Akute Heiserkeit entsteht meistens durch eine Entzündung der Kehlkopfschleimhaut und der Stimmbänder, am häufigsten im Rahmen einer Erkältung. Sie klingt nach einigen Tagen wieder ab. Die Heiserkeit äußert sich in heiserem Krächzen unterschiedlicher Stärke. In schlimmen Fällen kommt gar keine Lautbildung mehr zustande, der Betroffene kann nur noch stimmlos flüstern (Aphonie).
Chronische Heiserkeit hat dagegen eine Vielzahl von Ursachen: Knötchen an den Stimmbändern, Polypen oder schlimmstenfalls ein bösartiger Tumor können dahinterstecken. Deswegen sollte man nach spätestens drei Wochen anhaltender Heiserkeit einen Arzt aufsuchen. Die Stimme verändert sich nicht nur durch Hindernisse im Bereich des Kehlkopfs und der Stimmbänder, sondern auch durch Körperhaltung und Gefühlszustand. Auch falsches Atmen führt zu Stimmproblemen. Nicht zuletzt können äußere Faktoren (Zigarettenrauch oder trockene Luft) die Stimmbänder reizen.
Bei jeder Art der Überbeanspruchung der Stimmbänder kann es zu einer Schleimhautschwellung an der Stelle kommen, die am stärksten beansprucht wird, meist in der Mitte beider Stimmlippen. Eine solche noch vollständig rückbildungsfähige Schwellung kann sich bei weiterer Überbeanspruchung zu Stimmlippenknötchen – den sogenannten Schrei- oder Sängerknötchen – entwickeln. Sie bilden sich wieder zurück, wenn die Stimme entsprechend geschont und geschult wird.
Eine seltene Ursache von Heiserkeit ist die Stimmlippenlähmung (Stimmbandlähmung): Nach Operationen im Halsbereich (z. B. an der Schilddrüse) kann als Komplikation eine Verletzung des Nervs auftreten, der für die Stimmbandfunktion verantwortlich ist. Das Stimmband ist dann einseitig gelähmt. Beim Sprechen bleibt ein kleiner Spalt, durch den Luft entweicht, die Stimme klingt "verhaucht". Nicht selten wird der Nerv durch die Operation nur gequetscht und "erholt" sich wieder. Wenn zur Heiserkeit stärkere Schmerzen, Schluckbeschwerden und Atemnot hinzukommen, kann das auch ein Hinweis auf einen Tumor sein.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Akute Heiserkeit bis Stimmlosigkeit mit Erkältungszeichen; Räusperzwang; Hustenreiz, Brennen und Kratzen im Hals; evtl. Fieber
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Akute Heiserkeit bis Stimmlosigkeit ohne Erkältungszeichen; manchmal Hustenreiz; evtl. Wundgefühl im Kehlkopfbereich
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Akute Heiserkeit mit bellendem Husten beim Kind; Beginn meist abends oder nachts; oft Atemnot, pfeifende Geräusche bei der Einatmung; oft vorbestehende Erkältung; manchmal leichtes Fieber
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Wiederkehrende Heiserkeit, die v. a. unter längerer Stimmbelastung einsetzt; häufig Engegefühl oder leichte Schmerzen im Kehlkopfbereich; manchmal Räusperzwang, Reizhusten, Verschleimung
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Dauernde Heiserkeit; ständiges Fremdkörpergefühl, Hustenreiz, Räusperzwang; manchmal Absinken der Stimmlage; selten Atemnot
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Weiterbestehende Heiserkeit nach akuter Kehlkopfentzündung; Räusperzwang; Druckgefühl
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Heiserer oder fremdartiger Stimmklang (rau, kipplig, oder doppeltönig); manchmal Ansteigen oder Absinken der Stimmlage
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Heisere, verhauchte, kraftlose Stimme; lautes Sprechen nicht möglich; oft schwache Muskulatur, hängende Schultern
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Kraftlose, oft auch heisere Stimme mit häufigem Verschlucken und/oder Atemnot; manchmal verwaschene Sprache, abgehackte Sprache oder Näseln
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Dauernd bestehende Heiserkeit mit Schluckstörung, Fremdkörpergefühl und/oder Bluthusten
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Akute Heiserkeit bis Stimmlosigkeit mit Erkältungszeichen; Räusperzwang; Hustenreiz, Brennen und Kratzen im Hals; evtl. Fieber
Ursache:
- Akute Kehlkopfentzündung (akute Laryngitis), oft als Begleitreaktion einer Erkältung
Maßnahme:
- Am selben Tag zum Haus- oder HNO-Arzt bei hohem Fieber oder zunehmendem Engegefühl
Selbsthilfe:
- Stimmruhe
- Warme Halswickel
- Inhalation mit Salbeitee oder Salzlösung
- Rauchfreie, angefeuchtete Raumluft von 18–20 °C Temperatur
Akute Heiserkeit bis Stimmlosigkeit ohne Erkältungszeichen; manchmal Hustenreiz; evtl. Wundgefühl im Kehlkopfbereich
Ursachen:
- Akute Stimmüberlastung, z. B. bei einer lauten Feier
- Ungewohnt trockenes Raumklima
- Akute Belastung mit Rauch, Staub oder reizenden Dämpfen (z. B. Chlor)
- Verletzung von außen, z. B. durch Prellung, Würgen
- Psychische Ursache, z. B dissoziative Störung
Maßnahme:
- Sofort zum Haus- oder HNO-Arzt bei zunehmendem Engegefühl oder möglicher Verletzung
Selbsthilfe:
- Stimmruhe
- Rauchfreie, angefeuchtete Raumluft von 18–20 °C Temperatur
Akute Heiserkeit mit bellendem Husten beim Kind; Beginn meist abends oder nachts; oft Atemnot, pfeifende Geräusche bei der Einatmung; oft vorbestehende Erkältung; manchmal leichtes Fieber
Ursache:
Maßnahme:
- Notarzt rufen oder in die Kinderklinik fahren bei starker Atemnot oder fehlender Besserung durch Erstmaßnahmen
- Am nächsten Tag zum Kinderarzt nach einem Anfall
Erstmaßnahmen:
- Kind hochnehmen, beruhigen
- Frischluft
- "Krupperfahrene" Eltern: vom Arzt verordnete Zäpfchen oder Spray geben
Wiederkehrende Heiserkeit, die v. a. unter längerer Stimmbelastung einsetzt; häufig Engegefühl oder leichte Schmerzen im Kehlkopfbereich; manchmal Räusperzwang, Reizhusten, Verschleimung
Ursache:
Funktionelle Stimmstörung (funktionelle Dysphonie), z. B. durch
- Häufige Stimmüberlastung oder -fehlbelastung, z. B. bei Lärmarbeit, Sprechberufen (Lehrer), Sängern
- Schwerhörigkeit oder Taubheit
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zum Haus- oder HNO-Arzt
Selbsthilfe:
- Möglichst wenig sprechen
- Rauchfreie, angefeuchtete Raumluft von 15–20 °C
- Umgebungslärm möglichst ausschalten
Dauernde Heiserkeit; ständiges Fremdkörpergefühl, Hustenreiz, Räusperzwang; manchmal Absinken der Stimmlage; selten Atemnot
Ursache:
Chronische Kehlkopfentzündung, z. B. durch
- Rauchen, Belastung durch Staub oder Reizgase, trockenes Raumklima, starke Temperaturschwankungen
- Chronische Stimmüberlastung oder -fehlbelastung
- Mundatmung, z. B. bei chronischem Schnupfen, chronischer Nasennebenhöhlenentzündung
- Alkoholabhängigkeit
- Nebenwirkung von Medikamenten, z. B. Antihistaminika oder Antidepressiva
- Stimmlippenknötchen (Schrei- oder Sängerknötchen), bei Stimmüberlastung oder -fehlbelastung (z. B. Sänger, Lehrer, "laute" Kinder)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Haus- oder HNO-Arzt, wenn die Beschwerden länger als drei Wochen anhalten
Selbsthilfe:
- Möglichst wenig sprechen
- Rauchfreie, angefeuchtete Raumluft von 15–20 °C
- Umgebungslärm möglichst ausschalten
- Bei chronischer Kehlkopfentzündung Klimakuren (Nordsee, Hochgebirge)
Weiterbestehende Heiserkeit nach akuter Kehlkopfentzündung; Räusperzwang; Druckgefühl
Ursache:
- Stimmlippenpolypen, meist bei nicht eingehaltener Stimmruhe, evtl. in Verbindung mit Rauchen
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum HNO-Arzt, wenn die Beschwerden länger als drei Wochen anhalten
Heiserer oder fremdartiger Stimmklang (rau, kipplig, oder doppeltönig); manchmal Ansteigen oder Absinken der Stimmlage
Ursachen:
- Normale hormonelle Veränderungen z. B. bei Schwangerschaft, Monatsblutung oder in den Wechseljahren
- Hormonstörungen, z. B. Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion, Akromegalie (hormonell bedingte Vergrößerung der Akren wie Hände, Füße, Ohren)
- Medikamente mit Hormonwirkung, z. B. "Pille", Hormonersatztherapie in den Wechseljahren, Anabolika (z. B. als Muskelaufbaumittel)
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zum Haus- oder HNO-Arzt, wenn nicht ein eindeutiger Zusammenhang mit normalen hormonellen Veränderungen oder Medikamenten besteht
Selbsthilfe:
- Bei Einnahme der "Pille" über alternative Empfängnisverhütung nachdenken
Heisere, verhauchte, kraftlose Stimme; lautes Sprechen nicht möglich; oft schwache Muskulatur, hängende Schultern
Ursachen:
- Anlagebedingte, geringe Muskelspannung
- Allgemeine Schwäche, z. B. bei starker Gewichtsabnahme, höherem Alter
- Krankhafte Muskelschwäche, z. B. Myasthenia gravis, Muskeldystrophie
- Psychische Ursache: z. B. dissoziative Störung
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zum Haus- oder HNO-Arzt, wenn die Beschwerden neu auftreten oder sich verstärken
Kraftlose, oft auch heisere Stimme mit häufigem Verschlucken und/oder Atemnot; manchmal verwaschene Sprache, abgehackte Sprache oder Näseln
Ursache:
Stimmlippenlähmung, z. B. durch
- Halsoperationen (z. B. an der Schilddrüse), Brustoperationen, Halsverletzungen
- Virusinfekte wie Grippe, Pfeiffersches Drüsenfieber
- Tumoren in Gehirn (Gehirntumor), Hals oder Brusthöhle
- Neurologische Erkrankungen, z. B. Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose
- Nebenwirkung von Medikamenten, z. B. Zytostatika
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Haus- oder HNO-Arzt
Dauernd bestehende Heiserkeit mit Schluckstörung, Fremdkörpergefühl und/oder Bluthusten
Ursache:
- Kehlkopfkrebs, meist bei jahrzehntelangem Zigaretten- und Alkoholkonsum
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Haus- oder HNO-Arzt
Ihre Apotheke empfiehlt
Halswickel.
Wenn die Heiserkeit durch eine akute Kehlkopfentzündung bedingt ist, hilft ein warmer Halswickel. Seine Wärme wirkt schmerzlindernd und fördert reflektorisch die Durchblutung der Kehlkopfschleimhaut. Die Anwendung ist ganz einfach: Man legt ein in lauwarmes Wasser getränktes Baumwolltuch um den Hals, umwickelt es mit einem Wollschal und belässt es dort für etwa eine halbe Stunde. Auch warme Kartoffel- oder Zwiebelwickel eignen sich zur Behandlung von Kehlkopfentzündungen. Wenn sich die Wärme des Wickels am Hals unangenehm anfühlt, ist die Behandlung abzubrechen.
Hinweis:
Bei starken Schwellungen im Hals sind warme Halswickel nicht empfehlenswert: sie können die Schwellung weiter verstärken.
Inhalieren
befeuchtet die Schleimhaut und beruhigt gereizte Stimmbänder. Im Unterschied zu Gurgellösungen, die überwiegend in der Mundhöhle und im Rachen wirken, erreichen die feinen Tröpfchen beim Inhalieren auch die Stimmbänder und die tieferen Atemwege. Zum Befeuchten der Schleimhäute ist Wasserdampf ausreichend. Wer will, kann trotzdem noch Zusätze einsetzen: Salz soll die Befeuchtung intensivieren und ätherische Öle (z. B. Kamille, Salbei und Thymian) wirken leicht desinfizierend und entzündungshemmend.
Die beste Methode zum Inhalieren ist es, den Kopf über einen Kochtopf mit heißem Wasser zu halten und mit einem Handtuch abzudecken. Der Kopf muss möglichst nah an die Wasseroberfläche kommen – idealerweise so weit, dass es gerade noch auszuhalten ist. Zum Befeuchten der Schleimhaut und Stimmbänder atmet der Patient durch den Mund ein und aus. Die Augen bleiben geschlossen – Dampf und Zusätze reizen sie nur.
Als alternative Methode bieten sich Dampfinhalatoren mit Mund-Nasen-Aufsatz aus der Apotheke an. Sie haben den Vorteil, dass der Dampf gezielter wirkt, die Dosierung von Zusätzen genauer ist und kaum Verbrühungsgefahr besteht.
Hinweis:
Für Säuglinge oder Kinder sowie Asthmapatienten sind ätherische Öle nicht geeignet. Es droht in beiden Fällen Atemnot als Nebenwirkung.
Komplementärmedizin.
Bei Heiserkeit durch Erkältung wird in der Naturheilkunde isländisches Moos oder Eibischwurzel empfohlen: Ihre pflanzlichen Schleimstoffe beruhigen die entzündete Schleimhaut. Auch Thymian und Salbei eignen sich aufgrund ihrer desinfizierenden, entzündungshemmenden und schleimlösenden Wirkung bei Halsbeschwerden. Die pflanzlichen Zubereitungen sind als Fertigpräparate (z. B. Lutschpastillen) erhältlich oder werden als Tee schluckweise getrunken.
Medikation umstellen.
Nicht selten tritt Heiserkeit als Nebenwirkung eines Medikaments auf. Das spielt z. B. bei Antidepressiva, Zytostatika oder Medikamenten mit Hormonwirkung wie "der Pille" eine Rolle. Aber auch bestimmte Antibiotika und antiallergische Medikamente verändern die Stimme, da sie die Schleimhäute austrocknen. Bei Heiserkeit und Stimmstörungen im Zusammenhang mit einer Medikamenteneinnahme empfiehlt es sich, die Medikation in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt entsprechend umzustellen.
Umgebung und Raumluft.
Unabhängig von der Ursache hilft bei Heiserkeit die Schonung der Stimme: die Stimmbänder haben Zeit sich zu erholen. Eine geräuscharme Umgebung unterstützt dabei die Stimmruhe. Außerdem ist auf ausreichende Feuchtigkeit in der Raumluft zu achten, da trockene Luft die Stimmbänder reizt. Optimal für die Regeneration der Stimme ist angefeuchtete, rauchfreie Raumluft von etwa 18 °C Temperatur.
Die ideale Luftfeuchtigkeit in Innenräumen liegt zwischen 50 und 60 %. Passende Messgeräte, sogenannte Hygrometer, sind günstig im Handel erhältlich. Am besten geeignet sind digitale Hygrometer, weil die früher üblichen Haarhygrometer kalibriert werden müssen, was ohne weitere Geräte nicht möglich ist. Bei zu geringer Luftfeuchtigkeit sind Luftbefeuchter mit Wasserdepots oder die altbewährten feuchten Handtücher über der Heizung empfehlenswert. Aber Vorsicht: steigt die Feuchtigkeit über 65 %, droht auch in "normalen" Innenräumen die Bildung von Schimmel in Ecken und hinter Schränken und Regalen.