Clozapin

Andere Wirkstoffe dieser Gruppe

Wirkstoff aus der Gruppe der atypischen Neuroleptika gegen schwere psychische Erkrankungen. Clozapin blockiert die Wirkung von Botenstoffen im Gehirn. Dadurch werden psychische Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder innere Unruhe gelindert. Der Vorteil von Clozapin gegenüber älteren, „typischen“ Neuroleptika liegt darin, dass es als Nebenwirkung keine Bewegungsstörungen (sog. extrapyramidal-motorische Störungen, EPMS) auslöst. Dafür sind Nebenwirkungen in Form lebensbedrohlicher Blutbildungsstörungen so gravierend, dass Clozapin heutzutage nur noch als Reservemedikament Einsatz findet bei

  • therapieresistenter Schizophrenie, wenn unter anderen Neuroleptika schwere nicht behandelbare Nebenwirkungen des Nervensystems aufgetreten sind, insbesondere EPMS

Anwendung

Clozapin ist rezeptpflichtig und als Tablette zu 25 mg, 50 mg, 100 mg und 200 mg verfügbar. Die Tabletten werden unabhängig von den Mahlzeiten mit etwas Wasser geschluckt.

Einzeldosis und Tageshöchstdosis. Zur Behandlung der Schizophrenie wird Clozapin einschleichend dosiert – beginnend mit 1 × oder 2 × 12,5 mg pro Tag. Das reduziert das Risiko für Nebenwirkungen. Die Dosis wird dann über 2 bis 3 Wochen in Schritten von 25 mg bis 50 mg erhöht bis zu einer Tagesdosis von 200 mg bis 450 mg. Diese wird über den Tag hinweg verteilt eingenommen, beispielsweise 1 Dosis morgens und 1 Dosis abends. Die Tageshöchstdosis liegt bei 900 mg. Die Einnahme von Clozapin erfolgt über mindestens 6 Monate.

Auch zur Behandlung von Psychosen bei Parkinson-Krankheit wird Clozapin langsam eingeschlichen. Die Anfangsdosis liegt bei 12,5 mg 1 × täglich und wird vorzugsweise am Abend eingenommen. Die Dosissteigerung erfolgt 1 × oder 2 × pro Woche in Schritten von 12,5 mg. Üblicherweise reichen 25 mg bis 37,5 mg als Tagesdosis aus.

Wichtig ist: Setzen Sie Clozapin nicht ohne Rücksprache mit Ihrer Ärzt*in ab und ändern Sie auch nicht eigenmächtig die Dosierung. Das abrupte Absetzen von Clozapin führt zu Entzugserscheinungen wie Schweißausbrüchen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Soll die Einnahme von Clozapin beendet werden, so reduziert die Ärzt*in die Dosierung langsam, beispielsweise in Schritten von 12,5 mg pro 1 oder 2 Wochen.

Risiken und Nebenwirkungen

Das Risiko für Nebenwirkungen steigt mit der Clozapin-Dosis an. Clozapin sollte daher so niedrig wie möglich dosiert werden.
Eine seltene, aber schwere und lebensbedrohliche Nebenwirkung von Clozapin ist Agranulozytose. Bei dieser schweren Blutbildungsstörung fallen die weißen Blutkörperchen im Blut stark ab. Dadurch wird die Körperabwehr geschwächt. Der Körper wird anfällig für Infektionen und kann sie nicht mehr bekämpfen. Achten Sie daher auf folgende Symptome:

  • Hohes Fieber und Schüttelfrost
  • Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
  • Entzündungen an der Mundschleimhaut.

Treten diese Symptome bei Ihnen auf, gehen Sie sofort zur Ärzt*in. Diese kann eine Agranulozytose über ein Differenzialblutbild nachweisen. Um eine Agranulozytose frühzeitig zu entdecken, macht Ihre Ärzt*in vor Therapiebeginn mit Clozapin ein Blutbild, dann in den ersten 18 Wochen wöchentlich sowie danach alle 4 Wochen sowie 1 Monat nach Therapieende.

Weitere Nebenwirkungen von Clozapin sind

  • (starke) Gewichtszunahme, Veränderung der Blutfette und Entwicklung eines Diabetes mellitus
  • übermäßiger Speichelfluss
  • Blutdruckabfall mit Müdigkeit, Benommenheit und Schwindel bis hin zum Kreislaufkollaps
  • Herzrasen (Tachykardie)

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen entstehen vor allem mit den Medikamenten, die als Nebenwirkung wie Clozapin die Blutbildung beeinträchtigen. Das ist zum Beispiel bei dem Schmerzmittel Metamizol oder beim Antibiotikum Cotrimoxazol der Fall. Des Weiteren droht ein Blutdruckabfall, wenn Sie gleichzeitig Clozapin und Benzodiazepine oder Blutdrucksenker einnehmen.
Tabak bewirkt einen schnellen Abbau von Clozapin in der Leber. Dadurch sinkt die Wirksamkeit von Clozapin. Raucher benötigen daher häufig höhere Clozapin-Dosen.

Autor*innen

Dr. med. Miriam Hagemeyer | zuletzt geändert am um 11:02 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.