Eine gesunde Zunge ist blassrot mit einem dünnen weißen Belag. Die genaue Farbschattierung variiert von Mensch zu Mensch. Längst nicht alle Abweichungen in Farbe oder Beschaffenheit haben deshalb einen Krankheitswert. Dennoch sollten neu auftretende Beschwerden an der Zunge immer ärztlich abgeklärt werden, v. a. wenn sie plötzlich einsetzen oder trotz sorgfältiger Mundhygiene über Wochen bestehen.
Vor allem Erkrankungen des Verdauungstrakts sowie lokale oder allgemeine Infektionen können zu Beschwerden an der Zunge führen. Eine besonders schmerzhafte lokale Infektion der Zunge ist etwa die Zungenphlegmone, eine tiefsitzende Infektion des Zungen- und Zungengrundgewebes, die sich rasch ausbreitet oder in Form eines Herds abkapselt (Zungenabszess). Ursache ist häufig eine Verletzung, z. B. durch spitze Knochensplitter oder versehentlichen Biss. Gelegentlich breiten sich auch andere Infektionen der Mundhöhle auf das Zungengewebe aus, z. B. eine Zahnwurzelvereiterung.
Völlig harmlos ist z. B. die Landkartenzunge (Exfoliatio areata linguae, Lingua geographica), die bis zu 16 % der Bevölkerung betrifft. Dabei schilfert sich die Oberfläche der Zunge unterschiedlich schnell ab. Die Zunge wirkt uneben und zeigt gelb-weißliche Randsäume an den sich rasch verändernden Abschilferungszonen. Oft besteht eine erhöhte Empfindlichkeit gegen scharfe und saure Speisen.
Bei einer Haarzunge bildet sich ein dunkler, pelziger Belag auf dem hinteren Teil des Zungenrückens. Wahrscheinlichste Ursache ist eine Veränderung der Mundhöhlenflora, z. B. durch Rauchen, Antibiotika, Mangel an Vitamin B3, Lebererkrankungen oder übermäßigen Gebrauch von Mundwasser. Meist bildet sich der Belag nach einigen Wochen bis Monaten von selbst zurück.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Weißlicher oder gelblicher Zungenbelag; evtl. mit Mundgeruch
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Trockene Zunge, Lippen und Schleimhäute; bei Kindern eingesunkene Augen und trockene Windeln; bei alten Menschen pergamentartige Haut mit stehenden Hautfalten, evtl. Verwirrung
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Rote, evtl. schmerzende Zunge mit glatter Oberfläche
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Dünne, weiße Linie auf einer oder beiden Zungenseiten
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Unregelmäßige Muster aus roten und weißen Flecken auf der Zunge
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Glatter oder höckeriger, glänzend-roter Bereich in der Zungenmitte; Brennen bei Genuss scharfer Speisen oder Getränke
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Haarähnliche, dunkel gefärbte Hornfortsätze im mittleren und hinteren Zungenbereich
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Hochrote Zunge mit rauer Oberfläche
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Geschwollene, hochrote Zunge mit starken Schmerzen; Schluck- und Sprechstörungen; oft Fieber
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Geschwollene Zunge ohne oder mit geringen Schmerzen
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Einzelne, weißliche, glatte oder höckerige Herde auf der Zunge
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Geschwüre mit hartem Randwall am Zungenrand
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Wucherungen oder nicht heilende Wunden auf der Zunge; anfangs keine weiteren Beschwerden; später zunehmend Schmerzen, Mundgeruch, blutiger Speichel
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Weißlicher oder gelblicher Zungenbelag; evtl. mit Mundgeruch
Ursachen:
- Mangelhafte Mundhygiene, unzureichendes Kauen
- Rauchen
- Fieberhafte Infekte aller Art wie z. B. Erkältung, Schnupfen, Scharlach
- Mundsoor (Mundpilz), z. B. bei Säuglingen, schlecht sitzende Zahnprothesen, Diabetes
- Chronische Magenschleimhautentzündung (chronische Gastritis)
Maßnahmen:
- In den nächsten Tagen zur Haus- oder Kinderärzt*in bei weißen, geruchlosen Belägen
- In den nächsten Wochen zur Zahnärzt*in bei anhaltenden Belägen mit Mundgeruch
Selbsthilfe:
- Zungenreinigung mit Zahnbürste oder Zungenschaber, sorgfältige Mundhygiene
Trockene Zunge, Lippen und Schleimhäute; bei Kindern eingesunkene Augen und trockene Windeln; bei alten Menschen pergamentartige Haut mit stehenden Hautfalten, evtl. Verwirrung
Ursache:
Austrocknung (Dehydratation), z. B. bei
- Akutem Durchfall
- Ungenügendem Trinken im Säuglingsalter (besonders bei Hitze) und im hohen Alter
Maßnahme:
- In den nächsten Stunden zur Haus- oder Kinderärzt*in bei Benommenheit und wenn Flüssigkeit nicht angenommen oder behalten wird
Selbsthilfe:
- Bei Durchfall viel trinken, z. B. dünnen Schwarztee oder Elektrolytlösung
- Bei alten Menschen Trinken mit Trinkhilfen und/oder Trinkplan
Rote, evtl. schmerzende Zunge mit glatter Oberfläche
Ursache:
Lackzunge bei
- Kontaktallergie, z. B. auf Nahrungsmittel, Medikamente
- Leberzirrhose
- Blutarmut (Anämie) durch Mangel an Eisen, Folsäure oder Vitamin B12
- Mangelernährung
Maßnahme:
- In den nächsten 1–2 Wochen in die Hausarztpraxis
Dünne, weiße Linie auf einer oder beiden Zungenseiten
Ursache:
- Schwiele als Folge von wiederholtem Einbeißen
Maßnahme:
- Keine, da harmlos
Unregelmäßige Muster aus roten und weißen Flecken auf der Zunge
Ursache:
- Landkartenzunge (Exfoliatio areata linguae)
Maßnahme:
- Keine, da harmlos
Glatter oder höckeriger, glänzend-roter Bereich in der Zungenmitte; Brennen bei Genuss scharfer Speisen oder Getränke
Ursache:
- Rautenzunge (Folge einer angeborenen, harmlosen Fehlbildung)
Maßnahme:
- Keine, da harmlos
Haarähnliche, dunkel gefärbte Hornfortsätze im mittleren und hinteren Zungenbereich
Ursache:
Haarzunge, z. B. bei
- Längerer Einnahme von Antibiotika
- Starkem Rauchen
Maßnahme:
- Zur Hausärzt*in, wenn die Veränderung nach 2–3 Monaten nicht verschwindet
Selbsthilfe:
- Reinigung mit Zungenschaber
- Verzicht auf Rauchen
- Evtl. Einnahme von Vitamin B3 nach Rücksprache mit der Ärzt*in
Hochrote Zunge mit rauer Oberfläche
Ursache:
Erdbeer- oder Himbeerzunge, z. B. bei
Maßnahme:
- Am selben Tag zur Haus- oder Kinderärzt*in, wenn gleichzeitig Fieber besteht
Geschwollene, hochrote Zunge mit starken Schmerzen; Schluck- und Sprechstörungen; oft Fieber
Ursachen:
- Zungenabszess (umkapselte Eiteransammlung)
- Zungenphlegmone (bakterielle, eitrige Entzündung der Weichteile)
Maßnahme:
- Sofort zur Haus- oder HNO-Ärzt*in
Geschwollene Zunge ohne oder mit geringen Schmerzen
Ursachen:
- Allergie, z. B. auf Insektenstiche oder Nahrungsmittel
- Einblutung in die Zunge, meist bei Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Maßnahme:
- Bei plötzlichem Auftreten sofort zur Hausärzt*in oder in die Klinik, da zunehmende Schwellungen die Atmung behindern können
Erstmaßnahme:
- Bei Allergie Eis lutschen
Einzelne, weißliche, glatte oder höckerige Herde auf der Zunge
Ursachen:
- Knötchenflechte (Lichen ruber planus), oft mit weißlichen Streifen in der Wangenschleimhaut
- Leukoplakie (Krebsvorstufe)
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Haus- oder HNO-Ärzt*in, wenn die Veränderungen nicht innerhalb von 2 Wochen abheilen
Geschwüre mit hartem Randwall am Zungenrand
Ursache:
- Wiederholte Reizung und Verletzung der Zungenschleimhaut durch scharfkantige Zähne oder Prothesen
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Haus- oder HNO-Ärzt*in, wenn die Veränderungen nicht innerhalb von 2 Wochen abheilen
Wucherungen oder nicht heilende Wunden auf der Zunge; anfangs keine weiteren Beschwerden; später zunehmend Schmerzen, Mundgeruch, blutiger Speichel
Ursache:
- Zungenkrebs (Spinaliom der Zungenschleimhaut), meist bei Pfeifenrauchern und Schnapstrinkern
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Haus-, Zahn- oder HNO-Ärzt*in, wenn die Veränderungen nicht innerhalb von 2 Wochen abheilen; eine rasche chirurgische Entfernung ist notwendig
Ihre Apotheke empfiehlt
Zahn- und Zungenpflege.
Eine sorgfältige Mundhygiene hilft nicht nur, Entzündungen im Mundraum vorzubeugen, sondern vermindert auch unangenehme Beläge auf Zunge und Zähnen. Neben regelmäßigem Zähneputzen gehören auch das Säubern der Zahnzwischenräume mit Zahnseide und die mechanische Zungenreinigung zur täglichen Mundpflege. Dabei wird die Zunge mit speziellen Zungenschabern, Zungenbürsten oder dem Rand einer Zahnbürste abgeschabt. Gegen den dabei häufig verspürten Würgereiz helfen besonders flache Zungenreiniger. Zusätzlich unterstützen Mundspüllösungen mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus oder Menthol die tägliche Mundhygiene.
Ausreichend Trinken.
Gegen Austrocknung als Ursache einer trockenen Zunge hilft eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mind. 2 Litern am Tag. Wunschgetränke - außer Alkohol - sind erlaubt. Am besten eignen sich Leitungs- und Mineralwasser, verdünnte Fruchtsäfte aber auch Kaffee und Tee. Alternativ liefern stark wasserhaltige Lebensmittel wie Obst und Gemüse (z. B. Melonen, Gurken, Tomaten), Suppen und Brühen sowie Joghurt oder Buttermilch viel Flüssigkeit. Nicht geeignet sind stark säure- oder zuckerhaltige Getränke (z. B. reine Fruchtsäfte, Limonaden).
Verzicht aufs Rauchen.
Wenn Rauchen als Ursache für die sog. Haarzunge feststeht, führt das Aufhören zur Besserung oder zum Verschwinden der Symptome. Zum „kalten Entzug“ vom Glimmstängel gibt es zum Glück zahlreiche Alternativen: Neben Hypnose, Akupunktur oder Verhaltenstherapie bieten sich Nikotinpflaster oder -kaugummis, Medikamente mit den Wirkstoffen Bupropion oder Vareniclin sowie E-Zigaretten an.
Mangelerscheinungen beseitigen.
Manchen Beschwerden an der Zunge liegt ein Mangel an Vitaminen oder Spurenelementen zugrunde. Wenn die ärztliche Untersuchung einen Nährstoffmangel aufdeckt, schafft eine Ernährungsumstellung oder die Zufuhr über Nahrungsergänzungsmittel Abhilfe.