Handbeschwerden nach Gewalteinwirkung

charnsitr/Shutterstock.com
Auf die richtige Technik achten: Bei Sportarten mit hoher Verletzungsgefahr ist Training besonders wichtig.

Viele Reflexe sind eigentlich dazu da, um vor Verletzungen zu schützen: etwa, wenn man bei einem Sturz automatisch die Arme nach vorne streckt, um sich mit den Händen abzufangen. Für Hände und Handgelenke geht es dabei leider oft weniger glimpflich aus. Häufig kommt es dabei zu Brüchen oder Verstauchungen am Handgelenk oder den Handknochen.

Das ist aber nicht der einzige Grund für Verletzungen an den Händen. Häufig sind auch Unfälle beim Sport, etwa der harte Anprall eines Balls beim Volleyball oder Handball. Dabei werden meist die Finger in Mitleidenschaft gezogen, etwa durch Kapsel- und Bandverletzungen. Ob es sich bei einer Fingerverletzung um einen Bruch handelt, oder "nur" Bänder oder Kapseln betroffen sind, ist selbst für Ärzt*innen oft gar nicht so leicht zu erkennen. Es gibt aber einen einfachen selbst durchführbaren Test, der zwar noch keine sichere Diagnose liefert, aber einen brauchbaren Anhaltspunkt. Dabei wird der verletzte Finger möglichst gestreckt und in seiner Längsachse mit dem Handteller der unbeteiligten Hand kurz gestaucht. Ist dieses Manöver sehr schmerzhaft, ist der Finger wahrscheinlich gebrochen.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Schmerzen und Schwellung an Handgelenk und unterem Ende des Unterarms und nach Gewalteinwirkung; der verletzte Arm wird mit dem gesunden gestützt; oft Knickbildung am Handgelenk

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zur Orthopäd*in oder in die Klinik

Erstmaßnahme:

  • Ruhigstellung des betroffenen Arms, z. B. durch Legen in ein zur Schlaufe gebundenes Tuch

Bewegungsschmerzen und druckschmerzhafte Schwellung am Handgelenk, oft nach Sturz auf die überstreckte Hand

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zur Orthopäd*in oder in die Klinik

Erstmaßnahme:

  • Kühlen, z. B. mit kalten Umschlägen, Eisbeutel, Kühlpack

Schmerzen und starke Schwellung an der Mittelhand, oft nach Sturz auf die überstreckte Hand oder Verletzung beim Kampfsport; Greifen sehr schmerzhaft; oft Verkürzung eines Fingers

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zur Orthopäd*in oder in die Klinik

Erstmaßnahme:

  • Kühlen, z. B. mit kalten Umschlägen, Eisbeutel, Kühlpack

Bewegungsschmerzen und druckschmerzhafte Schwellung an einem Finger, oft nach Sportverletzungen

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zur Orthopäd*in

Erstmaßnahme:

  • Kühlen, z. B. mit kalten Umschlägen, Eisbeutel, Kühlpack

Bewegungsschmerzen und druckschmerzhafte Schwellung am Daumengrundgelenk nach Verletzungen im Ski- oder Ballsport

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zur Orthopäd*in

Erstmaßnahme:

  • Kühlen, z. B. mit kalten Umschlägen, Eisbeutel, Kühlpack

Schmerzen, Schwellung und Bewegungsunfähigkeit an einem Fingergelenk nach direkter Gewalteinwirkung

Ursache:

  • Fingerverrenkung

Maßnahme:

  • Am selben Tag zur Orthopäd*in oder in die Hausarztpraxis

Erstmaßnahme:

  • Kühlen, z. B. mit Eisbeutel

Unfähigkeit zur aktiven Streckung in einem angeschwollenen Fingergelenk nach direkter Gewalteinwirkung; betroffenes Fingerglied "hängt"; passive Streckung möglich

Ursache:

  • Strecksehnenverletzung, meist an einem Fingerendgelenk (typische Hausarbeitsverletzung, beipielsweise beim Beziehen der Matraze)

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Orthopäd*in oder in die Hausarztpraxis

Unfähigkeit zur aktiven Beugung in einem Fingergelenk, meist nach Schnitt- oder Sägeverletzungen

Ursache:

  • Beugesehnenverletzung, z. B. nach offenen Verletzungen oder beim Klettersport

Maßnahmen:

  • Sofort zur Orthopäd*in
  • bei klaffenden Verletzungen in die nächste chirurgische Klinik

Brennende Schmerzen und rot-bläuliche Schwellung der Hand Tage bis Wochen nach einer Verletzung oder Operation; übersteigerte Berührungsempfindlichkeit, meist vermehrtes Schwitzen

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis oder zur Orthopäd*in

Ihre Apotheke empfiehlt

PECH-Regel.

Bei Sportverletzungen aller Art hat sich als Erstmaßnahme die PECH-Regel bewährt. PECH steht für Pause, Eis, Compression und Hochlagern. Beenden Sie die Belastung also sofort und kühlen Sie die Verletzung. Eine Kompression mit einem elastischen Druckverband und das Hochlagern der Gliedmaße reduzieren die Schwellung und dämmen Blutergüsse ein.

Ringe runter.

Nach einer Verletzung können Finger oder Hand innerhalb kürzester Zeit stark anschwellen. Ringe, Armbänder und Uhren sollte man deshalb besser sofort ablegen.

Schonen.

Sind Verband oder Fingerschiene erst einmal runter, ist die Versuchung groß, die Hände sofort wieder voll einzusetzen. Halten Sie sich aber unbedingt an die mit der Ärzt*in vereinbarte Schonfrist, um die Heilung nicht zu gefährden. Das bedeutet meist, nicht nur auf Sport zu verzichten, sondern auch bei alltäglichen Verrichtungen vorsichtig vorzugehen.

Finger tapen.

Tapes sollen Gelenke stabilisieren und Heilungsprozesse anregen. Gerne werden sie beispielsweise eingesetzt, wenn Bänder oder Kapseln gereizt oder hypermobil (überbeweglich) sind. Ganz wichtig ist, sich von der Ärzt*in oder Apotheker*in genau erklären zu lassen, welche Tapes für die akute Beschwerde geeignet sind und wie man sie korrekt anbringt. Einen Arztbesuch ersetzen die Tapes aber natürlich nicht. Das gilt vor allem dann, wenn Beschwerden keine Besserungstendenz zeigen oder immer wiederkehren.

Auf die richtige Technik achten.

Verletzungen beim Sport passieren besonders oft, wenn man die Technik nicht richtig beherrscht. Beispiele sind der Mittelhandbruch bei Hobbyboxer*innen oder Kapselverletzungen bei ungeübten Volleyballer*innen. Bei starker Erschöpfung leidet häufig auch die Koordination, die Verletzungsgefahr steigt.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 11:36 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.