Gesichtsschmerzen und Zahnschmerzen

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Hausärzt*in, Zahnärzt*in oder doch zur Neurolog*in? Vor dieser Frage stehen viele Menschen mit Gesichtsschmerzen.

Schmerzen im Gesicht oder an den Zähnen lassen sich oft nicht exakt einem Entstehungsort zuordnen. So kann ein heftiger Schnupfen an den Zähnen, ein fauler Zahn im Ohr und eine Ohrenentzündung im Auge spürbar werden. Da die Beschwerden uncharakteristisch und schwer zu deuten sind, machen viele Betroffene eine wahre Odyssee durch Arztpraxen durch.

An wen also sollten sich Menschen mit Gesichts- und Zahnschmerzen am besten wenden? Infrage kommen – je nach Ort und Art der Beschwerden – Haus-, Augen-, Zahn- und HNO-Ärzt*innen sowie Neurolog*innen. Typischerweise ergeben verschiedenste Untersuchungen nicht-pathologische Befunde, bis schließlich eine Fachärzt*in die richtige Diagnose stellt.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Blitzartig einschießende, einseitige, stärkste Gesichtsschmerzen, oft ausgelöst durch Kauen, Sprechen oder Gähnen; Dauer einige Sekunden bis zu 2 Minuten

Ursache:

Nervenschmerzen, z. B. durch

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum zur hausärztlichen oder neurologischen Praxis

Einseitige, brennende, stärkste Dauerschmerzen und Schmerzattacken im Gesicht, v. a. im Bereich von Auge, Nase, Stirn, behaarter Kopfhaut und Ohr; Empfindlichkeit der betroffenen Haut; meist Bläschenausschlag einige Tage nach Schmerzbeginn; allgemeines Krankheitsgefühl

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zur hausärztlichen oder neurologischen Praxis

Selbsthilfe:

  • Kalte Umschläge oder Kompressen auflegen
  • Puder und Cremes mit lokal wirksamen Betäubungsmitteln (z. B. Polidocanol) auftragen
  • Bei Post-Zoster-Neuralgie Entspannungsverfahren ausprobieren

Dauerhafte, meist halbseitige, mittelstarke Gesichtsschmerzen mit wechselnder Lokalisation; Beginn evtl. nach zahnärztlichen oder kieferchirurgischen Eingriffen, Verletzungen oder Infektionen im Bereich von Zähnen oder Gesicht

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur hausärztlichen oder neurologischen Praxis

Selbsthilfe:


Wellenförmige oder dauerhafte, halbseitige Gesichtsschmerzen mit Taubheitsgefühl; Lokalisation gleichbleibend

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur neurologischen oder hausärztlichen Praxis

Wechselnde oder dauerhafte, ein- oder beidseitige Schmerzen vor den Ohren; evtl. auch Schmerzen an Kopf, Nacken und/oder Zähnen; oft Schmerzverstärkung, Knacken, Knirschen und/oder Gefühl der Verklemmung beim Kauen; häufig nächtliches Zähneknirschen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zur Zahnärzt*in

Selbsthilfe bei Zähneknirschen:


Schmerzen vor den Ohren mit Sperrung des Kiefers in geöffneter Stellung, evtl. wiederholt auftretend

Ursache:

Kieferklemme, z. B. bei

  • Extremer Mundöffnung, etwa beim Gähnen
  • Gewalteinwirkung auf den Unterkiefer

Erstmaßnahmen:

  • Sofort zur hausärztlichen oder HNO-Praxis bzw. in die Klinik fahren (lassen)
  • Hippokrates-Handgriff ausführen lassen: Die Ärzt*in steht hinter der Patient*in und greift mit beiden Daumen auf die Kaufläche des Unterkiefers; sie zieht den Unterkiefer leicht nach vorne und rastet ihn in gerader Ausrichtung wieder in die Kiefergelenkköpfchen ein

Schmerzen vor den Ohren mit erschwerter oder unmöglicher Mundöffnung

Ursache:

Kiefersperre z. B. bei

Maßnahmen:

  • Bei Fieber sofort in die hausärztliche Praxis
  • Sonst am selben Tag zur Haus- oder Zahnärzt*in, wenn die Beschwerden neu auftreten

Schmerzen und Schwellung vor einem oder beiden Ohren; Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme; evtl. beweglicher Knoten tastbar; evtl. Fieber

Ursache:

Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis) z. B. bei

Maßnahme:

  • Bei tastbarem Speichelstein massierende Bewegungen Richtung Mund am selben Tag zur hausärztlichen oder HNO-Praxis fahren (lassen)

Abgegrenzte, schmerzhafte, gerötete Schwellungen oder Knoten im Gesicht; evtl. Fieber oder Schüttelfrost

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Sofort zur Hausärzt*in bei Fieber oder Druckschmerz im inneren Augenwinkel
  • Sonst am nächsten Tag in die Arztpraxis

Selbsthilfe:

  • Bei einem unreifen Furunkel evtl. Zugsalbe auftragen

Drückende oder pochende Schmerzen in Mittelgesicht, Schläfe und evtl. Zähnen; laufende Nase; Verstärkung der Schmerzen bei Kopfbeugung

Ursache:

Maßnahme:

  • Sofort zur Hausärzt*in bei starken Scherzen oder Fieber
  • Sonst am nächsten Tag in die Arztpraxis

Selbsthilfe:

  • Abschwellende Nasentropfen verwenden
  • Dampfinhalationen mit Salz- oder Kamillelösung durchführen
  • Kalte Quarkauflagen oder Rotlicht ausprobieren
  • Phytotherapeutika einnehmen

Wiederkehrende oder dauerhafte, pochende Schmerzen an einem bestimmten Zahn; Verstärkung der Schmerzen durch heiße, kalte, süße oder saure Speisen; Beißen auf den schmerzenden Zahn wird vermieden

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die zahnärztliche Praxis

Selbsthilfe:

  • Kalte Umschläge oder Eispackungen auf die Wange legen
  • Mit kaltem Wasser oder Kamillentee den Mund spülen
  • Gewürznelken leicht auf dem schmerzenden Zahn drücken

Rasch zunehmende, stärkste Zahnschmerzen mit Schwellung von Zahnfleisch und Wange; oft auch Schmerzen in Ohr oder Auge; evtl. Fieber

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die zahnärztliche Praxis

Selbsthilfe:

  • Kalte Umschläge oder Eispackungen auf die schmerzende Wange legen

Schmerzen an oder hinter den Backenzähnen; oft Rötung und Schwellung; oft Schluckbeschwerden; evtl. erschwerte Mundöffnung

Ursache:

  • Durchbruch von Weisheitszähnen (auch im 30. Lebensjahr und später noch möglich)

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die zahnärztliche Praxis

Selbsthilfe:

  • Kalte Umschläge oder Eispackungen auf die Wange legen

Plötzliche, brennende Schmerzen im Unterkiefer; meist auch Schmerzen und/oder Engegefühl hinter dem Brustbein; Atemnot, Angst und kalter Schweiß; oft Übelkeit und Erbrechen

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Den Notruf wählen, wenn stärkere Beschwerden erstmals auftreten, Nitratpräparate nicht helfen oder Nitratpräparate nicht zur Hand sind
  • Am selben oder nächsten Tag zum Hausärzt*in bei erstmaligen, leichten und vorübergehenden Beschwerden

Selbsthilfe:

  • Halbsitzende Position einnehmen
  • Für Frischluft sorgen
  • Wenn vorhanden, Nitratpräparat verabreichen

Ihre Apotheke empfiehlt

Physikalische Verfahren

. Bei akuten Schwellungen oder entzündungsbedingten Schmerzen helfen lokale Kälteanwendungen. Eine kalte Kompresse lässt sich leicht selbst herstellen: Einen Gefrierbeutel mit Eis füllen und einem sauberen Geschirrtuch umwickeln, anschließend auf den schmerzenden Bereich legen.

Verspannungsbedingte Schmerzen lassen sich besser durch Wärmeanwendungen (z. B. Rotlicht) lindern.

Mind-Body-Therapien.

Das Erlernen von Mind-Body-Therapien empfiehlt sich vor allem bei stressbedingten Gesichtsschmerzen. Sie wirken in erster Linie vorbeugend. Zu den bewährtesten Verfahren zählen Yoga, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und Autogenes Training. Entsprechende Übungen sind mindestens 1-mal wöchentlich durchzuführen. Anfänger*innen lassen sich am besten zunächst von Physiotherapeut*innen und anderen qualifizierten Trainer*innen in den jeweiligen Verfahren unterrichten. Entsprechende Gruppenkurse zählen zum Angebot vieler Privatpraxen, Sportvereine und Volkshochschulen. Wer einen Kurs in der Gruppe absolviert hat, kann anschließend selbstständig weitermachen. Auch das Internet bietet viele Videos, die helfen, das Erlernte zu vertiefen.

Komplementärmedizin.

Ein beliebtes Mittel gegen akute Zahnschmerzen ist die Gewürznelke. Ihre ätherischen Öle wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Um sie freizusetzen, wird die Nelke gründlich gekaut. Ebenfalls entzündungshemmend wirken Mundspülungen mit Salbei- oder Kamillentee.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; Sektion "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler; Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 16:58 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.