Meist arbeitet das Herz so ruhig und regelmäßig, dass wir unseren Herzschlag gar nicht bewusst wahrnehmen. Bemerkbar macht er sich erst, wenn er seine Frequenz erhöht, seine Intensität verändert oder aus dem Takt gerät. In den meisten Fällen lässt sich der veränderte Herzschlag einer Ursache zuordnen: etwa eine erhöhte Herzfrequenz bei körperlicher Anstrengung oder Herzklopfen bei Aufregung.
Bedrohlich wirkt eine Veränderung des Herzschlags jedoch, wenn sie plötzlich und ohne erkennbaren Grund auftritt. Zu Recht – denn gerade wiederkehrendes Herzklopfen und Herzrasen weisen oft auf eine organische oder psychische Erkrankung hin. In diesem Fall sollten Betroffene immer eine Ärzt*in aufsuchen. Mithilfe von diagnostischen Methoden wie einem EKG beurteilt diese, wie ernst die Beschwerden sind.
Dabei muss nicht unbedingt das Herz selbst erkrankt sein – auch andere Organsysteme können das Herz aus dem Takt bringen. Herzrasen tritt zum Beispiel auch bei einer Schilddrüsenüberfunktion auf, Herzklopfen bei einer Blutarmut (Anämie).
Dennoch: Nicht hinter jedem Herzrasen steckt eine bedrohliche Erkrankung. So tritt es zum Beispiel häufig bei Frauen in den Wechseljahren auf. Auch zusätzliche Herzschläge (Extrasystolen) sind bis zu einem gewissen Maß ganz normal und kommen bei fast jedem Menschen regelmäßig vor.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Wiederkehrendes Herzstolpern ohne weitere Beschwerden
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Herzklopfen und Kurzatmigkeit bei ungewohnter körperlicher Belastung, ohne weitere Beschwerden
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Wiederkehrendes Herzklopfen oder -stolpern bei Stress, Überforderung, seelischer Belastung; evtl. Druck auf der Brust oder Herzstechen; evtl. Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen
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Anfallartiges Herzklopfen oder -rasen mit Hitzegefühl und Schweißausbruch bei Frauen in den Wechseljahren
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Wiederkehrendes, plötzliches Herzklopfen mit Schwindel, Schweißausbruch und Benommenheit; Ohrensausen, Schwarzwerden vor den Augen; evtl. kurze Ohnmacht
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Wiederkehrendes, anfallartiges Herzklopfen oder -rasen nach reichlichen Mahlzeiten; drückender Schmerz hinter dem Brustbein
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Plötzliches Herzklopfen, -rasen, oder -stolpern mit Engegefühl in der Brust; Atemnot, Angst, Vernichtungsgefühl; evtl. Schwindel, Übelkeit
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Wiederkehrendes Herzklopfen und Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung; auffallende Blässe, zuerst sichtbar an den Schleimhäuten; Müdigkeit, Schwindelanfälle
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Wiederkehrendes oder anhaltendes Herzklopfen, -rasen oder -stolpern mit Schwitzen und Unruhe; Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit, Durchfall; evtl. Hervortreten der Augen
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Wiederkehrendes Herzklopfen oder -stolpern und evtl. Kurzatmigkeit; v. a. bei Belastung; evtl. Kopfschmerzen beim Aufwachen; evtl. Schwindelanfälle, Ohrensausen
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Wiederkehrendes oder anhaltendes Herzklopfen, -rasen oder -stolpern und Atemnot bei (meist) bekannten Herz- oder Lungenerkrankungen
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Wechsel zwischen schnellem und zu langsamem, unregelmäßigem Herzschlag; Leistungsminderung, Kurzatmigkeit; evtl. Schwindel- und Ohnmachtsanfälle
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Wiederkehrendes Herzklopfen- rasen oder -stolpern bei langfristiger Medikamenteneinnahme
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Wiederkehrendes Herzstolpern ohne weitere Beschwerden
Ursache:
- Meist nicht krankhafte supraventrikuläre Extrasystolen und ventrikuläre Extrasystolen (also zusätzliche Herzschläge, die in der Herzkammer oder im Herzvorhof entstehen)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Hausarzt- oder Kardiologiepraxis, wenn sich das Herzstolpern häuft
Herzklopfen und Kurzatmigkeit bei ungewohnter körperlicher Belastung, ohne weitere Beschwerden
Ursache:
- Normale Reaktion bei unzureichendem Trainingszustand
Maßnahme:
- Mehr Bewegung im Alltag (z. B. Treppe statt Aufzug), Ausdauer- oder Kraftsport
Wiederkehrendes Herzklopfen oder -stolpern bei Stress, Überforderung, seelischer Belastung; evtl. Druck auf der Brust oder Herzstechen; evtl. Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen
Ursachen:
Maßnahme:
- Bei Gelegenheit in die Hausarztpraxis, wenn die Beschwerden länger als einige Wochen anhalten
Selbsthilfe:
- Entspannungsverfahren, Ausdauersport, Stressmanagement
Anfallartiges Herzklopfen oder -rasen mit Hitzegefühl und Schweißausbruch bei Frauen in den Wechseljahren
Ursache:
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Frauenärzt*in, wenn die Beschwerden vor dem 40. Lebensjahr auftreten oder die Betroffene stark belasten
Wiederkehrendes, plötzliches Herzklopfen mit Schwindel, Schweißausbruch und Benommenheit; Ohrensausen, Schwarzwerden vor den Augen; evtl. kurze Ohnmacht
Ursache:
Kreislaufkollaps, z. B. bei
- orthostatischer Dysregulation, nach Aufstehen oder anderen Lagewechseln
- Medikamenteneinnahme wie Bluthochdruckmittel, Diuretika, Psychopharmaka, Parkinsonmittel
- Karotissinus-Syndrom bei Drehbewegung des Kopfs, Rasieren, engen Krägen, Halsmassage
- vasovagaler Synkope
Maßnahme:
- Sofort zur Ärzt*in nach erstmaliger Bewusstlosigkeit
Sofortmaßnahmen:
- Betroffene sofort flach hinlegen, Beine hochlagern, halsbeengende Kleidung entfernen
- Bei anhaltender Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage
Wiederkehrendes, anfallartiges Herzklopfen oder -rasen nach reichlichen Mahlzeiten; drückender Schmerz hinter dem Brustbein
Ursachen:
- Diffuser Ösophagusspasmus (Speiseröhrenkrampf) bei Speiseröhren-Beweglichkeitsstörung
- Zwerchfellbruch (Hiatushernie) mit verlagerten Magenanteilen
- Roemheld-Syndrom
- Angina pectoris
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis
Selbsthilfe:
- Häufige, kleine Mahlzeiten
- Nach einer Mahlzeit 2–3 Stunden nicht hinlegen
- Mit erhöhtem Oberkörper schlafen
- Bei Ösophagusspasmus, wenn vorhanden: Nitrospray
Plötzliches Herzklopfen, -rasen, oder -stolpern mit Engegefühl in der Brust; Atemnot, Angst, Vernichtungsgefühl; evtl. Schwindel, Übelkeit
Ursachen:
Maßnahme:
- Notärzt*in rufen, wenn stärkere Beschwerden erstmals auftreten, Nitratpräparate bei bekannter Angina pectoris nicht helfen oder nicht zur Hand sind
Selbsthilfe:
- Halbsitzende Position, Frischluft
- Nitrat (z. B. Nitrolingual®) bei Angina pectoris
Wiederkehrendes Herzklopfen und Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung; auffallende Blässe, zuerst sichtbar an den Schleimhäuten; Müdigkeit, Schwindelanfälle
Ursache:
- Blutarmut (Anämie)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis
Wiederkehrendes oder anhaltendes Herzklopfen, -rasen oder -stolpern mit Schwitzen und Unruhe; Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit, Durchfall; evtl. Hervortreten der Augen
Ursache:
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis
Wiederkehrendes Herzklopfen oder -stolpern und evtl. Kurzatmigkeit; v. a. bei Belastung; evtl. Kopfschmerzen beim Aufwachen; evtl. Schwindelanfälle, Ohrensausen
Ursache:
- Unzureichend behandelter Bluthochdruck
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis
Selbsthilfe:
- Verordnete Medikamente regelmäßig nach Plan einnehmen
- Übergewicht reduzieren, Alkohol möglichst meiden
- Entspannungsverfahren, Stressmanagement
- Regelmäßige körperliche Aktivität
Wiederkehrendes oder anhaltendes Herzklopfen, -rasen oder -stolpern und Atemnot bei (meist) bekannten Herz- oder Lungenerkrankungen
Ursachen:
- Kompensatorisch erhöhte Herzfrequenz
- Ventrikuläre Extrasystolen (Extraschläge)
- Ventrikuläre Tachykardie
Maßnahme:
- Notärzt*in rufen, wenn die Beschwerden plötzlich auftreten oder sich rasch verschlimmern
Wechsel zwischen schnellem und zu langsamem, unregelmäßigem Herzschlag; Leistungsminderung, Kurzatmigkeit; evtl. Schwindel- und Ohnmachtsanfälle
Ursache:
- Sick-sinus-Syndrom, z. B. bei koronarer Herzkrankheit (KHK), Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis
Wiederkehrendes Herzklopfen- rasen oder -stolpern bei langfristiger Medikamenteneinnahme
Ursache:
Nebenwirkung, z. B. von
- Digitalis
- manchen Bluthochdruckmitteln, Mitteln gegen koronare Herzkrankheit, Mitteln gegen Herzrhythmusstörungen
- manchen Asthmamitteln
- manchen Antidepressiva
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur behandelnden Ärzt*in
Ihre Apotheke empfiehlt
Selber Pulsmessen.
Ob mit dem Finger an der Innenseite des Handgelenks oder über eine Smart-Watch – es gibt viele Möglichkeiten, den Puls und damit die Herzfrequenz im Blick zu behalten. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt, den Puls regelmäßig zu messen und bei einem Ruhepuls von über 100 Schlägen pro Minute eine Arztpraxis aufzusuchen. Eher kontraproduktiv ist es allerdings, wenn Sie sich durch das ständige Messen zu stark auf Ihre Herztätigkeit fixieren und dadurch in Stress geraten. In der Regel genügt es, den Puls einmal täglich zu checken, zum Beispiel direkt nach dem Aufstehen.
Hilfe holen.
Im Zweifel gilt: Lieber einmal zuviel die Notärzt*in verständigen, als zu lange gezögert. Bei einem Herzinfarkt können schon 15 Minuten über Leben und Tod entscheiden.
Kreislauf stärken.
Ist die Ursache für die abweichende Herztätigkeit ein niedriger Blutdruck oder eine orthostatische Dysregulation, sollten Sie Ihren Kreislauf auf Trab bringen. Planen Sie deswegen viel Bewegung in ihren Alltag ein: Treiben Sie Sport und fahren Sie zum Beispiel lieber mit dem Fahrrad als mit dem Auto. Den Kreislauf in Schwung bringen außerdem heiß-kalte Wechselduschen, kalte Armbäder und kreisendes Trockenbürsten.
Medikamente gegen Bluthochdruck regelmäßig einnehmen.
Auch ein zu hoher Blutdruck kann Herzklopfen oder Herzstolpern verursachen. Nehmen Sie zu hohen Blutdruck nicht auf die leichte Schulter, weil er ein Risikofaktor für viele andere ernste Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinsuffizienz ist. Erhalten Sie bereits Medikamente gegen den Bluthochdruck, müssen Sie diese regelmäßig einnehmen. Auch Lebensstilveränderungen wie eine gesündere Ernährung und viel Bewegung können den Blutdruck positiv beeinflussen.
Entspannungstherapie.
Wiederkehrende Panikattacken oder eine dissoziative Störung sind immer ein Fall für die Psychiater*in oder die Psychotherapeut*in. Zur (begleitenden) Selbsthilfe eignen sich aber auch Entspannungsübungen, wie sie beispielsweise im Yoga praktiziert werden. Techniken wie der Bodyscan, Atemübungen oder Autogenes Training helfen aber nur, wenn sie auch regelmäßig geübt werden.