Diazepam

Andere Wirkstoffe dieser Gruppe

Langwirkender Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine mit beruhigender, schlaffördernder und krampflösender Wirkung. Benzodiazepine dämpfen stark die Informationsübertragung in bestimmten Gehirnregionen. Die Wirkungen von Diazepam halten zwischen 24 und 48 Stunden an – intravenös injiziert tritt die Wirkung jedoch sehr schnell ein. Das Abhängigkeitspotenzial von Diazepam ist hoch.
Diazepam wird zur kurzfristigen Behandlung eingesetzt

  • bei akuten Angststörungen, Erregungs- und Unruhezuständen
  • als zuverlässig wirksames Notfallmedikament bei Krampfanfällen (Epilepsie, auch Fieberkrämpfe und Entzugskrämpfe)
  • zur Beruhigung vor und nach chirurgischen oder diagnostischen Eingriffen
  • bei Schlafstörungen, aber nur wenn die beruhigende Wirkung auch tagsüber erwünscht ist. Prinzipiell sind jedoch Schlafmittel mit einem geringeren Abhängigkeitspotenzial vorzuziehen, beispielsweise Doxylamin.

Anwendung

Diazepam ist rezeptpflichtig und verfügbar als

  • Tablette (5 mg und 10 mg)
  • Tropfen
  • Zäpfchen (10 mg)
  • Injektion (für Krampfanfall).

Tabletten werden mit Wasser geschluckt, Tropfen nehmen Sie unverdünnt ein. Zäpfchen kommen im Notfall zum Einsatz, beispielsweise bei einem Krampfanfall in häuslicher Umgebung – im Krankenhaus wird die intravenöse Injektion bevorzugt.
Einzeldosis und Tageshöchstdosis. In der Regel wird die Behandlung bei akuten Angststörungen mit 5 mg Diazepam 1 × täglich begonnen. Reicht diese Dosis nicht aus, steigert die Ärzt*in sie auf 10 mg. Die Dosis wird vorzugsweise am Abend eingenommen – etwa ½ Stunde vor dem Schlafengehen, um die schlaffördernde Wirkung von Diazepam auszunutzen. Höhere Dosierungen kommen nur bei einer stationären Behandlung infrage. Die maximale Tageshöchstdosis liegt dann bei 60 mg.
Die Behandlung sollte so kurz wie möglich und maximal 2 Wochen dauern. Andernfalls steigt das Risiko einer Abhängigkeit stark an. Die Behandlung darf nicht abrupt beendet werden, sonst droht neben Entzugserscheinungen ein sogenanntes Rebound-Phänomen (Bumerang-Effekt), bei dem schwere Schlafstörungen mit Albträumen, Angst und Muskelzuckungen drohen. Zusätzlich treten die ursächlichen Beschwerden verstärkt auf. Diazepam wird daher unter ärztlicher Anleitung über 1–2 Wochen ausgeschlichen. Auch das Ausschleichen erleben viele Patienten als sehr unangenehm.

Risiken und Nebenwirkungen

Das Risiko für Nebenwirkungen steigt mit der Dosis an. Diazepam sollte daher so niedrig und so kurz wie möglich eingenommen werden. Nebenwirkungen betreffen überwiegend das zentrale Nervensystem:

  • Abhängigkeitsentwicklung mit Entzugssymptomen wie Kopf- und Muskelschmerzen, Angst und Unruhe bis hin zu Desorientiertheit, Halluzinationen oder Krampfanfällen. Das Risiko steigt mit Dosis und Dauer der Einnahme, besteht aber auch schon bei niedriger und kurzer Behandlung
  • Müdigkeit und Benommenheit
  • verringertes Reaktionsvermögen mit einem erhöhten Risiko für Unfälle und Stürze. Ihr Reaktionsvermögen ist messbar dann beeinträchtigt, wenn Sie schon wenige Stunden nach der Einnahme von Diazepam wieder aufstehen müssen. Passen Sie daher beim nächtlichen Toilettengang auf. Prinzipiell gilt: Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einnahme von Diazepam sollten Sie nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, keine ungesicherten Arbeiten vornehmen sowie keine gefährlichen Maschinen bedienen
  • Toleranzentwicklung: Je länger Sie Diazepam einnehmen, desto mehr gewöhnt sich Ihr Körper an die eingenommene Dosis und die Wirkung lässt nach
  • Erinnerungslücken
  • Schwindel und Kopfschmerzen
  • Mundtrockenheit
  • Atemprobleme, Blutdruckabfall, verlangsamter Puls
  • Blasenfunktionsstörungen (Harnverhalt, Harninkontinenz)
  • paradoxe Reaktionen, insbesondere bei älteren Menschen: Die Wirkung von Diazepam schlägt ins Gegenteil um und erzeugt Schlaflosigkeit, Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen
  • alle Nebenwirkungen verstärken oder ändern sich in nicht vorhersehbarer Weise durch Einnahme von Alkohol sowie anderer Psychopharmaka.

Nehmen Sie Diazepam nicht ein, wenn Sie unter einer der folgenden Erkrankungen leiden:

  • (vergangene) Suchterkrankung

Sie sind dann besonders dafür gefährdet, dass Diazepam über eine Abflachung der Atmung (Atemdepression) eine lebensbedrohliche Luftnot auslöst.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen entstehen vor allem mit Medikamenten, die wie Diazepam auf das zentrale Nervensystem wirken. Dazu zählen beispielsweise andere Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Antiepileptika, Opioide sowie Antihistaminika. Bei der gleichzeitigen Einnahme verstärken sich die Medikamente gegenseitig. Dann drohen beispielsweise eine Abflachung der Atmung und Bewusstlosigkeit bis hin zu Koma und Atemstillstand.
Verzichten Sie während der Einnahme von Diazepam unbedingt auf Alkohol. Alkohol verstärkt nicht nur die Nebenwirkungen, sondern erhöht auch das Abhängigkeitsrisiko. Es wird auch dringend davon abgeraten, die Beschwerden beim Ausschleichen von Diazepam durch vermehrten Alkoholkonsum zu überdecken.

Autor*innen

Dr. med. Miriam Hagemeyer | zuletzt geändert am um 10:04 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.