln (NSAR)
Maßnahmen:
- Beim nächsten Termin mit der Ärzt*in über einen möglichen Wechsel der Medikamente sprechen
- Der durch Zytostatika verursachte Haarausfall lässt sich nicht vermeiden, doch wachsen die Haare wieder nach
Verstärkter Haarwuchs an ungewöhnlichen Stellen wie Wangen, Steißbein, Unterarmen und Unterschenkeln
Ursache:
Maßnahmen:
- Bei Gelegenheit zur Hautärzt*in
- Alternativ regelmäßiges Entfernen der Haare durch Rasur, Wachs oder (dauerhaft) Laser
Männliches Behaarungsmuster bei Frauen; oft Störungen der Monatsregel
Ursache:
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Frauenärzt*in
Ihre Apotheke empfiehlt
Verlauf abwarten.
Haarausfall ist gerade bei Frauen nicht selten nur ein vorübergehendes Phänomen. Gelegentlich kommt es etwa nach einer Schwangerschaft oder nach dem Absetzen der „Pille“ zu Haarverlust, da der Östrogenspiegel sich umstellt. In der Regel normalisiert sich das Haarwachstum aber nach einigen Wochen bis Monaten wieder.
Mangelerscheinungen beseitigen.
Bei diffusem Haarausfall könnte ein Nährstoffmangel vorliegen, Spurenelemente wie Eisen, Zink und Selen stärken das Haar nämlich. Eine möglichst ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf radikale Diäten schaffen in der Regel Abhilfe. Optional kommen Nahrungsergänzungsmittel infrage – hier ist allerdings darauf zu achten, nicht zu überdosieren.
Schilddrüse prüfen lassen.
Sowohl eine Schilddrüsenüberfunktion als auch eine Schilddrüsenunterfunktion kann Ursache verstärkten Haarausfalls sein. Erst eine ärztliche Untersuchung bringt hier Gewissheit. Im Falle einer Unterfunktion werden Schilddrüsenhormone in Tablettenform (Thyroxin) zugeführt, bei einer Überfunktion wirken Thyreostatika (z. B. Thiamazol) hemmend.
Medikation umstellen.
In manchen Fällen tritt Haarausfall als Nebenwirkung eines Medikaments auf. Insbesondere bei Medikamenten gegen Krebs ist dies zu beobachten. Eventuell besteht die Möglichkeit, die Medikation umzustellen – allerdings nur in Absprache mit der behandelnden Ärzt*in.
Haarwuchsmittel ausprobieren.
Um anlagebedingten Haarverlust zu stoppen, haben sich die Wirkstoffe Finasterid zur oralen Einnahme und Minoxidil zum Auftragen als effektiv erwiesen. Die Wirkung koffeinhaltiger Shampoos ist dagegen zweifelhaft. Soll stattdessen übermäßiger Haarwuchs gestoppt werden, eignet sich Eflornithin zweimal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen.
Kosmetisch eingreifen.
Androgener Haarausfall lässt sich in der Regel nicht aufhalten. Betroffenen bleibt dann die Option, den Haarverlust kosmetisch zu überdecken, z. B. mit Haarpuder oder -pulver oder einer Perücke. Möglich ist auch eine Haartransplantation, allerdings nicht ohne Risiken.
Ansonsten bleibt noch der Griff zum Rasierer, schließlich kaschiert eine Vollglatze den Haarverlust ebenfalls. Auch übermäßigem Haarwuchs können Betroffene mit dem Rasierer zu Leibe rücken. Länger sichtbare Ergebnisse bringen Epiliergeräte, Waxings oder Laserbehandlungen bei der Ärzt*in.