"Wird das Zahnfleisch gesund, verschwindet der schlecht riechende Atem", stellte Hippokrates vor 2500 Jahren fest. Tatsächlich sind es in 90 % der Fälle von Mundgeruch (Halitose, Foetor ex ore) Fäulnisvorgänge in der Mundhöhle, die mit schwefelhaltigen Substanzen die Ausatemluft "riechbar" machen.
Den Raucheratem (Smokers breath) verursachen schwefelhaltige Bestandteile des Tabakrauchs, die sich auf den Schleimhäuten des Atemsystems ablagern. Auch Passivrauchen führt zu Mundgeruch.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Vorübergehender Mundgeruch (bis zu 3 Tagen) in Zusammenhang mit bestimmten Nahrungs- und Genussmitteln
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Wechselnd starker, fauliger Mundgeruch; oft gelbliche bis bräunliche Ablagerungen an den Zähnen oberhalb des Zahnfleischsaums; oft belegte Zunge
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Wechselnd starker, fauliger Mundgeruch bei Träger*innen von Zahnprothesen und nicht festsitzenden Zahnspangen
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Scharfer Mundgeruch bei Raucher*innen; besonders stark bei Rauchen von Pfeife oder Zigarren; selten bei Passivrauchen (Kneipen-Personal)
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Fruchtiger Mundgeruch nach längerem Fasten
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Nur vom Betroffenen (meist intensiv) wahrgenommener Mundgeruch; oft ängstliche oder kontaktscheue Persönlichkeit
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Wechselnd starker, fischartiger Mundgeruch; meist von Betroffenen stärker wahrgenommen als von Außenstehenden; fischiger Urin- und evtl. auch Körpergeruch
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Vorübergehender Mundgeruch (bis zu 3 Tagen) in Zusammenhang mit bestimmten Nahrungs- und Genussmitteln
Ursache:
- Ausatmung von Alkohol oder Schwefelverbindungen aus manchen Nahrungsmitteln, z. B. Knoblauch, Zwiebeln, Eiern
Maßnahme:
- Gegen Knoblauch- und Zwiebelgeruch hilft am ehesten das Kauen von frischer Petersilie oder gerösteten Kaffeebohnen
Wechselnd starker, fauliger Mundgeruch; oft gelbliche bis bräunliche Ablagerungen an den Zähnen oberhalb des Zahnfleischsaums; oft belegte Zunge
Ursache:
Zersetzung von Speiseresten oder Mundsekreten durch Bakterien in
- Zungenbelägen und Zahnbelägen
- Zahnfleischtaschen bei Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats)
- Zahnzwischenräumen, defekten Zahnfüllungen, Hohlräumen im Bereich von Kronen
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Zahnärzt*in, wenn Selbsthilfe nicht ausreicht
Selbsthilfe:
- Sorgfältiges Zähneputzen nach jeder Mahlzeit, auch in den Zahnzwischenräumen
- Tägliche Reinigung der Zunge mit einer weichen Zahnbürste oder einem Zungenschaber
- Ausgiebiges Kauen (z. B. auch Zahnkaugummi), Naturjogurt
- Evtl. Verzicht auf Rauchen, Rotwein, Knoblauch, rohe Zwiebeln
Wechselnd starker, fauliger Mundgeruch bei Träger*innen von Zahnprothesen und nicht festsitzenden Zahnspangen
Ursachen:
- Schlechtsitzende Zahnprothese
- Unzureichende Reinigung von Prothesen oder Zahnspangen
Maßnahme:
- Bei schlechtsitzenden Prothesen in den nächsten Tagen zur Zahnärzt*in
Selbsthilfe:
- Sorgfältige Reinigung von Prothesen und Spangen
- Aufbewahrung in geeigneten Lösungen
Scharfer Mundgeruch bei Raucher*innen; besonders stark bei Rauchen von Pfeife oder Zigarren; selten bei Passivrauchen (Kneipen-Personal)
Ursache:
- Raucheratem
Selbsthilfe:
- Sorgfältige Zahn- und Zungenreinigung
- Kaugummi, Pfefferminzpastillen, Versuch mit Chlorophylltabletten
Fruchtiger Mundgeruch nach längerem Fasten
Ursache:
- Azetongeruch als Folge des Hungerstoffwechsels mit Unterzuckerung
Maßnahme:
- Verschwindet rasch nach Nahrungszufuhr
Nur vom Betroffenen (meist intensiv) wahrgenommener Mundgeruch; oft ängstliche oder kontaktscheue Persönlichkeit
Ursache:
"Eingebildeter" Mundgeruch bei
- Pseudohalitosis, einer somatoformen Störung
- Halitophobie, einer phobischen Störung
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Zahn- oder Hausärzt*in, um körperliche Ursachen auszuschließen
Wechselnd starker, fischartiger Mundgeruch; meist von Betroffenen stärker wahrgenommen als von Außenstehenden; fischiger Urin- und evtl. auch Körpergeruch
Ursachen:
- Fischgeruchkrankheit (Angeborene, seltene und harmlose Stoffwechselerkrankung mit Neigung zu Infekten und Hautblutungen, die zu fischigem Mundgeruch führt)
- Übermäßige Zufuhr von L-Carnitin in Muskelaufbaupräparaten
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Haus- oder Kinderärzt*in
Selbsthilfe:
- Pfefferminzkaugummi oder -pastillen
Ihre Apotheke empfiehlt
Ernährungsgewohnheiten.
Viele Lebens- und Genussmittel machen einen "schlechten Atem". Häufig liegt die Ursache nicht in der Mundhöhle. Bestes Beispiel ist der Knoblauch: Nach seinem Verzehr gelangen Schwefelverbindungen, die durch die Verdauung des Knoblauchs entstehen, ins Blut. Vor allem die Ausatemluft, aber auch die Haut, geben die Schwefelverbindungen wieder ab. Der typische Geruch hält bis zu 3 Tage an. Wer das vermeiden möchte, der verzichtet auf den Genuss von Knoblauch und anderen geruchsintensiven Lebensmitteln. Allerdings ist Knoblauch erwiesenermaßen das gesündeste Lebensmittel, das es gibt. Der Grund sind seine sekundären Pflanzenstoffe, die Alterung der Blutgefäße aufhalten.
Für frischen Atem sorgen.
Um unangenehmen Mundgeruch auf Dauer loszuwerden, hilft nur eine intensive Mundhygiene (siehe unten). Kurzzeitig Abhilfe schaffen Pastillen, Bonbons oder Kaugummis. Geeignet sind z. B. Produkte mit Pfefferminze oder anderen ätherischen Ölen. Sie sollten keinen Zucker enthalten, da dieser zusätzlich das Bakterienwachstum im Mund fördert. Gurgeln oder Spülen mit Pfefferminztee, Salbeitee, Salzwasser, Essig- oder Zitronenwasser mindert ebenfalls den Geruch, da es das Wachstum der Bakterien im Mund hemmt und die Speichelproduktion anregt. Eine weitere Alternative ist Kaffee. Er wirkt geruchsneutralisierend, die Kaffeebohne wird dafür gekaut.
Pflanzenfarbstoff Chlorophyll.
Auch der grüne Farbstoff aus Pflanzen, das Chlorophyll, soll gegen Mundgeruch helfen. Diese Wirkung ist jedoch nicht nachgewiesen. Beliebt ist das Kauen von frischen Kräutern wie Minze, Salbei oder Petersilie, aber auch rohe Spinatblätter oder grüner Salat sind geeignet. Eine praktische Alternative aus der Apotheke sind chlorophyllhaltige Tabletten oder Dragees.
Zahn- und Zungenpflege.
Eine sorgfältige Mundhygiene vermindert Beläge auf Zunge und Zähnen. Dabei ist es wichtig, nach regelmäßigem Zähneputzen und Säubern der Zahnzwischenräume, die gründliche Reinigung der Zunge nicht zu vergessen. Oft lösen Zersetzungsprozesse von Essensresten, absterbenden Schleimhautzellen und Bakterien auf dem hinteren Teil der Zunge den Mundgeruch aus. Vor allem die mechanische Zungenreinigung vermindert kurzfristig den Mundgeruch meist deutlich. Dabei wird die Zunge mit speziellen Zungenschabern, Zungenbürsten oder dem Rand einer Zahnbürste abgeschabt. Gegen den dabei häufig verspürten Würgereiz helfen besonders flache Zungenreiniger. Zusätzlich unterstützen Mundspüllösungen mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus oder Menthol die tägliche Mundhygiene.
Reinigung von Zahnprothesen.
Essensreste an der Zahnprothese können ebenfalls Mundgeruch verursachen, außerdem schaden sie dem Zahnfleisch und der Prothese selbst. Die "dritten Zähne" sind am besten nach jeder Mahlzeit mit fließendem Wasser und einer Zahnbürste gründlich zu reinigen. Expert*innen empfehlen eine etwas härtere Zahnbürste und zusätzlich Spülmittel oder flüssige Seife. Zahnpasta hat bei jahrelanger Anwendung den Nachteil, dass sie die Prothese aufraut. Spezielle Prothesenzahnbürsten aus der Apotheke helfen, auch schwerer zugängliche Stellen zu erreichen. Reinigungstabletten sollten zum Schutz des Prothesenmaterials vor Ausbleichen nur gelegentlich eingesetzt werden. Eine gute Alternative sind Ultraschallgeräte. In regelmäßigen Abständen genutzt, reinigen sie die Prothese besonders intensiv und hygienisch. Die Ultraschallreinigung übernehmen Labore oder Zahnärzte. Wer sich ein eigenes Gerät zulegen möchte, erfährt in der Apotheke, wo es Bezugsquellen gibt.