Arm- und Ellenbogenbeschwerden nach Gewalteinwirkung

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Stürze sind eine häufige Ursache für Ellenbogenbeschwerden.

Das Ellenbogengelenk ist anfällig für Verletzungen, sei es durch Sturz auf den ausgestreckten Arm, Auffangen eines Sturzes, starken Zug oder (sportliche) Überlastung.

Oft lassen sich durch eine Selbstuntersuchung Hinweise darauf gewinnen, welche Verletzung vorliegt. So spricht es beispielsweise für einen Bruch des Ellenhakens, wenn die Streckung im Ellenbogengelenk nicht mehr ohne Schmerzen gelingt, während eine eingeschränkte Drehung (Umwendbewegung) eher auf einen Bruch des Speichenköpfchens schließen lässt. Eine auffällige Fehlstellung und nahezu vollständige Bewegungsunfähigkeit des Ellenbogengelenks weist auf eine Ellenbogenverrenkung hin, eine deutliche Zunahme der Schmerzen bei Beugung des Arms dagegen auf eine Verletzung des Ellenbogenschleimbeutels. Muskelzerrungen oder -faserrisse treten meist beim Sport auf und machen sich durch einen einschießenden, stechenden Schmerz bemerkbar.

Eine typische Kleinkind-Erkrankung ist die (harmlose) Chaissaignac-Lähmung. Diese wird durch einen heftigen Ruck am ausgestreckten Arm verursacht, typischerweise wenn Kinder am Arm gezerrt oder hochgerissen werden. Dabei ist der Name irreführend: Der Kinderarm ist durch die Verletzung nicht wirklich "gelähmt". Viel mehr rutscht das Speichenköpfchen aus seiner eigentlichen Position, sodass die betroffenen Kinder den Arm vollständig schonen und nach einwärts gedreht halten.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Einschießende, stechende Schmerzen im Oberarm während einer plötzlichen, unkoordinierten Bewegung, meist beim Sport; Bewegungseinschränkung; evtl. kurzzeitige Dellenbildung, später Schwellung

Ursachen:

  • Muskelzerrung
  • Muskelfaserriss, Muskelriss

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Orthopäden oder Hausarzt, wenn die Schmerzen nicht nachlassen

Selbsthilfe:

  • Sofort Kälteanwendungen, z. B. kalte Umschläge, Eisbeutel, Kühlpack
  • Nach einigen Tagen Wärmeanwendungen, z. B. Heizkissen

Schmerzen und Schwellung am oberen Oberarm, meist nach Sturz auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm; Bewegungseinschränkung von Schulter und Oberarm; oft bei älteren Frauen

Ursache:

Maßnahme:

  • Sofort zum Orthopäden oder in die Klinik

Schmerzen und Schwellung am mittleren bis unteren Oberarm nach Gewalteinwirkung; evtl. Knickbildung und/oder abnorme Beweglichkeit; evtl. Taubheitsgefühl oder Lähmungen an der Hand

Ursachen:

Maßnahme:

  • Sofort zum Orthopäden oder in die Klinik

Schmerzen und Schwellung an der Ellenbogenspitze, meist nach Sturz auf den angewinkelten Ellenbogen

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Orthopäden oder in die Klinik

Schmerzen und Schwellung an der Streckseite von Ellenbogen, Unterarm und Hand; meist nach Sturz auf den ausgestreckten Arm

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Orthopäden oder in die Klinik

Starke Schmerzen, Schwellung und völlige Bewegungsunfähigkeit des Ellenbogens; nach Sturz auf den ausgestreckten Arm; evtl. Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Unterarm oder Hand

Ursache:

Maßnahme:

  • Sofort zum Orthopäden oder in die Klinik

Plötzliche Schmerzen im Ellenbogen beim Kleinkind nach Zug am Arm; oft wiederholtes Auftreten

Ursache:

  • Chassaignac-Lähmung (Radiusköpfchen-Subluxation; der betroffene Arm wird vollständig geschont, gestreckt und einwärtsgedreht)

Maßnahme:

  • Sofort zum Orthopäden oder Chirurgen

Schmerzen und Schwellung an Unterarm und/oder Handgelenk nach Gewalteinwirkung; der verletzte Arm wird mit dem gesunden gestützt; oft Knickbildung

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Orthopäden oder in die Klinik

Selbsthilfe:

  • Ruhigstellung des betroffenen Arms, z. B. durch Legen in ein zur Schlaufe gebundenes Tuch

Schmerzhafte Schwellung und Rötung über der Ellenbogenspitze; nach Sturz der anderen (auch kleinen) Verletzungen; evtl. sichtbare Wunde mit Austritt von Eiter oder wässriger Flüssigkeit; evtl. Fieber, Schüttelfrost

Ursache:

Maßnahmen:

  • Sofort zum Hausarzt bei Fieber
  • Am selben Tag bei sichtbarer Wunde
  • In den nächsten Tagen, wenn die Beschwerden trotz Schonung und Kühlung weiter bestehen

Selbsthilfe:

  • Kälteanwendungen, z. B. kalte Umschläge, Kühlpack

Brennende Armschmerzen und rot-bläuliche Schwellungen Tage bis Wochen nach Verletzung oder Operation; Berührungsüberempfindlichkeit; meist vermehrtes Schwitzen

Ursache:

  • Sudeck-Erkrankung

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Orthopäden

Schmerzen, Spannungsgefühl und Schwellungen am Unterarm Stunden bis Tage nach einer Verletzung; Taubheitsgefühl an Unterarm oder Hand; oft Lähmungserscheinungen

Ursache:

  • Kompartmentsyndrom

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Orthopäden oder in die Klinik

Ihre Apotheke empfiehlt

Wie bei allen Beschwerden am Bewegungsapparat gilt: Tritt keine Besserung ein oder sind einzelne Bewegungen nicht mehr möglich, sollte auf jeden Fall ein Arzt um Rat gefragt werden.

Erstbehandlung nach dem P.E.C. H.-Schema.

Tritt eine Beschwerde akut, z. B. beim Sport oder nach einem Sturz auf, hilft das PECH-Schema, um schnell richtig zu reagieren. Dabei steht jeder Buchstabe für eine Maßnahme:

P für Pause: Das Training oder die Bewegung sollte sofort abgebrochen und der Arm ruhiggestellt werden. Auch für die Tage danach gilt: Sport oder eine stärkere Belastung z. B. durch Erschütterungen des Gelenks beim Joggen sind solange tabu, bis die Beschwerden im Alltag verschwunden sind.

E für Eis: Eine Kühlung von mindestens 15 Minuten lindert Schmerzen, reduziert Schwellung und verringert Entzündungsreaktionen, die ursächlich für die Beschwerden sein können. Gut geeignet sind kalte Umschläge mit Kühlpackungen, Eiswürfeln oder in kaltem Wasser getränkten Tüchern. Um Erfrierungen zu vermeiden, sollte immer ein Tuch zwischen Körper und Kühlmittel gelegt werden.

C für Compression (englisch für Druck): Entfällt am Ellbogengelenk, weil Druckverbände hier nur schwer anzulegen sind.

H für Hochlagern: Durch die erhöhte Position verringert sich die Schwellung und Einblutungen werden verhindert. Ist dies nicht praktikabel, hilft ein Armtragetuch (Dreieckstuch) zumindest, den Ellenbogen zu entlasten und in einer stabilen Position zu halten.

Medikamentöse Therapie.

Bei Ellenbogenbeschwerden hat die medikamentöse Therapie zwei Ziele: einerseits eine Linderung des Schmerzes, andererseits die Eindämmung der üblichen Entzündungs- oder Gewebsreaktionen. Geeignet sind verschreibungsfreie nichtsteroidale Antirheumatika wie Diclofenac, Paracetamol und Ibuprofen. Diese sind in Tablettenform, aber teilweise auch als Salben erhältlich. Vorsicht: Schmerzmittel überdecken zugrunde liegende Beschwerden nur und sollten nicht dazu verführen, das Knie zu früh wieder zu belasten.

Pflanzliche Präparate.

Diese sind in Gel- und Salbenform erhältlich, aber auch als Tinktur für Einreibungen und Umschläge, z. B. mit Beinwellwurzelextrakt (z. B. Kytta® Salbe f), Arnika (z. B. Kneipp Arnika Salbe® S) oder Kampfer (z. B. Camphoderm® N). Sie wirken schmerzlindernd, abschwellend und entzündungshemmend und kommen v. a. bei mäßigen Schmerzen zum Einsatz. Viele Sportler schwören auf ein Präparat, das als Pferdesalbe verkauft wird und Pflanzenextrakte wie Arnika, Rosmarin, Kampfer und Menthol enthält.

Tapes und Bandagen.

Orthopädische Tapes und Bandagen stabilisieren und entlasten den Ellenbogen. Strumpfbandagen sind in der Anwendung unkompliziert, da sie sich einfach über den Arm ziehen lassen. Noch einfacher geht es mit Klettverschlussbandagen, die sich flexibel an das Ellenbogengelenk anpassen lassen. Bei allen Bandagen gilt: Sie sollten so festsitzen, dass sie Halt geben, aber die Blutzufuhr nicht unterbrechen. Tapes werden so auf die Haut aufgeklebt, dass sie gefährliche Bewegungen verhindern. Am besten lassen Sie sich beim Kauf beraten und genau erklären, was beim Tragen und Anbringen zu beachten ist.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 17:46 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.