Schwindel unabhängig von Kopf- und Körperlage

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Augen, Innenohr, Gehirn oder doch das Herz? Die Ursache des Schwindels ist oft nicht so leicht zu finden.

Wie fein abgestimmt das Gleichgewichtssystem des Körpers ist, merken wir erst, wenn es nicht mehr richtig funktioniert: Wir leiden unter Schwindel. Wo genau die Ursache für den Schwindel liegt, ist oft nicht auf Anhieb zu klären. Denn mehrere unterschiedliche Organsysteme sind für das Gleichgewicht verantwortlich. So etwa die Augen, die dem Gehirn ständig Informationen über unsere Umwelt liefern. Wie wir uns bewegen, melden das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und die zugehörigen Nerven und Gehirnbahnen. Auskunft über die Position des Körpers im Raum geben verschiedene Sensoren in Muskeln und Gelenken. Alle eingehenden Informationen werden dann im Gehirn zu einem stimmigen Bild verrechnet. Ist nur einer dieser Bereiche gestört, widersprechen sich die einlaufenden Informationen oder können nicht richtig verarbeitet werden. Es entsteht Schwindel.

Das passiert zum Beispiel, wenn es zu Abweichungen beim Blutdruck kommt. So kann ein zu niedriger Blutdruck der Auslöser von Schwindel sein. Schwerwiegendere Erkrankungen sind plötzliche Durchblutungsstörungen des Gehirns, insbesondere von Kleinhirn oder Hirnstamm, zum Beispiel bei transitorischer ischämischer Attacke (TIA), Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen. Auch chronische Beschwerden an der Halswirbelsäule (HWS-Syndrom) stecken manchmal hinter anhaltendem Schwindel.

Ebenso sind Erkrankungen an den Gleichgewichtsorganen selbst eine Ursache für Schwindel, etwa Innenohrentzündungen. Und nicht zuletzt steckt auch die Psyche hinter manchen Schwindelformen, zum Beispiel wenn die Betroffen unter Panikattacken oder einer dissoziativen Störung leidet.

Manchmal gibt die Art des Schwindels erste Hinweise darauf, in welchem Teil des Gleichgewichtsystems Probleme vorliegen. Bei einer Schädigung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr kommt es typischerweise zu Drehschwindel: Die Welt scheint wie in einem Karussell zu kreisen. Häufig besteht gleichzeitig starke Übelkeit. Manche Ursachen führen immer zur gleichen Schwindelerscheinung, z. B. die Einnahme von Schlafmitteln oder Beruhigungsmitteln (Tranquilizer) zu Benommenheitsschwindel. Betroffene fühlen sich dann, als wären sie schlaftrunken oder alkoholisiert.

Häufig lässt sich die Ursache des Schwindels nicht feststellen. Ärzt*innen sprechen dann von idiopathischem Schwindel.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Schwindel bei Wetteränderung (z. B. Föhn), Schlafmangel, Änderung des Tagesrhythmus, Zeitverschiebung

Ursache:

  • Überempfindlichkeit des Gleichgewichtssystems

Selbsthilfe:

  • Ausreichend Schlaf, geregelter Tagesrhythmus

Wechselnder Schwankschwindel, oft mit Übelkeit; verstärkt in belastenden Situationen

Ursachen:

Psychogener (seelisch bedingter) Schwindel, z. B. bei

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in

Wechselnder Schwindel mit morgendlichen Kopfschmerzen; evtl. Herzklopfen; evtl. vermehrtes Nasenbluten; evtl. Ohrensausen

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in

Dauerhafter Drehschwindel oder Schwankschwindel mit Hörminderung und/oder Ohrgeräuschen

Ursachen:

  • Infektion am Innen- oder Mittelohr, z. B. bei Gürtelrose, chronischer Mittelohrentzündung
  • Nebenwirkung von Medikamenten, z. B. Zytostatika, manche Antibiotika
  • Innenohrverletzung, z. B. durch Knall, Bruch des Felsenbeins, Unfall, Operation
  • Akustikusneurinom

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Haus- oder HNO-Ärzt*in

Schwindel mit einseitigen, stirnbetonten Kopfschmerzen und Übelkeit; Geräusch- und/oder Lichtempfindlichkeit; evtl. Sehstörungen, Dauer wenige Stunden bis 3 Tage

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zur Hausärzt*in, wenn erstmalig eine Migräne auftritt

Selbsthilfe:

  • Ruhiges, abgedunkeltes Zimmer
  • Evtl. Kälte, z. B. Ice-Packs, Migränebrille
  • Schmerzmittel wie Aspirin®, Ibuprofen®, Paracetamol®

Plötzlicher Schwindel mit Engegefühl oder heftigem Schmerz in der Brust; Übelkeit, Erbrechen; kalter Schweiß; Atemnot; Angst, Vernichtungsgefühl

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Notärz*int rufen, wenn stärkere Beschwerden erstmals auftreten, Nitratpräparate nicht helfen oder nicht zur Hand sind
  • Am selben Tag zur Hausärzt*in bei erstmaligen, vorübergehenden Beschwerden

Selbsthilfe:

  • Halbsitzende Position, Frischluft
  • Nitrat (z. B. Nitrolingual®)

Sekundenschwindel mit Herzstolpern, Herzrasen oder Herzklopfen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in

Wiederkehrende Schwindelanfälle mit Herzklopfen oder -stolpern und Atemnot; v. a. bei körperlicher Belastung

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in

Wiederkehrende, kurze Drehschwindelattacken mit Übelkeit, und (meist) einseitiger Hörminderung; Ohrdruck und Ohrgeräusche (Tinnitus); Dauer Minuten bis Stunden

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Haus- oder HNO-Ärzt*in

Attackenartiger Drehschwindel mit Bewusstseinsstörung und abnormen Bewegungen; oft ungewöhnliche Hörempfindungen; evtl. Ohrgeräusche

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Neurolog*in oder Hausärzt*in

Schwankschwindel und Übelkeit bei Blick in die Tiefe

Ursache:

  • Höhenschwindel, normale Reaktion

Erstmaßnahme:

  • Hinsetzen, nicht in die Tiefe blicken

Attackenartiger Schwankschwindel mit Gang- und Standunsicherheit; anfangs nur an bestimmten Orten (z. B. Brücken, Treppen, Plätzen), später auch spontan; oft Vernichtungsangst, Schweißausbrüche

Ursachen:

Maßnahme:

  • Bei hohem Leidensdruck in den nächsten Tagen zur Hausärzt*in oder Neurolog*in

Ihre Apotheke empfiehlt

Schwindel ernst nehmen.

Auch wenn die Ursache für den Schwindel oft harmlos ist – nehmen Sie Ihre Beschwerden nicht auf die leichte Schulter. Denn Schwindel kann auch ein erster Hinweis auf ernste Erkrankungen sein. Gerade wenn andere Symptome wie Lähmungen, Seh- oder Sprechstörungen hinzukommen, sollten Sie unverzüglich eine Ärzt*in aufsuchen.

Viel trinken.

Ist ein niedriger Blutdruck für den Schwindel verantwortlich, kann eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr die Symptome lindern. Machen Sie sich bewusst: Je älter Sie werden, umso weniger gut nehmen Sie Durst wahr. Damit Sie das Trinken nicht vergessen, hilft es oft schon, eine volle Wasserflasche auf dem Tisch zu positionieren. Ein anderer Trick ist es, Wassergläser an unterschiedlichen Stellen der Wohnung zu deponieren und beim Vorbeigehen jeweils einen Schluck daraus zu nehmen.

Viel schlafen.

Wer unter niedrigem Blutdruck leidet, reagiert oft sehr sensibel auf Unregelmäßigkeiten im Tagesablauf. Gerade Schlafentzug verstärkt die Schwindelsymptome merklich. Gewöhnen Sie sich am besten feste Schlafroutinen an, etwa eine immer gleiche Uhrzeit, zu der sie zu Bett gehen.

Kreislauf in Schwung bringen.

Viel Bewegung an der frischen Luft, kalt-warme Wechselduschen und regelmäßige Saunabesuche helfen, einen niedrigen Blutdruck zu stabilisieren. Auch Kompressionsstrümpfe sind nützliche Helfer, zum Beispiel wenn Sie bei zu langem Stehen zu Schwindel neigen.

Sehhilfen überprüfen.

Sind Brillen- oder Kontaktlinsen schlecht eingestellt, liefern die Augen widersprüchliche Informationen ans Gehirn. Auch wenn sie nicht das Gefühl haben, dass ihre Sehfähigkeit dadurch eingeschränkt ist, kann das die Ursache für den Schwindel sein. Eine Augenärzt*in oder eine gute Optiker*in können dann weiterhelfen.

Gleichgewichtsübungen und Krankengymnastik.

Steckt hinter dem Schwindel die Halswirbelsäule oder bleibt die Ursache unbekannt, so helfen vielen Betroffenen regelmäßige Gleichgewichtsübungen. Unterstützend wirkt ein Besuch bei der Physiotherapeut*in oder der Chiropraktiker*in.

Sich damit anfreunden.

Auch wenn die Ursache des Schwindels nach umfänglicher ärztlicher Diagnostik nicht gefunden wird, so besteht dennoch Grund zur Hoffnung. Der Körper gewöhnt sich an den Schwindel, so dass dieser bei den meisten Betroffenen im Laufe der Zeit weniger wird oder gänzlich verschwindet.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 16:02 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.