Herzklopfen, Herzrasen, Herzstolpern (einmalig oder selten)

Mann wird EKG angelegt. Die UNtersuchung hilft beider Diagnostik von Herzrasen, Herzstolpern und Herzklopfen.
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Ein EKG oder die Blutdruckmessung geben oft erste Hinweise auf eine Herzerkrankung.

Im Ruhezustand hat das Herz eine Frequenz von 50–90 Schlägen pro Minute. Taktgeber für den Herzschlag ist der Sinusknoten, eine Ansammlung spezialisierter Zellen in der Wand des rechten Herzvorhofs. In ihm entstehen elektrische Impulse, die sich über das Reizleitungssystem auf das ganze Herz ausbreiten und die Herzmuskulatur veranlassen, sich zusammenzuziehen. Obwohl der Sinusknoten eigenständig funktioniert, unterliegt er dem Einfluss von Nerven und Hormonen. Die sorgen für die Anpassung der Herzfrequenz an verschiedene Bedingungen, z. B. an Tageszeit oder körperliche Aktivität. So steigt die Herzfrequenz während starker körperlicher Belastung bei jungen Menschen auf über 200 Schläge pro Minute. Eine Zunahme der Herzfrequenz, als Herzklopfen oder Herzrasen empfunden, ist vorübergehend Teil der Reaktion auf körperliche Anstrengung und auf Stressreize. Ist die Herzfrequenz dauerhaft erhöht, spricht dies für eine Herzrhythmusstörung oder eine Panikattacke, außerdem für eine Begleiterscheinung bei Kreislaufkollaps, Schock und verschiedenen Organerkrankungen.

Auch außerhalb des Sinusknotens können in anderen Teilen des Reizleitungssystems und in „normalen“ Herzzellen elektrische Impulse entstehen. Sie führen oft zu Extraschlägen, Extrasystolen genannt, die sich als Herzstolpern oder Aussetzer bemerkbar machen. Treten Extrasystolen nur gelegentlich und ohne weitere Beschwerden auf, sind sie meist harmlos. In Verbindung mit Symptomen wie Atemnot, Kopfschmerzen oder Fieber weisen sie jedoch auch auf schwere Erkrankungen hin. Manchmal geht der normale Rhythmus vollständig verloren, sodass ein ungleichmäßiger Puls mit Pausen, schnellen und langsamen Schlagfolgen entsteht. Dieser absoluten Arrhythmie liegen meist Organerkrankungen zugrunde.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Herzklopfen bei Aufregung, Übermüdung, Schmerzen, Angst oder anderen starken Emotionen

Ursache:

  • Normale Stressantwort

Selbsthilfe:

  • Entspannungsverfahren

Herzklopfen und Kurzatmigkeit bei einer ungewohnten körperlichen Belastung ohne weitere Beschwerden

Ursache:

  • Normale Reaktion bei unzureichendem Trainingszustand

Selbsthilfe:

  • Mehr Bewegung im Alltag (z. B. Treppe statt Lift), leichter Ausdauersport

Gelegentliches Herzstolpern ohne weitere Beschwerden

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis, wenn sich das Herzstolpern häuft

Anfallartiges Herzklopfen oder Herzrasen, das plötzlich beginnt und meist abrupt endet; starke Angst; evtl. Atemnot, Brustschmerzen oder Engegefühl; evtl. Zittern, Schweißausbrüche; evtl. Schwindel, Übelkeit

Ursachen:

  • Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien, z. B. WPW-Syndrom
  • Intermittierendes paroxysmales Vorhofflimmern
  • Ventrikuläre Tachykardie, meist bei bekannter Herzerkrankung
  • Panikattacke
  • Selten: Phäochromozytom

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen oder in die nächste Klinik bei erstmaligem Auftreten, Atemnot, Brustschmerzen oder Bewusstseinstrübung
  • Sonst am selben Tag zur Hausärzt*in

Selbsthilfe bei WPW-Syndrom:

  • Bei geschlossenem Mund und zugehaltener Nase versuchen, auszuatmen (Valsalva-Manöver)
  • Kalten Sprudel trinken
  • Abkühlen von Hals und Gesicht mit kaltem Wasser

Plötzliches Herzklopfen mit Schwindel, Schweißausbruch und Benommenheit; Ohrensausen, Schwarzwerden vor den Augenerkrankungen; evtl. kurze Ohnmacht

Ursache:

Kreislaufkollaps, z. B. bei

Maßnahme:

  • Sofort zur Ärzt*in nach erstmaliger Bewusstlosigkeit

Sofortmaßnahme:

  • Betroffene sofort flach hinlegen, Beine hochlagern, halsbeengende Kleidung entfernen

Plötzliches Einsetzen eines vollständig unregelmäßigen Pulsschlages; evtl. Engegefühl in der Brust, Angst; evtl. Atemnot

Ursache:

Absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern, z. B. bei

Maßnahmen:

  • Sofort Notärzt*in rufen, wenn Brustschmerzen oder Atemnot bestehen
  • Sonst am selben Tag zum Ärzt*in, wenn der Puls unregelmäßig bleibt

Herzklopfen, -rasen oder -stolpern mit Fieber oder nach einem fieberhaften Infekt

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis

Plötzliches Herzklopfen oder -rasen bei Diabetikern; Zittern, Unruhe, Schwitzen; Unruhe, Verwirrtheit

Ursache:

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen bei Bewusstlosigkeit oder wenn durch Selbsthilfe-Maßnahmen keine rasche Besserung eintritt

Selbsthilfe:

  • Wenn möglich, Blutzucker messen
  • Sofort Fruchtsaft oder Softgetränk zu trinken geben

Plötzliches Herzklopfen, -rasen oder -stolpern bei bekanntem Bluthochdruck; oft starke Kopfschmerzen; oft Schwindel, Übelkeit, Schwitzen; evtl. Sehstörungen, Verwirrtheit

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen, wenn außer Herzklopfen oder -stolpern weitere Beschwerden auftreten
  • Sonst am selben Tag in die Hausarztpraxis, wenn die eigenen Medikamente nicht ausreichend wirken

Selbsthilfe:

  • Sofort Blutdruck messen
  • Dann Notfallmedikamente zur Blutdrucksenkung einnehmen, falls zur Hand

Plötzliches Herzklopfen oder -rasen mit Brustschmerzen, Atemnot und Husten

Ursachen:

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen

Schneller und schwacher Puls mit Ausbruch von kaltem Schweiß; blassgraue Haut, feuchtkalte Hände; Zittern, Unruhe, Angst; evtl. Verwirrtheit oder Benommenheit

Ursache:

Schock, z. B. bei

  • Herzinfarkt
  • großflächigen Verbrennungen, starkem Blutverlust, Austrocknung bei schwerem Durchfall
  • schweren allergischen Reaktionen

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen

Erstmaßnahme:

  • Betroffene flach hinlegen, Beine hochlagern
  • Bei vorangegangenen Brustschmerzen Oberkörper in halbsitzende Stellung bringen

Herzklopfen, -rasen oder -stolpern nach Konsum oder Entzug von Genussmitteln oder Drogen; oft Unruhe, Händezittern; evtl. Schwindel, Übelkeit

Ursachen:

  • Übermäßige Mengen an Kaffee, Tee, Alkohol, Cola, Zigaretten
  • Entzug von Kaffee oder Nikotin
  • Rauschzustand oder Entzugssyndrom bei Alkoholabhängigkeit und Drogensucht

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis, wenn es Ihnen nicht gelingt, auf Drogen zu verzichten

Herzklopfen, -rasen oder -stolpern nach gelegentlicher Einnahme oder Absetzen von Medikamenten

Ursachen:

  • Nebenwirkung, z. B. von Mitteln gegen niedrigen Blutdruck, Asthmamitteln, Mitteln gegen Erkältungsbeschwerden
  • Entzugserscheinung, z. B. von Betablockern, Schlafmitteln, Beruhigungsmitteln (Tranquilizer)

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis, wenn sich die Beschwerden nach 2–3 Tagen nicht bessern

Ihre Apotheke empfiehlt

Hilfe holen.


Bei akut auftretendem, bisher nicht erlebtem, starkem Herzrasen oder -klopfen sollten Sie auf keinen Fall Zeit verlieren. Bei einem Herzinfarkt entscheiden schon 15 Minuten über Leben oder Tod. Haben Sie keine Scheu vor einem Fehlalarm, sondern rufen Sie sofort die Notarzt*in, wenn Sie selbst oder Menschen in Ihrem Umfeld betroffen sind.

Wenn Herzklopfen schon bei leichter Anstrengung auftritt, kann das natürlich an einem schlechten Trainingszustand liegen. Um die Ausdauer zu stärken, sollten Sie aber Schritt für Schritt vorgehen. Sie müssen dafür nicht unbedingt ins Fitnessstudio, auch moderates Joggen oder flotte Spaziergänge in Wald und Park sind ein gutes Training. Wenn Sie nur wenig Zeit haben, genügt es oft schon, Alltagsstrecken mit dem Fahrrad zurückzulegen oder die Treppe anstatt des Aufzugs zu benutzen.

Herzrasen ist ein typisches Stresssyndrom und tritt häufig in psychisch belastenden Situationen auf. Egal ob Überforderung, Ängste oder Zeitnot die Auslöser sind - bewährt haben sich in diesem Fall klassische Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Meditation und Yoga. Tritt Ihr Herzrasen in Kombination mit starken Ängsten auf, sind diese alleine meist nicht in den Griff zu bekommen. Hier empfiehlt es sich, eine Psychotherapeut*in aufzusuchen.

Wenn Sie Diabetiker*in sind, wissen Sie, dass eine Unterzuckerung mit Herzrasen einhergeht. Um hier rasch gegenzusteuern, ist es sinnvoll, stets Traubenzucker bei sich zu tragen. So können Sie bei akutem Unterzucker sofort reagieren – und auch Fremden helfen, indem Sie der eventuell bewusstseinsgetrübten Diabetiker*in den Traubenzucker einfach unter die Zunge schieben. Alternativ helfen auch normaler Würfelzucker oder zuckerhaltige Getränke wie Fruchtsäfte, Fanta oder Cola.

Um den Herzschlag bei akutem Herzrasen wieder zu normalisieren, hilft das Valsalva-Manöver: Schlucken Sie und versuchen Sie dann bei geschlossenem Mund und zugehaltener Nase auszuatmen. So steigt der Druck im Brustraum, wodurch weniger venöses Blut in die Herzkammer zurückfließt und sich die Herzaktion verlangsamt.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 14:55 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.