Lorazepam

Andere Wirkstoffe dieser Gruppe

Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine mit beruhigender, schlaffördernder und krampflösender Wirkung. Benzodiazepine dämpfen stark die Informationsübertragung in bestimmten Gehirnregionen. Lorazepam zählt zu den mittellang wirksamen Benzodiazepinen. Das bedeutet, seine Wirkung hält zwischen 6 und 12 Stunden an. Intravenös injiziert tritt die Wirkung jedoch sehr schnell ein. Das Abhängigkeitspotenzial von Lorazepam ist hoch.
Lorazepam wird zur kurzfristigen Behandlung eingesetzt

  • als zuverlässig wirksames Notfallmedikament bei Krampfanfällen (Epilepsie, auch Fieberkrämpfe und Entzugskrämpfe)
  • zur Beruhigung vor und nach chirurgischen oder diagnostischen Eingriffen
  • bei Schlafstörungen, aber nur wenn die beruhigende Wirkung auch tagsüber erwünscht ist. Prinzipiell sind jedoch Schlafmittel mit einem geringeren Abhängigkeitspotenzial vorzuziehen, beispielsweise Doxylamin.

Anwendung

Lorazepam ist rezeptpflichtig und verfügbar als

  • Tablette (0,5 mg, 1 mg, 2 mg und 2,5 mg)
  • Injektion (intravenös oder intramuskulär gegen Krampfanfall).

Die Tabletten werden unabhängig von den Mahlzeiten mit Wasser geschluckt. Im Rettungsdienst und Krankenhaus wird bevorzugt die Injektion zur Behandlung von Krampfanfällen eingesetzt.
Einzeldosis und Tageshöchstdosis. Die Lorazepam-Dosis sollte so niedrig wie möglich sein. Zur Behandlung von Angststörungen liegt die übliche Tagesdosis bei 0,5–2,5 mg. Sie wird auf 1 Dosis am Abend oder 2–3 Einzeldosen verteilt. Die Tageshöchstdosis liegt bei 7,5 mg.
Die Behandlung sollte maximal 2 Wochen dauern. Die Behandlung darf nicht abrupt beendet werden, sonst droht neben Entzugserscheinungen ein Bumerang-Effekt mit schweren Schlafstörungen mit Alpträumen, Angst und Muskelzuckungen. Zusätzlich treten die ursächlichen Beschwerden verstärkt auf. Lorazepam wird daher unter ärztlicher Anleitung über 1–2 Wochen ausgeschlichen. Auch das Ausschleichen erleben viele Patienten als sehr unangenehm.

Risiken und Nebenwirkungen

Das Risiko für Nebenwirkungen steigt mit der Dosis an. Lorazepam sollte daher so niedrig und so kurz wie möglich eingenommen werden. Nebenwirkungen betreffen überwiegend das zentrale Nervensystem:

  • Abhängigkeitsentwicklung mit Entzugssymptomen wie Kopf- und Muskelschmerzen, Angst und Unruhe bis hin zu Desorientiertheit, Halluzinationen oder Krampfanfällen. Das Risiko steigt mit Dosis und Dauer der Einnahme, besteht aber auch schon bei niedriger und kurzer Behandlung.
  • Müdigkeit und Benommenheit 
  • Erinnerungslücken
  • Verringertes Reaktionsvermögen mit einem erhöhten Risiko für Unfälle und Stürze. Ihr Reaktionsvermögen ist messbar beeinträchtigt, wenn Sie schon wenige Stunden nach der Einnahme von Lorazepam wieder aufstehen müssen. Passen Sie daher beim nächtlichen Toilettengang auf. Prinzipiell gilt: Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einnahme von Lorazepam sollten Sie nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, keine ungesicherten Arbeiten vornehmen sowie keine gefährlichen Maschinen bedienen.
  • Toleranzentwicklung. Je länger Sie Lorazepam einnehmen, desto mehr gewöhnt sich Ihr Körper an die eingenommene Dosis und die Wirkung lässt nach. 
  • Schwindel, Kopfschmerzen, Atemprobleme, Blutdruckabfall, verlangsamter Puls
  • Mundtrockenheit
  • Appetitzunahme
  • Abnahme oder Zunahme der Libido 
  • Paradoxe Reaktionen, insbesondere bei älteren Menschen. Die Wirkung von Lorazepam schlägt ins Gegenteil um und erzeugt Schlaflosigkeit, Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen.
  • Alle Nebenwirkungen verstärken oder ändern sich in nicht vorhersehbarer Weise durch Alkohol sowie die Einnahme anderer Psychopharmaka.

Nehmen Sie Lorazepam nicht ein, wenn Sie unter einer der folgenden Erkrankungen leiden:

  • (frühere) Suchterkrankung
  • schwere Lebererkrankungen bis hin zur Leberzirrhose 

Sie sind dann besonders dafür gefährdet, dass Lorazepam über eine Abflachung der Atmung (Atemdepression) eine lebensbedrohliche Luftnot auslöst.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen entstehen vor allem mit Medikamenten, die wie Lorazepam auf das zentrale Nervensystem wirken. Dazu zählen beispielsweise andere Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Antiepileptika, Opioide sowie Antihistaminika. Bei der gleichzeitigen Einnahme verstärken sich die Medikamente gegenseitig. Dann drohen beispielsweise eine Abflachung der Atmung und Bewusstlosigkeit bis hin zu Koma und Atemstillstand.
Verzichten Sie während der Einnahme von Lorazepam unbedingt auf Alkohol. Alkohol verstärkt nicht nur die Nebenwirkungen, sondern erhöht auch das Abhängigkeitsrisiko. Es wird auch dringend davon abgeraten, die Beschwerden beim Ausschleichen von Lorazepam durch vermehrten Alkoholkonsum zu überdecken.

Autor*innen

Dr. med. Miriam Hagemeyer | zuletzt geändert am um 10:05 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.