Atemnot und Kurzatmigkeit (akut)

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Asthmatiker sollten ihre Notfallmedikamente immer bei sich tragen.

66 Minuten ist die längste bekannte Zeitspanne, die jemals ein Ertrinkender unter Wasser ausgehalten hat, ohne dauerhaften Schaden davonzutragen. Auf Nahrung kann der Körper mehrere Wochen oder Monate verzichten, auf Flüssigkeit zumindest einige Tage. Luft aber braucht er ständig, da die chemischen Prozesse, die zur Energiegewinnung erforderlich sind, ohne Sauerstoff nach kurzer Zeit zum Erliegen kommen. So ist das Gehirn, das einen besonders hohen Sauerstoffbedarf hat, bereits drei Minuten nach Atemstillstand von bleibenden Schäden bedroht. Um dies zu verhindern, hat die Evolution eine elementare, lebensrettende Empfindung entwickelt – die Atemnot.

Ausgelöst wird sie zum einen durch eine Verstärkung der Atemarbeit, zum anderen durch eine Zunahme der Kohlendioxidkonzentration im Blut, wie sie als Folge verminderter oder ausbleibender Atmung entsteht. Beide Veränderungen werden vom Atemzentrum des Gehirns erkannt und als Warnsignal interpretiert. Jedoch führt ein langsamer Anstieg der Kohlendioxidkonzentration, wie er z. B. bei chronischen Lungenerkrankungen vorkommt, nicht notwendigerweise zum Gefühl bedrohlicher Luftnot, da sich das Atemzentrum oft an den veränderten Gasgehalt des Blutes gewöhnt.

Akute Atemnot ist meist ein Notfall, insbesondere dann, wenn sie mit Brustschmerzen, hohem Fieber und/oder Schockzeichen verbunden ist. In diesem Fall kann es lebensrettend sein, sofort den Notarzt zu rufen.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Erschwerte Atmung, meist mit schmerzhaftem trockenen Husten; oft trockene oder tränende Augen; evtl. Kopfschmerzen, verminderte Belastbarkeit

Ursache:

  • Reizung der Atemwege durch Staub, rauch- und gasförmige Schadstoffe in Innenräumen, Umwelt und Arbeitswelt

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die hausärztliche Praxis

Selbsthilfe:

  • Bei hoher Ozonbelastung Aufenthalt im Freien und körperliche Anstrengung vermeiden
  • Möglichst auf Rauchen verzichten

Übermäßig gesteigerte Atmung mit dem Gefühl, trotzdem an Luftnot zu leiden; Angst, Engegefühl in der Brust; Verkrampfung von Händen und Füßen

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Sofort in die Hausarztpraxis oder in die nächste Klinik, wenn der Anfall nicht unterbrochen werden kann
  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis, wenn wiederholt Anfälle auftreten

Selbsthilfe:

  • In die vorgehaltene gewölbte Hand oder eine Plastiktüte atmen, bis sich die Beschwerden gebessert haben

Kurzatmigkeit in Verbindung mit Erkältungsbeschwerden; evtl. Heiserkeit; evtl. leichtes Fieber

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis, wenn das Fieber stark ansteigt oder länger als 3 Tage anhält

Selbsthilfe:

  • Viel trinken
  • Bei Rachenentzündung Gurgeln von kommerziellen Präparaten, Salbei- oder Kamillentee
  • Inhalationen, Halswickel, Brustwickel

Rasch zunehmende Atemnot mit Fieber und trockenem, später oft feuchtem Husten; oft Beginn mit Schüttelfrost; evtl. Brustschmerzen beim Atmen

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe:

  • Viel trinken, möglichst warme Getränke
  • Bettruhe im gut belüfteten Zimmer

Plötzliche Atemnot, hohes Fieber und Husten 4–12 Stunden nach Kontakt mit Schimmelpilzen (z. B. in Heu, Komposterde), Vogelkot, Holzstaub

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe:

  • Meiden des allergieauslösenden Stoffs

Anfallsweise auftretende Atemnot mit Husten und zähem, glasigen Auswurf; erschwerte Ausatmung, oft mit pfeifenden Nebengeräuschen; Angst, Engegefühl in der Brust

Ursachen:

  • Asthmaanfall, z. B. ausgelöst durch Infekte, körperliche Anstrengung, Kontakt mit allergieauslösenden Substanzen (z. B. Blütenpollen, Tierhaare), Medikamente (z. B. Betablocker, Schmerzmittel)
  • Chronisch-obstruktive Bronchitis

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen beim ersten Atemnotanfall oder bei Erschöpfung und Panik sowie bei fehlender Wirkung der Notfallmedikamente bei bekanntem Asthma
  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis, wenn die Beschwerden neu auftreten oder sich verschlimmern

Rasch zunehmende Atemnot mit bellendem Husten und ziehendem Geräusch beim Einatmen; leichte Halsschmerzen; Unruhe, Angst; meist mäßiges Fieber

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen, wenn Selbsthilfe nicht wirkt
  • Am nächsten Tag in die Kinder- oder Hausarztpraxis nach einem nächtlichen Pseudokruppanfall

Selbsthilfe bei Pseudokrupp:

  • Beruhigen
  • Frische Luft
  • Ärztlich verordnetes Spray oder Kortisonzäpfchen

Rasch zunehmende Atemnot mit starken Halsschmerzen; Heiserkeit oder kloßige Sprache; hohes Fieber, schlechter Allgemeinzustand; oft brodelndes Atemgeräusch

Ursache:

Schwere Entzündungen an Halsweichteilen, Kehldeckel und Kehlkopf, z. B.

  • Epiglottitis (Kehldeckelentzündung)
  • Mandelabszess
  • Kehlkopfabszess

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen

Zunehmende Atemnot mit ein- oder beidseitigem Druckgefühl in der Brust; evtl. Beginn mit starken, atemabhängigen Brustschmerzen; evtl. trockener Husten; evtl. Fieber

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen bei starker Atemnot, anhaltenden Brustschmerzen
  • Sonst am selben Tag in die Hausarztpraxis

Rasch zunehmende Atemnot mit plötzlichen einseitigen Brustschmerzen und trockenem Husten; erschwertes, beschleunigtes Atmen, asymmetrische Atembewegungen; evtl. Schockzeichen: Angst, Unruhe, blassgraue Haut, feuchtkalte Hände

Ursache:

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen bei akuter Atemnot oder Schockzeichen
  • In die nächste Klinik bei plötzlich einsetzenden Brustschmerzen mit Atemnot

Plötzliche Atemnot mit atemabhängigen Brustschmerzen; evtl. Schwindel (bis hin zur Bewusstlosigkeit); evtl. in den Tagen zuvor Spannungsgefühl oder Schmerzen in einer Wade; evtl. Husten; oft nach der akuten Atemnot blutiger Auswurf und/oder blutige Absonderungen aus der Nase

Ursache:

  • Lungenembolie (Verschluss von Lungenarterien durch verschleppte Blutgerinnsel)

Erstmaßnahme:

  • Notärzt*in rufen

Erschwerte, beschleunigte Atmung mit rasch zunehmender Atemnot; Husten, evtl. mit schaumig-blutigem oder rostbraunem Auswurf; evtl. rasselndes Atemgeräusch

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen bei schwerer Atemnot
  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis, wenn die Beschwerden neu auftreten

Rasch zunehmende Atemnot mit Schmerzen oder Engegefühl hinter dem Brustbein, Todesangst; Vernichtungsgefühl; kalter Schweiß; meist Übelkeit, Erbrechen

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen, wenn stärkere Beschwerden erstmals auftreten, Nitratpräparate nicht helfen oder nicht zur Hand sind
  • Am selben oder nächsten Tag in die Hausarztpraxis bei erstmaligen, vorübergehenden Beschwerden

Selbsthilfe:

  • Halbsitzende Position
  • Frischluft
  • Nitratpräparate

Atemnot mit Herzklopfen, -stolpern; Schwindel; evtl. kurze Bewusstlosigkeit

Ursache:

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen

Rasch zunehmende Atemnot im Gefolge verschiedener Erkrankungen wie Reizgasvergiftung, Verletzungen, Schockzuständen, Blutvergiftung (Sepsis), Lungenentzündung, Höhenkrankheit

Ursache:

Maßnahme:

  • Notarzt rufen

Rasch zunehmende Atemnot mit Gesichtsschwellungen

Ursache:

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen

Schlagartig beim Essen einsetzende Atemnot

Ursachen:

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen

Selbsthilfe:

  • Bei "Verschlucken" auf den Rücken klopfen, bei fehlender Wirkung Heimlich-Handgriff

Ihre Apotheke empfiehlt

Ursache abklären.

Akute Atemnot kann nur mit Erfolg behandelt werden, wenn Klarheit über die Ursache besteht. Auch in weniger bedrohlichen Fällen kommen ernste Ursachen in Betracht. Abhängig von dieser ist eine langfristige und konsequente Medikamenteneinnahme und oft auch begleitend eine Änderung im Lebensstil notwendig.

Notfallmedikamente.

Für Patient*innen mit Asthma und bestimmten Herzerkrankungen sind bei akuter Atemnot sofort verfügbare Notfallmedikamente unerlässlich: nur wer sie im Ernstfall in greifbarer Nähe hat, kann rechtzeitig reagieren.

Asthmapatient*innen setzen im Notfall sogenannte Bronchodilatatoren ein. Diese Medikamente erweitern die verengten Atemwege. Mit Hilfe eines Asthma-Sprays bringt die Patient*in den Wirkstoff mit einem tiefen Atemzug bis in die unteren Lungenabschnitte. Er löst innerhalb weniger Minuten die Verkrampfung der Bronchien und macht die Atemwege wieder frei(er).

Wichtigstes Notfallmedikament für Patient*innen mit koronarer Herzkrankheit ist das Nitro-Spray mit dem Wirkstoff Nitroglyzerin. Es wird unter die Zunge gesprüht und wirkt nach wenigen Minuten. Nitroglyzerin erweitert rasch die Gefäße und bewirkt damit, dass bei einem akuten Angina-Pectoris-Anfall mehr Sauerstoff zu den Herzmuskelzellen strömt.

Hilfe bei Verschlucken.

Gelangt Speichel, ein Fremdkörper oder ein Bissen Nahrung in den "falschen Hals", ist die Luftröhre blockiert. Die Betroffene gerät in Panik. Gleichzeitig setzt ein Hustenreflex ein, der den blockierenden Gegenstand hochschleudert und damit die Atemwege wieder frei macht. Auch kräftige Schläge auf den Rücken zwischen den Schulterblättern können den Fremdkörper lösen.

Führt dies nicht zum Erfolg, lässt sich über den Heimlich-Handgriff Druck auf das Zwerchfell ausüben um den Fremdkörper zu lösen. Dazu umfasst die Helfer*in den Betroffenen mit den Armen von hinten, verschränkt die Hände vor der Magengegend und zieht den Bauch ruckartig und kräftig nach hinten und oben.

Hyperventilation beenden.

Eine ohne äußeren Anlass wie Sport vertiefte und beschleunigte Atmung nennt man Hyperventilation. Sie wird meist anfallsartig durch extreme Emotionen, starken Stress, Angst oder Panik ausgelöst. Durch die verstärkte Atmung gibt die Lunge zu viel Kohlendioxid ab, das Blut wird sauer und das führt zu Kribbelgefühl, Schwindel sowie Muskelkrämpfen.

Meist gelingt es, die Hyperventilation durch Beruhigung des Betroffenen und die Rückatmung von Kohlendioxid zu beenden. Dabei atmet die hyperventilierende Person das Kohlendioxid aus der eigenen Ausatemluft wieder ein. Sie hält sich dazu eine große Plastiktüte locker vor den Mund und atmet in die gewölbte Tüte, bis sich die Atmung wieder normalisiert. Ist eine Ärzt*in in der Nähe, appliziert die häufig ein Beruhigungsmittel über eine Injektion.

Verzicht aufs Rauchen.

Wer mit dem Rauchen aufhört, beendet die Zerstörung des Lungengewebes durch die giftigen Inhaltsstoffe im Zigarettenrauch. Die Atemfunktion bessert sich oft schon nach wenigen Wochen. Deshalb gilt für den Rauchstopp: je früher umso besser. Doch auch nach langjährigem Zigarettenkonsum lohnt sich der Verzicht aufs Rauchen: Atemnot, Hustenreiz und das Risiko für häufige Bronchitis oder Lungenentzündung nehmen deutlich ab.

Zum "kalten Entzug" vom Glimmstängel gibt es zum Glück weniger abrupte Alternativen. Neben einer Tabakentwöhnung mittels Hypnose, Akupunktur oder Verhaltenstherapie bieten sich Nikotinpflaster oder -kaugummis, Medikamente mit den Wirkstoffen Bupropion oder Vareniclin sowie E-Zigaretten an.

Daheimbleiben bei Hitze.

Auch das im Hochsommer in hohen Konzentrationen nachweisbare Ozon-Gas reizt und schädigt das Lungengewebe. Intensives Atmen, z. B. bei körperlicher Anstrengung, verstärkt die Belastung für die Lunge. Neben Atembeschwerden löst Ozon auch tränende Augen und Kopfschmerzen aus. Besonders Babys und Kleinkinder sowie ältere und kranke Menschen sind gefährdet.

Die Ozonwerte sind vor allem an heißen und sonnigen Tagen problematisch, wobei die Werte nachmittags am höchsten sind – und erst in der Nacht wieder abnehmen.

Expert*innen empfehlen Betroffenen, an heißen Sommertagen lange Aufenthalte im Freien zu vermeiden und den Sport auf den Vormittag zu verschieben. Wer an sehr warmen Tagen Fenster und Türen nur in den frühen Morgenstunden zum Lüften öffnet, sorgt außerdem für niedrigere Ozonwerte im Innenraum.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; Sektion "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler; Miriam Knauer | zuletzt geändert am um 10:31 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.