Brustschmerzen

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Plötzlich auftretende Brustschmerzen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Missempfindungen oder Schmerzen in der Brust lösen oft starke Ängste aus – verständlich, da in diesem Bereich lebenswichtige Organe wie Herz und Lunge liegen. Und tatsächlich können sich hinter Brustschmerzen lebensbedrohliche Erkrankungen wie der Pneumothorax (Lungenkollaps) oder der Herzinfarkt verbergen. Oft sind die Beschwerden aber auch deutlich harmloser, etwa bei Interkostalneuralgie („eingeklemmter Nerv“), einem blockierten Wirbel oder einer Reflux-Erkrankung.

Um gefährliche von ungefährlichen Situationen zu unterscheiden, gibt es zwar keine sichere Strategie, aber eine Faustregel: Erhöhte Vorsicht ist immer dann geboten, wenn Symptome erstmalig oder in ungewohnter Heftigkeit auftreten. Zu diesen Warnzeichen zählen z. B. Todesangst („Vernichtungsgefühl“), Luftnot, blaue Lippen, Übelkeit und Kaltschweiß. Verdächtig ist auch ein plötzliches Auftreten der Brustschmerzen nach einem Hustenstoß oder während einer körperlichen Anstrengung sowie eine Schmerzausstrahlung in die linke Schulter oder zwischen die Schulterblätter.

Achtung: Gerade bei Frauen deuten auch sehr unspezifische Symptome wie Rückenschmerzen, ein ziehender Schmerz in die Arme oder Oberbauchschmerzen auf einen Herzinfarkt hin. Im Zweifelsfall sollte immer die Notärzt*in gerufen werden. Rasches Handeln ist angesagt, denn jede zeitliche Verzögerung verschlechtert die Heilungschancen.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Plötzlich einschießende, stechende oder ziehende Brustschmerzen an einer umschriebenen Stelle; bei tiefer Einatmung und Bewegung deutliche Verstärkung der Schmerzen; schmerzbedingt flache Atmung; Dauer meist 3 Tage

Ursache:

  • Interkostalneuralgie („eingeklemmter Nerv“)

Maßnahme:

  • Am selben Tag zu einer Ärzt*in mit manualtherapeutischer Erfahrung, wenn starke Schmerzen auf Selbsthilfe nicht ansprechen

Selbsthilfe:

  • Hinlegen in entspannter Haltung
  • Wärmeanwendung, z. B. heiße Umschläge, Heizkissen, Rotlicht, oder Kälteanwendung, z. B. Kühlpack

Wechselnde, dumpf-drückende Brustschmerzen, oft ausstrahlend vom Rückenbereich; dumpf, bohrend; oft Verstärkung bei Bewegung, Besserung im Liegen; neben der Wirbelsäule evtl. schneidender Schmerz oder Taubheitsgefühl

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Bei starken Schmerzen oder ausgedehntem Taubheitsgefühl am selben Tag in die orthopädische oder Hausarztpraxis
  • Sonst in den nächsten Tagen zur Ärzt*in

Selbsthilfe:

  • Wenn möglich, mehrfach täglich kurz hinlegen

Halbseitige, stechende Brustschmerzen; bei tiefer Einatmung deutliche Verstärkung der Schmerzen und Hustenreiz; schmerzbedingt flache Atmung

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis

Brustschmerzen an einer Stelle, meist nach Sturz oder Stoß auf den Brustkorb; bei tiefer Einatmung und Bewegung deutliche Verstärkung der Schmerzen; manchmal blaue Flecken sichtbar

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis

Halbseitige, bandförmige Brustschmerzen; brennend, stechend oder ziehend; Bläschenausschlag 2–3 Tage nach Schmerzbeginn; betroffene Haut überempfindlich

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis

Brustschmerzen/Wundgefühl hinter dem Brustbein mit Husten; bei tiefem Husten Verstärkung der Schmerzen; evtl. Fieber

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe:

  • Viel trinken (z. B. Erkältungstees)
  • Hustenbonbons und -pastillen
  • Hustenlöser
  • Inhalationen, Brustwickel, z. B. mit Zwiebeln oder Quark

Plötzlich einsetzende, einseitige Brustschmerzen mit Atemnot; Hustenreiz; evtl. blaue Lippen; evtl. Schockzeichen: blassgraue Haut, feuchtkalte Hände, Unruhe; oft nach Hustenstoß oder Brustkorbverletzung

Ursache:

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen oder sofort in die nächste Klinik

Erstmaßnahme bei offenen Brustkorbverletzungen:

  • Wunde luftdicht verschließen, z. B. mit Handfläche oder Plastikfolie

Wiederkehrende, brennende oder drückende Schmerzen hinter dem Brustbein; meist verstärkt nach dem Essen; oft Schluckbeschwerden; oft Sodbrennen, saures Aufstoßen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe:

  • Häufige, kleine Mahlzeiten
  • Nach einer Mahlzeit 2–3 Stunden nicht hinlegen
  • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen

Akute, brennende oder drückende Schmerzen hinter dem Brustbein, oft mit Ausstrahlung in den linken Arm; Gefühl eines „engen Reifs“ oder „schweren Steins“ um den Brustkorb; evtl. Schmerzausstrahlung in den Rücken, Hals, Unterkiefer oder Bauch; Atemnot, Angst, kalter Schweiß; oft nach körperlicher oder psychischer Belastung oder nach Kältereiz

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen bei erstmaligen Beschwerden

Bei bekannter, stabiler Angina pectoris Notärzt*in rufen, wenn keine wesentliche Besserung durch Nitrat eintritt

Erstmaßnahmen:

  • Halbsitzende Position
  • Enge Kleidung öffnen
  • Bei bekannter Angina pectoris Nitrat

Plötzliche, reißende Schmerzen hinter dem Brustbein und zwischen den Schulterblättern; oft nach körperlicher oder psychischer Belastung; evtl. vorangehend pulssynchrones, klopfendes Gefühl im Bauch

Ursache:

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen

Plötzliche stechende Schmerzen hinter dem Brustbein; oft während fieberhaftem Infekt; Schmerzverstärkung durch Atmen, Husten oder Änderung der Körperlage; keine Besserung der Beschwerden nach Gabe von Nitrat

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Bei zunehmender Atemnot Notärzt*in rufen oder sofort in die Klinik
  • Sonst am selben Tag in die Hausarztpraxis

Plötzlich auftretende, dumpfe Brustschmerzen, oft Atemnot, Husten, beschleunigte Atmung und schnellerer Herzschlag evtl. blaue Lippen

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen

Schmerzen und Schwellung am Brustbein, ggf. Hautrötung über dem Brustbein

Ursachen:

  • Tietze-Syndrom

Maßnahmen:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis

Ihre Apotheke empfiehlt

Schnell reagieren.

Bei vielen lebensbedrohlichen Erkrankungen verbessert sich die Prognose erheblich, wenn so früh wie möglich therapiert wird. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass ein Notruf zu spät abgesetzt wird. Die Begründung lautet oft, dass die Betroffenen „niemandem zur Last fallen wollten“. Riskieren Sie lieber einen Fehlalarm, als Ihr Leben aufs Spiel zu setzen.

An den Rücken denken.

Vor allem, wenn die Schmerzen eher oberflächlich sind, steckt oft die knöcherne „Hülle“ des Oberkörpers hinter den Beschwerden. Testen Sie, ob sich die Schmerzen bei bestimmten Bewegungen verstärken oder in einigen Positionen vielleicht sogar komplett verschwinden. Auch ungewohnte Belastungen wie z. B. das Tragen schwerer Kisten bei einem Umzug oder langes Sitzen in unnatürlicher Haltung machen die Diagnose „Rücken“ wahrscheinlich.

Tiefer gehen.

Brustschmerzen müssen ihre Ursache nicht in der Brust haben – manchmal liegen die Auslöser auch eine Etage tiefer, also im Verdauungstrakt. Bei der Refluxkrankheit etwa reizt aufsteigende Magensäure die Speiseröhre. In diesem Fall treten die Beschwerden oft nach dem Essen auf und häufig auch bei bestimmten Lebensmitteln wie beispielsweise Wein. Auch eine Gallenkolik äußert sich gelegentlich durch Schmerzen in der Brust.

Psyche nicht vergessen.

Nicht umsonst sagt man, dass einem ein „Stein vom Herzen fällt“ oder einem ein „Zentner auf der Brust lastet“. Bei anhaltendem Stress oder Kummer fühlen sich Brust und Kehle oft wie zugeschnürt an. Ebenso berichten depressiv Erkrankte oft von einem dumpfen Druck auf der Brust. Auch Panikattacken äußern sich körperlich so stark, dass sie mit einem Herzinfarkt verwechselt werden können. Wenn sich für Ihre Beschwerden keine körperliche Erklärung finden lässt, sollten Sie also auf jeden Fall Ihr Seelenleben auf den Prüfstand stellen.

Fenster und Knöpfe auf.

Egal, was hinter den Brustschmerzen steckt – gerade bei gleichzeitiger Atemnot verschaffen einige einfache Maßnahmen den Betroffenen Erleichterung: Öffnen Sie die Brust einengende Kleidungsstücke und möglichst auch ein Fenster.

Ausgewogen ernähren.

Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf unser Herz. Fettreiche Nahrungsmittel begünstigen ein Verkalken der Herzkranzarterien – mögliche Folge ist ein Herzinfarkt. Viel Zucker und allgemein zu viele Kilokalorien führen zu Übergewicht und Diabetes, auch diese Erkrankungen wirken sich negativ auf das Herz aus. Ernähren Sie sich deshalb bewusst und vollwertig, z. B. nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Selbst kochen.

Wichtiger als das Weglassen bestimmter Nährstoffe wie Kohlenhydrate oder Fette ist das Zubereiten frischer Mahlzeiten. Industriell verarbeitete Lebensmittel wie Fertignahrung sind ungesund. Kochen Sie möglichst viel selbst und kaufen Sie möglichst unverarbeitete Lebensmittel ein.

Sport treiben.

Körperliche Aktivität verbrennt nicht nur Fett und Kilokalorien, sondern kräftigt auch das Herz. Auch drei ausgedehnte Spaziergänge in der Woche haben schon einen positiven Effekt. Bleiben Sie in Bewegung und suchen Sie einen Sport, der Ihnen guttut.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 11:45 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.