Schwitzen wird in vielen Situationen als unangenehm erlebt, erfüllt aber eine überlebenswichtige Funktion. Denn wenn Schweiß verdunstet, stabilisiert er die Körpertemperatur und entzieht dabei dem Körper überschüssige Wärme. Gleiches gilt beim Schwitzen durch Stress: Hat das Nervensystem alle Körperfunktionen auf Angriffs- bzw. Fluchtmodus gestellt, produziert der Körper vorsorglich Schweiß, um einer möglichen Überhitzung vorzubeugen.
Zum (sozialen) Problem wird Schwitzen dann, wenn es übermäßig auftritt, z. B. bei der anlagebedingter Hyperhydrose. Übermäßiges Schwitzen ist aber auch ein unspezifisches Symptom vieler Erkrankungen, etwa bei der Schilddrüsenüberfunktion, der Akromegalie und in Form von Nachtschweiß bei vielen Tumoren.
Keine Sorgen machen müssen sich Frauen in hormonellen "Ausnahmesituationen" wie den Wechseljahren oder unmittelbar vor der Periode. Dann ist das Schwitzen hormonell bedingt und verschwindet auch wieder ganz von allein.
Kalter Schweiß – also Schweiß, der bei kühler Haut und ohne Hitzeempfinden auftritt – ist ein typisches Anzeichen für einen Schock, wie er bei Herzinfarkt, starker allergischer Reaktion, aber auch psychischen Ausnahmesituationen auftritt.
Als besonders belastend wird starkes Schwitzen erlebt, wenn er trotz ausreichender Körper- und Kleiderhygiene mit starker Geruchsbildung einhergeht. In diesem Fall sollte eine Bromhidrose abgeklärt werden, also eine Erkrankung, bei der spezielle Bakterien die Haut besiedeln und unangenehmen Geruch produzieren.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Übermäßiges Schwitzen, insbesondere bei seelischer Anspannung (z. B. bei Stress, Angst, Lampenfieber, Schmerzen); vornehmlich an Achseln, Handflächen, Fußsohlen, Stirn; oft Hautrötungen und/oder -schuppungen, v. a. in den Hautfalten (z. B. Achseln, Leisten, Nabel, unter den Brüsten); Hände oft blau-weißlich verfärbt; an den Füßen oft Warzen und/oder schmerzhafte Hornhauterweichungen
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Übermäßiges Schwitzen mit unangenehmem Geruch (muffig, ranzig, käsig, säuerlich); vornehmlich in der Leistenregion, Achseln und/oder an den Füßen ("Stinkfüße"); keine wesentliche Besserung durch häufiges Waschen
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Starkes Schwitzen bei Genuss von bestimmten Speisen, heißen Getränken, größere Mengen Kaffee, Zigaretten und Alkohol
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Übermäßiges Schwitzen bei Medikamenteneinnahme
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Vermehrtes Schwitzen, evtl. Schweißausbrüche (Hitzewallungen) bei Frauen; vor oder während der Monatsblutung; in Schwangerschaft und Wochenbett; in den Wechseljahren
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Übermäßiges Schwitzen bei starkem Übergewicht
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Starkes Schwitzen mit Wachstum von Händen und Füßen; Veränderung der Gesichtszüge mit großem Schädel, breiten Stirnfalten, großer Nase und Ohren
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Vermehrtes Schwitzen, Herzklopfen und Kurzatmigkeit bei geringen Anstrengungen
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Schwitzen mit Fieber
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Schwitzen, v. a. nachts (Nachtschweiß), mit Abgeschlagenheit und verminderter Leistungsfähigkeit; oft Fieber; evtl. Gewichtsverlust; evtl. Gelenkschmerzen; evtl. Hautausschlag; evtl. Lymphknotenschwellungen
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Übermäßiges Schwitzen mit auffallender Wärmüberempfindlichkeit; Nervosität, Händezittern; Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit
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Ständiges oder anfallsweises Schwitzen mit Herzklopfen und Kopfschmerzen; oft Zittern, Nervosität
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Anfallsartiger Schweißausbruch mit Unruhe bei bekanntem Diabetes; Heißhunger, Herzklopfen, Zittern; evtl. Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit
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Plötzlicher Schweißausbruch, Schwindel und Schwarzwerden vor den Augen; Übelkeit, Herzklopfen Ohrensausen; evtl. kurze Bewusstlosigkeit
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Kalter Schweiß und auffallend graue, kühle Haut; Zittern, Unruhe, Angst; evtl. Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit
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Übermäßiges Schwitzen, insbesondere bei seelischer Anspannung (z. B. bei Stress, Angst, Lampenfieber, Schmerzen); vornehmlich an Achseln, Handflächen, Fußsohlen, Stirn; oft Hautrötungen und/oder -schuppungen, v. a. in den Hautfalten (z. B. Achseln, Leisten, Nabel, unter den Brüsten); Hände oft blau-weißlich verfärbt; an den Füßen oft Warzen und/oder schmerzhafte Hornhauterweichungen
Ursache:
Hyperhidrose, anlagebedingte, erbliche Schwitzneigung bei 5 % der Bevölkerung
Maßnahme:
- Bei Gelegenheit zum Hausarzt, wenn Sie die Beschwerden nicht selbst in den Griff bekommen
Selbsthilfe:
- Luftdurchlässige Kleidung und Schuhe, Achseln rasieren
- Ausdauersport, Wechselduschen, Sauna
- Antihydral®-Salbe, Präparate mit Aluminiumchlorid oder Gerbstoffen (z. B. Tannolact® Puder)
- Scharfe Gewürze, heiße und koffeinhaltige Getränke, Alkohol und üppige Mahlzeiten verstärken das Schwitzen
Übermäßiges Schwitzen mit unangenehmem Geruch (muffig, ranzig, käsig, säuerlich); vornehmlich in der Leistenregion, Achseln und/oder an den Füßen ("Stinkfüße"); keine wesentliche Besserung durch häufiges Waschen
Ursache:
- Bromhidrose
Maßnahme:
- Bei Gelegenheit zum Hausarzt
Selbsthilfe bei Stinkfüßen:
- Überschüssige Hornhaut abfeilen, viel barfuß laufen, geruchshemmende Einlegesohlen (z. B. Zedernholz)
- Wechselfußbäder, Fußbäder mit Gerbsäure (z. B. Tannosynt®), Fußpuder
Starkes Schwitzen bei Genuss von bestimmten Speisen, heißen Getränken, größere Mengen Kaffee, Zigaretten und Alkohol
Ursachen:
- Gustatorisches Schwitzen
- Wirkung von Koffein, Nikotin oder Alkohol
Selbsthilfe:
- Konsum von Kaffee, Zigaretten und Alkohol reduzieren
Übermäßiges Schwitzen bei Medikamenteneinnahme
Ursache:
- Nebenwirkung einiger Medikamente wie Betablocker, Antidepressiva, Schilddrüsenhormone, Kortisonpräparate
Maßnahme:
- Beim nächsten Arztbesuch ansprechen, wenn Sie diese Nebenwirkung auf dem Beipackzettel eines verordneten Medikaments finden
Vermehrtes Schwitzen, evtl. Schweißausbrüche (Hitzewallungen) bei Frauen; vor oder während der Monatsblutung; in Schwangerschaft und Wochenbett; in den Wechseljahren
Ursache:
Folge hormoneller Schwankungen, z. B. bei
Maßnahme:
- Bei Bedarf zum Frauenarzt
Selbsthilfe:
- Luftdurchlässige Kleidung, angezogen im Zwiebelprinzip
- In den Wechseljahren Präparate mit Cimicifuga (z. B. Remifemin®)
Übermäßiges Schwitzen bei starkem Übergewicht
Ursache:
- Gestörte Wärmeregulation durch vermehrtes Unterhautfettgewebe bei Übergewicht oder Adipositas
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zum Hausarzt, wenn Sie Hilfe beim Abnehmen brauchen
Selbsthilfe:
- Regelmäßige körperliche Aktivität, Ernährungsumstellung
Starkes Schwitzen mit Wachstum von Händen und Füßen; Veränderung der Gesichtszüge mit großem Schädel, breiten Stirnfalten, großer Nase und Ohren
Ursache:
- Akromegalie
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zum Hausarzt
Vermehrtes Schwitzen, Herzklopfen und Kurzatmigkeit bei geringen Anstrengungen
Ursachen:
- Herzinsuffizienz
- Blutarmut (Anämie)
- Mangelernährung, z. B. bei Magersucht
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Hausarzt
Schwitzen mit Fieber
Ursachen:
- Abgabe überschüssiger Körperwärme bei sinkendem Fieber
- Schwere Infektionskrankheiten wie Blutvergiftung (Sepsis), Malaria
Maßnahme:
- Am selben Tag zum Arzt, wenn Sie keine Erklärung für das Fieber haben, das Fieber über 40 °C steigt oder länger als 3 Tage anhält
Selbsthilfe:
- Viel trinken, Wadenwickel
Schwitzen, v. a. nachts (Nachtschweiß), mit Abgeschlagenheit und verminderter Leistungsfähigkeit; oft Fieber; evtl. Gewichtsverlust; evtl. Gelenkschmerzen; evtl. Hautausschlag; evtl. Lymphknotenschwellungen
Ursachen:
- Chronische Infektionskrankheit z. B. Tuberkulose, HIV; auch eine Virusgrippe kann sich so ankündigen
- Krebs, insbesondere Blutkrebs z. B. Leukämie, Plasmozytom, andere maligne Lymphome
- Rheumatologische Erkrankungen wie Lupus erythematodes, Rheumatoide Arthritis
- Herzinnenhautentzündung (Endokarditis)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Hausarzt
Übermäßiges Schwitzen mit auffallender Wärmüberempfindlichkeit; Nervosität, Händezittern; Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit
Ursache:
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Hausarzt
Ständiges oder anfallsweises Schwitzen mit Herzklopfen und Kopfschmerzen; oft Zittern, Nervosität
Ursachen:
- Seltene, hormonproduzierende Tumoren, z. B. Phäochromozytom, Karzinoid
- Entzugssyndrom, z. B. bei Alkohol- oder Drogenabhängigkeit
- Angsterkrankung, Panikattacke
- Larvierte Depression
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Hausarzt
Anfallsartiger Schweißausbruch mit Unruhe bei bekanntem Diabetes; Heißhunger, Herzklopfen, Zittern; evtl. Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit
Ursache:
- Wiederkehrende Unterzuckerung (Hypoglykämie)
Maßnahme:
- Notarzt rufen bei eingetretener Bewusstlosigkeit
Erstmaßnahme:
- Bei vorhandenem Bewusstsein Süßgetränke, aufgelösten Traubenzucker, oder Fruchtsaft trinken lassen oder einflößen
Plötzlicher Schweißausbruch, Schwindel und Schwarzwerden vor den Augen; Übelkeit, Herzklopfen Ohrensausen; evtl. kurze Bewusstlosigkeit
Ursachen:
- Orthostatische Dysregulation, etwa bei plötzlichem Lagewechsel oder langem Stehen; begünstigend wirkt Hunger oder Schlafmangel
- Vasovagale Synkope, etwa bei Erschrecken, Schmerz, Heben schwerer Lasten, Husten, Lachen nächtlichem Toilettengang
- Herzrhythmusstörungen
- Entzugssyndrom bei Alkoholabhängigkeit und Drogensucht
- Panikattacke, Dissoziative Störung
Maßnahmen:
- Notarzt rufen, wenn die Ohnmacht länger als eine Minute anhält
- In den nächsten Tagen zum Hausarzt, wenn gehäuft Ohnmachtsanfälle auftreten
Erstmaßnahme:
- Betroffenen sofort flach hinlegen, Beine hochlagern
Kalter Schweiß und auffallend graue, kühle Haut; Zittern, Unruhe, Angst; evtl. Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit
Ursache:
Schock, z. B. bei
- Herzinfarkt
- Starkem Blutverlust, schwerer Allergie
- Entzugssyndrom bei Alkoholabhängigkeit und Drogensucht
Maßnahme:
- Notarzt rufen
Erstmaßnahme:
- Betroffenen sofort flach hinlegen, Beine hochlagern
Ihre Apotheke empfiehlt
Richtige Kleidung.
Locker anliegende Kleidung aus natürlichen Fasern wie Baumwolle sorgen dafür, dass die Luft gut zirkulieren kann und Feuchtigkeit schnell abtransportiert wird. Zudem bilden sich anders als bei eng anliegender Kleidung weniger schnell Schweißflecken, sodass das Schwitzen von anderen nicht so rasch bemerkt wird. Ein häufiges Waschen der Kleidung verhindert, dass sich Bakterien vermehren, die sonst für eine unangenehme Geruchsentwicklung sorgen. Wer unter plötzlichen Schweißausbrüchen leidet (etwa in den Wechseljahren), profitiert vom Zwiebellook, um schnell auf das veränderte Temperaturempfinden zu reagieren.
Richtige Ernährung.
Übergewicht ist häufig mit vermehrtem Schwitzen vergesellschaftet, weil durch das ausgeprägte Unterhautfettgewebe die Thermoregulation gestört ist. Tipps rund ums gesunde Abnehmen finden Sie unter der Rubrik "Ernährungsmedizin". Doch auch Koffein, Nikotin und Alkohol regen durch ihre Wirkung aufs Nervensystem die Schweißproduktion an. Schwitzen durch scharfe Speisen hingegen ist ein Reflex auf den starken Reiz im Mund und hält meist nur kurz an.
Kosmetische Produkte.
Deodorants werden inzwischen in so vielen Varianten angeboten, dass meist nur Ausprobieren hilft, um das für sich passende Produkt zu finden. Allerdings wirken nur Antitranspirants direkt auf die Schweißdrüsen und verringern so die Schweißmenge. Die meist aluminiumhaltigen Produkte sind umstritten, weil sie – bisher wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt – mit Brustkrebs und Alzheimer in Verbindung gebracht werden. Gegen unangenehmen Geruch helfen auch Deos mit antimikrobieller Wirkung. Hier haben Sie die Wahl zwischen natürlichen Keimhemmern wie Hopfen und Melisse und industriell hergestellten Wirkstoffen wie Chlorhexidin und Triclosan.
Ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Wer stark leidet, kann in Absprache mit seinem Arzt Maßnahmen erwägen, um seine Schweißdrüsen "auszuschalten". Machen Sie sich aber bewusst, dass dazu geeignete Wirkstoffe wie etwa Bornaprin erhebliche Nebenwirkungen haben (sie werden sonst bei schweren Erkrankungen wie Parkinson eingesetzt!). Auch Botox-Injektionen unterdrücken die Schweißproduktion für etwa 6 Monate – sind aber relativ teuer.