Kopfschmerzen (akut)

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Spätestens bei Seh- oder Sprachstörungen sollte eine Ärzt*in die Beschwerden begutachten.

Akute Kopfschmerzen haben ihren häufigsten Grund in Allgemeininfektionen oder Entzündungen der Atemwege. Auch Infektionen weitab vom Kopf können zu Kopfschmerzen führen, da die dabei gebildeten Botenstoffe die Blutgefäße in Hirn und Hirnhäuten schmerzhaft erweitern. Schließlich können sich Anspannung und ungelöste Konflikte in Beziehung, Familie oder beruflichem Umfeld in akuten Kopfschmerzen äußern (auch wenn hier chronische Kopfschmerzen typischer sind).

Der Gang zum Arzt wird notwendig, wenn Fieber oder Krankheitsgefühl die Beschwerden bei gewöhnlichen Infekten übersteigen – aber auch dann, wenn Kopfschmerzen ohne erkennbare Ursache auftreten, sehr stark sind und/oder mit Beschwerden wie Bewusstseinstrübung, Lähmungen, Seh- oder Sprachstörungen einhergehen.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Mittelstarke Kopfschmerzen meist mit Fieber; auch Husten, Schnupfen und/oder Halsschmerzen; oft Fortdauern der Kopfschmerzen nach Abklingen des Infekts

Ursachen:

Fiebriger Infekt mit Beteiligung der Atemwege, z. B.

Erstmaßnahme:

  • Notarzt rufen oder in die Klinik, wenn sich der Nacken nicht beugen lässt und hohes Fieber besteht

Selbsthilfe:

  • Schmerzmittel wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure einnehmen
  • Kühlende oder wärmende Umschläge (je nach Bedarf) auflegen
  • Pfefferminzöl sanft in die Kopfhaut einmassieren

Kopfschmerzen ohne körperliche Erkrankung und ohne Fieber von leichter bis mittlerer Stärke

Ursachen:

  • Anspannung z. B. vor Prüfungen
  • Akute Probleme oder Konflikte in Beziehung, Familie oder beruflichem Umfeld
  • Schlafmangel

Selbsthilfe:

  • Soweit wie möglich entspannen oder "abschalten", der Kopfschmerz verschwindet früher oder später von selbst
  • Bei Bedarf Selbstmedikation mit rezeptfreien Schmerzmitteln

Pochende Schmerzen in Stirn und innerem Augenwinkel bei oder nach einer Erkältung; Verschlimmerung bei Vorbeugen des Kopfes; evtl. Fieber

Ursache:

Erstmaßnahme:

  • Sofort zum Hausarzt bei starken Schmerzen oder Fieber, sonst am nächsten Tag zum Hausarzt

Selbsthilfe:

  • Abschwellende Nasentropfen anwenden
  • Dampfinhalationen mit Salz- oder Kamillenlösung ausführen
  • Kalte Quarkauflagen auflegen
  • Rotlicht anwenden

Kurz andauernde Schläfenkopfschmerzen bei Genuss kalter Nahrungsmittel

Ursache:

  • Kältekopfschmerz

Erstmaßnahme:

  • Kein Arztbesuch erforderlich; der Kopfschmerz verschwindet meist rasch wieder und ist harmlos

Rasch zunehmende Kopfschmerzen nach Überhitzung mit Schwindel, Schwäche, starkem Durst und Mundtrockenheit; heiße und rote Haut; kein Schwitzen; schneller Puls, Erbrechen und Bewusstseinstrübung

Ursachen:

Erstmaßnahme:

  • Aus der Sonne gehen; Notarzt rufen oder in die nächste Klinik, wenn das Bewusstsein eingetrübt ist

Selbsthilfe:

  • Kopf mit Wasser kühlen
  • Kalte Getränke trinken
  • Kaltes Fußbad nehmen
  • Bei stabilem Kreislauf kühles Wannenbad nehmen oder Duschen

Hinweis:

  • Nicht in Schwimmbadbecken oder offenes Gewässer springen (Kollapsgefahr!)

Rasch einsetzende Kopfschmerzen mit Heißhunger, Schwitzen, Unruhe, Zittern und schnellem Puls

Ursache:

Erstmaßnahme:

  • Betroffenem zuckerhaltiges Getränk (Cola, Limonade) oder Traubenzucker geben; bei ausbleibender Besserung oder Bewusstlosigkeit Notarzt rufen

Unmittelbar nach einer Kopfverletzung auftretende Kopfschmerzen mit Übelkeit und Schwindel ohne Bewusstlosigkeit

Ursache:

Erstmaßnahme:

In die Notaufnahme des Krankenhauses oder in geeignete Arztpraxis; Notarzt rufen bei

  • Mehrfachem Erbrechen
  • Zustandsverschlechterung nach anfänglicher Beschwerdefreiheit
  • Neurologischen Anfällen
  • Blutungen aus Mund, Nase oder Ohr
  • Unterschiedlich großen Pupillen

Unmittelbar nach einer Kopfverletzung auftretende Kopfschmerzen mit Übelkeit und Schwindel mit Bewusstlosigkeit; Erbrechen; Erinnerungslücken; Licht- und Geräuschempfindlichkeit

Ursachen:

Erstmaßnahme:

In die Notaufnahme des Krankenhauses oder in geeignete Arztpraxis; Notarzt rufen bei

  • Weiterbestehender Bewusstlosigkeit
  • Mehrfachem Erbrechen
  • Zustandsverschlechterung nach anfänglicher Beschwerdefreiheit
  • Neurologischen Anfällen
  • Blutungen aus Mund, Nase oder Ohr
  • Unterschiedlich großen Pupillen

Hinweis:

  • Kinder müssen 24 Stunden beaufsichtigt werden, um mögliche Komplikationen zu erkennen

Zunehmende, starke Kopfschmerzen bis 12 Stunden nach einer Kopfverletzung mit zunehmender Bewusstseinstrübung; evtl. Krampfanfälle oder neurologische Ausfälle wie Halbseitenlähmung; unterschiedlich weite Pupillen

Ursachen:

Erstmaßnahme:

  • Notarzt rufen

Einschießende oder rasch zunehmende, starke bis unerträgliche Kopfschmerzen mit Bewusstseinstrübung, Übelkeit, Erbrechen und neurologische Ausfällen wie Lähmungen oder Sprachstörungen

Ursachen:

Erstmaßnahme:

  • Notarzt rufen; bei Bewusstseinstrübung den Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen

Rasch zunehmende stärkste Kopfschmerzen meist ohne Fieber; Erbrechen und Übelkeit; evtl. Krampanfälle, Bewusstseinstrübung oder neurologische Ausfälle wie beidseitige Lähmung

Ursachen:

Erstmaßnahme:

  • Notarzt rufen oder in die nächste Klinik

Rasch zunehmende, starke Kopf- und Nackenschmerzen mit Fieber; Nackensteifigkeit, schweres Krankheitsgefühl, Bewusstseinstrübung, Übelkeit, Erbrechen; evtl. Krampfanfälle oder neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder Sprachstörungen

Ursachen:

Erstmaßnahme:

  • Notarzt rufen oder in die nächste Klinik

Langsam zunehmende, stärkste, pulsierende Schmerzen an einer Schläfe; sichtbar verdickte, druckempfindliche Schläfenarterie; oft auch Schmerzen in Hinterkopf und Nacken, Schultern und Hüften; evtl. Augenschmerzen und Sehverschlechterung

Ursache:

Maßnahmen:

  • Bei Sehstörungen, sehr starken oder rasch zunehmenden Schmerzen den Betroffenen sofort zum Allgemeinarzt oder in die Klinik fahren (Erblindungsgefahr!)
  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt bei pulsierenden, über Wochen zunehmenden Kopfschmerzen im Schläfenbereich

Unerträgliche, einseitige Stirn- und Augenschmerzen mit Rötung, Sehstörung und Tränen des schmerzenden Auges; das betroffene Auge fühlt sich härter an; oft Übelkeit und Erbrechen

Ursache:

Erstmaßnahme:

  • Notarzt rufen oder den Betroffenen in die nächste Augenklinik fahren; es besteht Erblindungsgefahr!

Kopfschmerzen nach übermäßigem Konsum oder bei Entzug von Alkohol, Zigaretten oder Kaffee; häufig Nervosität, Übelkeit, Erbrechen und Schwitzen; evtl. Konzentrationsprobleme, Schläfrigkeit, Zittern

Ursachen:

Erstmaßnahme:

  • Am selben Tag zum Hausarzt, wenn bei Alkoholentzug Beschwerden wie Verwirrtheit oder Schwitzen auftreten

Selbsthilfe bei Kater:

  • An die frische Luft gehen, sich bewegen
  • Reichlich Mineralwasser trinken, salzige Nahrungsmittel essen
  • Einen Tropfen Pfefferminzöl auf Schläfen und Stirn einmassieren
  • Wenn der Magen nicht streikt: eine Tablette Acetylsalicylsäure einnehmen

Kopfschmerzen nach Medikamenteneinnahme oder speziellen Nahrungsmitteln; oft migräneähnlicher Schmerz mit Schwindel und Benommenheit; evtl. Hitzegefühl

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt, wenn die Beschwerden wiederholt auftreten

Selbsthilfe:

  • Verdächtige Nahrungsmittel meiden

Ihre Apotheke empfiehlt

Selbstmedikation.

Bei akuten Spannungskopfschmerzen helfen rezeptfreie Schmerzmedikamente wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen oder Paracetamol. Kombinationspräparate, auch mit Koffein, sind oft weniger gut verträglich und deshalb nur die 2. Wahl.

Vorsicht bei Höherdosierung von Schmerzmitteln bei akuter Verschlimmerung des Kopfschmerzes: Das Risiko für Nebenwirkungen wächst. Bei längerfristiger Einnahme kann die Wirkung von Kopfschmerzmitteln paradox sein, also den Kopfschmerz noch verschlimmern. Das gilt besonders dann, wenn Sie die auf dem Beipackzettel angegebene Tageshöchstmenge überschreiten.

Acetylsalicylsäure darf wegen der Gefahr von Nebenwirkungen Kindern erst ab 12 Jahren gegeben werden, sehr selten droht ein Reye-Syndrom mit Gehirn- und Leberschäden. Bei Schwangeren ist als rezeptfreies Schmerzmedikament einzig Paracetamol unproblematisch – noch besser ist, auf Schmerzmedikamente ganz zu verzichten.

Pfefferminzöl.

Bei leichten bis mäßigen Kopfschmerzen bietet die Naturapotheke wirksame und gut verträgliche Hilfen. Ein bewährtes Mittel ist Pfefferminzöl, von dem wenige Tropfen sanft in Stirn und Schläfen einmassiert werden. Die Augen müssen vor jeglichem Kontakt mit dem Öl geschützt werden. Im Anschluss an das Einreiben empfiehlt sich ein gründliches Waschen der Hände.

Mind-Body-Therapien.

Mind-Body-Therapien wirken in erster Linie prophylaktisch und sind vor allem bei stressbetonten Kopfschmerzen sowie Schlafstörungen sinnvoll. In der akuten Kopfschmerzattacke helfen sie nicht. Empfehlenswert sind Yoga, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und Autogenes Training.

Entsprechende Übungen sollten regelmäßig, also mindestens 1-mal wöchentlich, durchgeführt werden. Die Verfahren werden von Physiotherapeuten und anderen qualifizierten Trainern in Privatpraxen, Sportvereinen und Volkshochschulen in Gruppen unterrichtet. Wer einen Kurs in der Gruppe absolviert hat, kann anschließend alleine und zu Hause selbstständig weitermachen. Auch das Internet bietet viele Videos, die helfen, das Erlernte zu vertiefen.

Massagen.

Gehen die Kopfschmerzen mit Muskelverspannungen im Kopf- und Nackenbereich einher, helfen Massagen, die Verspannungen zu lindern. Dazu werden mit Zeige- und Mittelfinger unter leichtem Druck auf die schmerzende Stelle kreisende Bewegungen durchgeführt. Die Wirkung tritt nach etwa fünf Minuten ein. Statt der Fingerspitzen lässt sich auch der Handballen einsetzen.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; Sektion "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler; Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 14:29 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.